Diese Haltung scheint nicht mehr weit verbreitet zu sein, wenn man sieht, was heute alles weggeworfen wird, und liest, dass laut einer 2019 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichten Studie hierzulande jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll landen. Gott sei Dank gibt es inzwischen verschiedene Initiativen, die dieser Verschwendung den Kampf angesagt haben. Sie versuchen, noch genießbare Lebensmittel zu verwerten, wie etwa die Tafeln, die dafür sorgen, dass Lebensmittel, die der Handel als nicht mehr verkaufsfähig aussortiert, nicht vernichtet werden, sondern Bedürftigen zugute kommen.
Wieder andere machen mit bewusst provokanten „Rettungsaktionen“ darauf aufmerksam, dass trotzdem immer noch zu viele Lebensmittel in der Mülltonne landen. Damit landen sie dann nicht nur in den Schlagzeilen, sondern bisweilen sogar vor Gericht wie etwa der Nürnberger Jesuit Jörg Alt. Sie sind Vorreiter für Projekte wie den „Fairteiler“ im Würzburger Kilianeum (Beitrag in der aktuellen Ausgabe).
Aber sollte ein sorgsamerer Umgang mit Lebensmitteln nicht inzwischen Sache aller sein, und nicht nur einiger Engagierter – allein schon im Blick auf die aktuelle Preisentwicklung? Zudem verbrauchen Produktion, Lagerung, Transport und Präsentation von Lebensmitteln auch Energie. Mit der sollen wir ja ebenfalls sparsam umgehen. Jeder und jede ist gefragt – und kann auch einen Beitrag leisten: durch das Einkaufsverhalten, durch Änderung von Gewohnheiten, durch Reduzierung der eigenen Ansprüche ... Denn sorgsamerer Umgang mit Lebensmitteln heißt auch, von der Erwartung Abstand nehmen, dass immer alles im Überfluss und gewohnter Auswahl im Supermarkt oder auch beim Bäcker vorhanden ist, und das sogar noch bis kurz vor Ladenschluss.
Wolfgang Bullin