Das hat nicht jeder: Zum Abschied erhält Bischof Friedhelm ein eigenes Musikstück – einen Marsch. Komponiert und verfasst hat den Paul Damjakob.
Während der frühere Würzburger Domorganist auf seiner zimmerdeckenhohen Hausorgel die Melodie des „Würzburger Bischofsmarschs“ ganz ohne Noten aus dem Kopf spielt und dazu singt, malt er sich im Kopf aus, wie sich der Geehrte über das Abschiedsgeschenk freut. „Mit Musik wird einem doch manches leichter“, sagt Damjakob.
Das Komponieren geht dem 77-jährigen Organisten, der auch heute noch jeden Mittag um 12 Uhr zu den Mittagsmeditationen im Kiliansdom auf der Orgel improvisiert, leicht von der Hand. Der Marsch für Bischof Friedhelm ist nicht der erste, den Damjakob einer bestimmten Person gewidmet hat. Auch Kardinal Marx, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und vor kurzem Margit Rotter vom Diözesanbüro hat der Musiker bereits so geehrt.
Das Gerüst für den feierlichen Einzugsmarsch für Papst Johannes Paul II. ins Berliner Olympiastadion 1996 ist während eines Würzburg-Besuchs des Berliner Domorganisten spontan entstanden: Damjakob schickte seinen Gast nach dem Mittagessen zu einem Spaziergang auf die Festung. Als der zurückkam, überraschte er ihn mit einer beinahe fertigen Komposition.
Heiter und ernst
Besonders den volkstümlichen Ton, den die Gattung des Marsches zulässt, schätzt Damjakob. So leicht und beschwingt der im „Würzbur-ger Bischofsmarsch“ daherkommt, geht es Damjakob jedoch nicht nur darum, dem Bischof zu danken, ihn und die Gläubigen mit dem Lied zu erfreuen. Auch Trost über den Abschied und das spätere Alleinesein spielen eine Rolle. „Hilfreich ist die Marsch-Musik, / die ans Herz uns geht! Nach / 'nem schönen Marsch ist / meist der größte Schmerz / verweht“, heißt es dazu im Text.
Überhaupt ist die Vergänglichkeit ein zentrales Motiv. Doch Werk und Wirken des Bischofs werden überdauern, ist sich der Komponist sicher. Als Beispiel lobt der Vorsänger in dem Marsch die große Reliquien-Prozession mit den drei Würzburger Heiligen, deren Verlauf Bischof Friedhelm geändert hat. Seit zehn Jahren führt sie nun farbenfroh von St. Burkard, der ältesten Kirche des Bistums, zum Dom über die Alte Mainbrücke. „Ewig bleib sie Tradition, mag er auch nicht mehr sein“, heißt es in dem Text zum Marsch.
Kölsche Jong
Auch eine kräftige Portion humoristischer Würze und Ironie helfen dabei, dem Schmerz den Stachel zu nehmen. In einer Passage erinnert das Lied an die Amtseinführung des Bischofs im September 2004, als der Rheinländer spontan mit einem „Isch bin platt“ auf den mit Menschen gefüllten Kiliansplatz reagierte. Selber im Rheinland aufgewachsen, dient dem gebürtigen Holländer Damjakob der Dialekt dazu, den „Kölsch-Import“ etwas auf die Schippe zu nehmen und ermöglicht am Schluss ein vom Chor gesprochenes, ganz und gar persönlich gemeintes „Mach et joot, Jong!!“.
Dass auch der Bischof darüber lachen kann, ist sich der Komponist sicher: Die Melodie hatte Damjakob bereits für einen Marsch zu dessen 70. Geburtstag komponiert. Damals habe sich der „Kölsche Jong“ nicht lange geziert und das Lied bei einem kleinen Umtrunk im Refektorium des Priesterseminars mit kräftiger Stimme mitgesungen und sich später handschriftlich für „mein Lied“ und den „gelungenen Marsch“ bedankt. Warum sollte es diesmal anders sein?
Christian Ammon