MILTENBERG. „Vaya con Dios – geh mit Gott“ rief Pfarrer Ulrich Boom zum Abschied sich selber und seiner Miltenberger Gemeinde zu. „Vaya con Dios“, so heißt ein Schiff, das Boom von seinem Miltenberger Pfarrhaus aus des öfteren am Main vorbei-fahren sah. Diesem „Geh mit Gott“ möchte er ein „Aber gehe! Und zwar auf dem Weg des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe“ hinzufügen. In einem feierlichen Gottesdienst bedankte sich der künftige Würzburger Weihbischof für die acht Jahre, die er in der Pfarrei St. Jakobus der Ältere verbracht hatte.
"Mit einem Pilgerstab war ich bei meinem Amtseintritt in diese Kirche eingezogen, jetzt werde ich noch oft mit einem Stab in eine Kirche einziehen, sicherlich auch hier in Miltenberg“, so begann Boom seine letzte Predigt als Pfarrer in Miltenberg. Die wichtigste Botschaft, die Christen zu verkünden hätten, sei, dass wir von Gott geliebt und angenommen werden, betonte er. Diese Liebe müsse man weitergeben, denn „gehortete Liebe verfault, endet in Selbstbespiegelung und Selbstgefälligkeit.“ Dies sagte er auch mit Blick auf die künftige Pfarreiengemeinschaft. „Wir sind immer eine Gemeinde für die Welt, nicht für uns selbst“, rief Boom seinen Zuhörern zu. Das in den Blick zu nehmen, gebe dem Denken Weite und gelte für eine Pfarreiengemeinschaft genauso wie für die Leitung der Diözese und der Weltkirche. Nahrung erhalte die Liebe der Christen aus der Heiligen Schrift und aus den Sakramenten. Diese seien für ihn nicht nur Ritus, der irgendwie vollzogen werde, sondern vor allem lebendige Zeichen der Nähe Gottes.
Glöckchenzug der Kinder
Die mutige Aktion des Priesters, als er im Juli 2006 gegen eine NPD-Kundgebung die Glocken läuten ließ, hat sich stark ins Gedächtnis vieler Menschen geprägt. Diese Aktion griff eine große Schar von Kindern aus dem pfarreieigenen Kindergarten „Maria Hilf“ mit ihren Erzieherinnen auf, als sie am Ende des Gottesdienstes mit kleinen Glöckchen ausgerüstet nach vorne zogen. Dort sangen sie ein Lied, in dem es unter anderem hieß: „Miltenberg weiß längst Bescheid, Pfarrer Boom wird bald geweiht. Bischof Ulrich du wirst sehn: In Würzburg ist es auch sehr schön. Auf allen deinen Bischofswegen wünschen wir dir Got-tes Segen. Darum lasst die Glocken läuten, sagt es weiter allen Leuten: Bischofs Fahrrad steht bereit, zu fahrn in eine neue Zeit.“ Sichtlich gerührt nahm der Seelsorger eine selbst getöpferte Glocke und ein Bild entgegen, das ihn neben Bischof Nikolaus und Bischof Martin als Weihbischof Ulrich zeigt.
Spirituell und kunstsinnig
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Helmut Schwab und dessen Stellvertreterin, Elli Keller, erinnerten in ihren Ansprachen noch einmal an das fruchtbare Wirken Booms in den vergangenen acht Jahren an. So hätte sich sein Kunstsinn unter anderem in der viel gelobten Renovierung der Pfarrkirche und in der Anschaffung der neuen Orgel niedergeschlagen. Auch habe er viele spirituelle Akzente gesetzt, die sich beispielsweise in Glaubenskursen, Fastenpredigten, Einkehrtagen für den Pfarrgemeinderat und Pilgerfahrten nach Rom und Santiago de Compostela widerspiegelten. „Sie hinterlassen viele sichtbare und unsichtbare Spuren“, fasste Keller das Wirken Booms zusammen.
Von der Pfarrjugend wurde Boom unter anderem ein Fotoalbum überreicht, das mit guten Wünschen der Ministranten angereichert war. Da traf Frommes wie „Ich wünsche dir, dass du nie alleine bist“ auf ganz Weltliches wie: „Ich wünsche dir, dass es in Würzburg genauso guten Wein gibt wie in Miltenberg.“ Ein Patchwork-Kissen soll ihn in seinem neuen Amt daran erinnern, dass man auch immer wieder mal seine Ruhe braucht. Musikalisch war der Gottesdienst vom Kirchenchor gestaltet worden. Dieser wartete nach der Kommunion auch mit einer Überraschung für Pfarrer Ulrich Boom auf. Mit Hilfe von Spendengeldern war die Orgel kürzlich mit dem Register „Nachtigall“ nachgerüstet worden, und das sorgte dafür, dass beim Orgelpräludium erstmals ein munteres Vogelgezwitscher im Gotteshaus ertönte. Pfarrer Boom quittierte die neuen Töne mit einem Schmunzeln und dem Kommentar „Nachtigall, ich hör dir trapsen“. In seinen Dankesworten betonte Boom, dass mit Kaplan Stefan Michelberger, der die Pfarradministration übernimmt, und mit dem Seelsorgeteam und dem Pfarrbüro eine gute Mannschaft da sei, um die Gemeinde durch die pfarrerlose Zeit zu führen. Beim anschließenden Neujahrsempfang der Stadt Miltenberg im Alten Rathaus bedankte sich auch Oberbürgermeister Joachim Bieber für das Wirken Booms. Dessen Glockenaktion sei nicht nur eine unbezahlbare Werbeaktion für die Stadt gewesen, sondern habe vor allem auch die Frage nach dem Wert des Gewissens neu in die Diskussion gebracht. Als „Mann der Worte und Taten“ hätte man Boom in Miltenberg erlebt. Deshalb habe der Stadtrat auch beschlossen, ihm als Andenken den Bischofsring zu stiften. Außerdem bekam Boom eine Auswahl von regionalen Produkten, darunter auch einen Kasten Festbier einer heimischen Brauerei, auf dessen Flaschen das Porträt des künftigen Weihbischofs auf dem Etikett verewigt ist.