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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Mehr als Fitness und Abnehmen

    Pfarrer i. R. Josef Wirth hat durch das Fasten erkannt, dass man zum Leben nicht viel braucht, und dass man vieles gelassener sehen sollte. „Wir leben eigentlich unvernünftig und essen zum Beispiel, auch wenn wir keinen Hunger haben.“ Es gibt aber auch andere Formen des Fastens, zum Beispiel auf lieb gewonnene Gewohnheiten verzichten oder das bewusste Sparen von Strom und Benzin wie beim CO2-Fasten.
    Fasten ist modern, so vermitteln es die Medien. Begriffe wie Heilfasten, Dinkelbrot-Fasten, Suppen-Fasten oder Molke-Fasten gehen in diesen Tagen durch die Gesundheitsmagazine der Fernsehsender, Zeitschriften und Zeitungen. Viele wollen ihren Körper entschlacken und überflüssige Pfunde loswerden. Die Besinnung auf den Glauben, wesentliches Element des christlichen Fastens, gerät allerdings zwischen Fitnesstraining, Molkedrink und strenger Diät oft in Vergessenheit. Doch sowohl mit altbewährten Fasten-Traditionen wie auch mit neuen Ideen kann man das christliche Fasten wieder neu entdecken.

    Die Heilfastenkur zum Beispiel ist eine sehr intensive Form des Fastens. Sie dauert meistens eine Woche und führt zu sensibleren körperlichen und geistigen Wahrnehmungen. „Man nimmt beispielsweise Musik intensiver wahr“, sagt Hauswirtschaftsmeisterin Christine Löffler. „Es gibt sogar Menschen, die nach diesem Zustand süchtig werden“, erläutert die Ehrnährungsfachfrau, die Kochkurse beim Verbraucher-Service Bayern des Katholischen Deutschen Frauenbundes im Matthias-Ehrenfried-Haus hält. Bevor die Fastenwoche beginnt, wird der Körper auf die meist ausschließlich flüssige Kost vorbereitet und später wieder langsam auf feste Nahrung umgestellt. „Man sollte vorher mit seinem Arzt klären, ob Herz und Kreislauf der Prozedur gewachsen sind“, rät Löffler.

    Man braucht nicht viel
    Für Pfarrer i.R. Josef Wirth in Höchberg (Dekanat Würzburg links des Mains) ist das Heilfasten seit 21 Jahren fester Bestandteil seines Lebens. „Dadurch erkennt man, dass man zum Leben nicht viel braucht, und dass man vieles gelassener sehen sollte“, sagt er. „Wir leben eigentlich unvernünftig und essen zum Beispiel, auch wenn wir keinen Hunger haben.“ Zum ersten Mal fastete er in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Bad Neustadt, als er dort als Seelsorger wirkte, im Rahmen der damaligen Misereor-Aktion „Fasten für Gerechtigkeit“. Auch in seinem jetzigen Wohnort Höchberg leitet er regelmäßig Fastengruppen, die sich eine Woche lang jeden Abend im Pfarrheim Mariä Geburt zum Austausch und zur Meditation treffen. In diesem Jahr fastet er mit seiner Gruppe unter dem Motto „Aussteigen oder einsteigen?“. Auch eine Ärztin nimmt teil und berät die Fastenden.
    Im Caritas-Kurhaus Bad Bocklet (Dekanat Bad Kissingen) leitet Kur- und Gästeseelsorger Siegfried Bauer in der Fastenzeit jeweils sechstägige Kurse zum Thema „Heilfasten und Meditation“. „Das sind intensive, ganzheitliche Exerzitien, die Körper Geist und Seele heilen“, erklärt er. Die Teilnehmer arbeiten während den Meditationen und Reflektionsrunden oder in Einzelgesprächen Schuld, Trauer oder Verletzungen auf. „In den Kursen geht es neben dem körperlichen Fasten um geistige Nahrung, die die Gäste durch Beten mit Leib und Seele erhalten“, sagt Pfarrer Bauer. Außerdem besprechen die Teilnehmer Heilungsgeschichten aus der Bibel. Während der Kurse sollen die Heilfastenden eine neue Beziehung zu sich selbst und ihren Mitmenschen aufbauen und neue Lebensenergie für den Alltag sammeln.
    Fasten im Alltag kann auch der Verzicht auf die Lieblings-Süßigkeit oder andere Genussmittel wie zum Beispiel das Glas Wein zum Essen sein. Wer über sein Ess- und Naschverhalten nachdenkt, entdeckt schnell lieb gewonnene Gewohnheiten wie den Schokoriegel für zwischendurch oder die Chipstüte beim abendlichen Krimi. Auch Christine Löffler hat ihren Speiseplan unter die Lupe genommen und die eigenen Nasch-Schwächen entdeckt: „Ich verzichte von Aschermittwoch bis Ostern auf meinen täglichen Bohnenkaffee und auf mein geliebtes Stückchen Kuchen dazu“, sagt sie. Stattdessen greift sie zu Mineralwasser oder Tee und ersetzt den Kuchen durch Obst oder Gemüse.

    CO2-Fasten
    Zum bewussten Verzicht auf Strom und Benzin rufen seit Aschermittwoch die Kirchliche Jugendarbeit (kja) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Diözese Würzburg mit ihrer „CO2-Fastenaktion“ auf (siehe Sonntagsblatt Nr. 6 vom 10. Februar 2008). „Für uns Christen ist der Erhalt der Schöpfung eine biblische Verantwortung. Die Fastenzeit ermöglicht es uns, unser Leben neu in den Blick zu nehmen und eingefahrene Gewohnheiten zu ändern“, erklärt dazu Diözesanjugendpfarrer Thomas Eschenbacher. In Faltblättern und im Internet geben die Veranstalter Tipps zum Strom- und Benzinsparen im Alltag. Das dabei gesparte Geld sollen die Teilnehmer für das Projekt „Solarstrom für Mbinga“ spenden, um damit in der Partnerdiözese Dieselgeneratoren durch Solarstromanlagen zu ersetzen. Dafür hat die Bischöfliche Finanzkammer ein Spendenkonto bei der Liga-Bank Würzburg (Nr. 3000001, BLZ 75090300, Spendenvermerk: Mbinga/Solaranlage) eingerichtet.
    Von den alt bekannten Fastenspeisen rät Christine Löffler ab. Gerichte wie Rohrnudeln mit Vanillesoße, falsche Prinzregententorte mit Eiern, Butter und Rahm, Zanderfilet in Rieslingrahm oder Spinatauflauf seien sehr fett- und kalorienreich. Sie hätten in früherer Zeit genügend Nährstoffe für die schwere Arbeit auf dem Land gegeben. Im Büroalltag seien diese fetten Gerichte nicht mehr zeitgemäß, findet sie und sagt: „Ich werde mich in der Fastenzeit mit den Menschen der Dritten Welt solidarisch zeigen und mich mit ihren Hauptnahrungsmitteln, den Hülsenfrüchten, ernähren. Natürlich ohne Spätzle und knackige Würstchen.“ Für die Sonntagsblattleser hat sie zum Nachkochen ein leicht gelingendes Gericht ausgewählt.