Liebe miteinander leben
Auch heuer sind wir wieder von Funk und Fernsehen schnell und umfassend über Sivesterfeiern weltweit informiert worden. Die regionalen Zeitungen berichteten allerdings gleich danach über eher unangenehme Begleiterscheinungen, über Schlägereien, mutwillige Sachbeschädigungen – und über minderjährige Jugendliche, die mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. „Saufen, bis der Arzt kommt“ ist eine Redewendung, die inzwischen schon fast zum Alltag gehört. Und die Betroffenen werden immer jünger. Alkoholverbote für Jugendliche werden gefordert. Doch solche Vorschläge greifen zu kurz, zielen nur auf die Folgen, nicht auf die Ursachen. Selbst Haushaltspolitiker müssten sich inzwischen fragen, warum Jugendliche in den Suff oder in Drogen und lebensgefährlichen Kicks flüchten. Denn dass Rettungseinsätze und Therapien viel Geld kosten, alkoholgeschädigte Jugendliche nur schwer in ein normales Arbeitsleben zu integrieren sind, ist abzusehen. Eine Antwort gibt die Bischofskonferenz zum Familiensonntag mit dem Motto „Liebe miteinander leben“. Betroffene Jugendliche greifen nicht grundlos zur Flasche, sondern leiden meist am sinnlosen Leben ohne Perspektiven, ohne Liebe. Lange genug hat man in der Gesellschaft dem Individuum gehuldigt. Dass aber ein Mensch auf den anderen angewiesen ist, ja sich als Mensch über die Beziehung zum anderen definiert, diese Erfahrung blieb dabei unbeachtet. Und diese Erfahrung lässt sich am ersten und besten in der Familie einüben. Die Kirche mahnt, dass eine Gesellschaft, die die Vision „Liebe miteinander leben“ sträflich vernachlässigt, irgendwann auseinander bricht. Ohne gegenseitige soziale Verantwortung kann ein Gemeinwesen auf Dauer nicht funktionieren. Die Familie ist und bleibt die Keimzelle der Gesellschaft. Hier können Kinder und Jugendliche Liebe erfahren, die sie dann als Achtsamkeit und Mitgefühl an andere weitergeben. Leider gibt es diesen Idealfall immer seltener. Deshalb sollten alle Verantwortlichen in Kirche wie Politik die Familie – in all ihren Formen – schützen, ihren Mitgliedern beistehen.