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      Leidenschaft für die Sache Jesu

      So wie die Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf in diesem Jahr inszeniert sind, warten beileibe nicht nur eine 2000 Jahre alte steinerne Stadt und eine ebenso alte Geschichte auf die Zuschauer. Die Premiere am 24. Juni hat vielmehr bewiesen: Die Geschichte vom Leben, Leiden und Sterben Jesu wird von den 320 Laien-Schauspielern und 120 Helfern aus dem 700-Einwohner-Dorf so lebendig gezeigt, dass sie auch heute die Menschen anspricht und berührt.
      Das bewies der langanhaltende Applaus, den die Premierenzuschauer am Ende des mehr als dreistündigen Theaterstücks auf der Freilichtbühne in Sömmersdorf nahe Schweinfurt den Darstellern spendeten. Diese hatten mit einem englisch gesungenen „Vater unser“ – „Our Father“ – eine beeindruckende Vorstellung beendet.   Nicht wenige Zuschauer hatten Tränen in den Augen, so anrührend dargestellt wurde das Schicksal Jesu, so berührend war das Leiden seiner Mutter Maria oder der Jüngerin Magdalena über seinen Tod. Authentisch wirkten die Gefühle der Darsteller, sie gingen den Zuschauern zu Herzen.  

      Gesamtkunstwerk

      Diese ließen sich auch mitreißen von den Massenszenen, bei denen viele Sömmersdorfer, heutige und ehemalige Dorfbewohner, als Mitglieder des jüdischen Volkes mal für, mal gegen Jesus schrien. Mit „Hosianna“ bejubelten sie ihn beim Einzug in Jerusalem, mit „Kreuzige ihn“ forderten sie wenig später seinen Tod.   Auch die neue Opulenz mancher Szenen, etwa der Palast eines Königs Herodes mit Tänzerinnen und zwei Kamelen, sorgte für Aufsehen. Es war nicht nur die professionelle Schauspielkunst der Laien, es waren die Ausstattung, die Kostüme, das Bühnenbild und die live gespielte Musik, die die Zuschauer begeisterten. Das Gesamtkunstwerk eben. Auf die Beine gestellt von ehrenamtlichen, aber professionell auftretenden Spielern, die als Gage lediglich Essen und Getränke erhalten.   Die beiden Regisseure Marion Beyer und Hermann J. Vief hatten schon bei den letzten Passionsspielen 2013 für viele neue Impulse gesorgt. Jetzt hatten sie die Darsteller in ihrer Ausdrucksstärke noch einmal gesteigert.  

      Emotional stark

      Ein Jesus (Tobias Selzam) erreichte in seiner ruhigen Art mit emotionalen Stärken die Zuschauer. Ein Judas (Frank Greubel) verdeutlichte glaubwürdig, wie er sich vom Anhänger zum Verräter Jesu wandelte. Ein Hoherpriester Kajaphas (Norbert Mergenthal) zeigte, wie sich die alte Ordnung, die eigene Macht durch Jesus bedroht fühlte, ein Satan (Marius Mergenthal) war immer schaurig, aber still präsent, wenn das Böse agierte.   Mit einer neuen Szene, der Begegnung Jesu mit der Frau aus Samaria, griff die Regie zudem das aktuelle Thema „Fremdenfeindlichkeit“ auf.   Zum „Gesamtpaket Sömmersdorf“ kam in diesem Jahr neben dem Schauspiel eine weitere Attraktion hinzu: Ein neues, freitragendes Dach über den Zuschauerraum. Die 50 mal 50 Meter große Stahlkonstruktion mit einer Zeltmembran wölbt sich elf Meter hoch über den 1950 Sitzplätzen und schützt so die Gäste vor Sonne und Regen. Das beeindruckende Bauwerk hatte die Verantwortlichen des Vereins, die Planer, Statiker und Baufirmen bis aufs Äußerste gefordert.  

      Zusammenhalt

      Nicht nur die Finanzierung des Projekts – inklusive der neuen Licht- und Tontechnik sowie des Brandschutzkonzepts mit Kosten von 2,8 Millionen Euro – war ein Kraftakt. Auch die Bauarbeiten selbst stellten angesichts der Kürze der Zeit eine Herausforderung dar. Begonnen werden konnten sie erst im Dezember, beendet wurden sie am letzten Tag vor der Premiere.   Da hatte sich wieder einmal der Zusammenhalt der Sömmersdorfer bewiesen, die 50 Mann stark rund um die Bühne letzte Hand am Platz anlegten und ihn stilgerecht orientalisch aufbereiteten: mit Sackleinen und Schilfrohrmatten am Zaun, mit Beduinenzelt oder Teppichen auf Sitzgelegenheiten. Auch die Speisen und Getränke sind orientalisch angehaucht: mit Sinaipfanne oder Hermonschale, mit Nazarener-Weißwein oder Magdala-Rotwein.   Auch wenn der Generalvikar der Diözese, Thomas Keßler, beim Empfang nach der Vorstellung zugeben musste, noch nie bei den Passionsspielen in Sömmersdorf gewesen zu sein: Er war genauso beeindruckt wie die große Schar der Ehrengäste aus Politik, Kirche und Verbänden. Das Motto „Eine Geschichte, ein Dorf, eine Leidenschaft“ zeige, wie die Liebe Gottes hier konkret werde, meinte Thomas Keßler.   Nicht nur der Generalvikar drückte seinen Respekt gegenüber dem Dorf, seinem Verein und dem Vorsitzenden Robert König aus. Dieser gab das Lob weiter an seine Spieler, Helfer und Mitglieder. „Ich hoffe, dass sich die Leidenschaft für die Sache Jesu auf die Zuschauer überträgt“, war sein Wunsch. Silvia Eidel