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      Klaus Wittstadt – eine Würdigung

      Lebendige Kirchengeschichte

      Klaus Wittstadt – eine Würdigung
      Nach einer schweren Operation ging es ihm wieder besser. Er war munter und voller Pläne für seine Arbeit als Hochschullehrer, die sein Lebenselexier war. Doch es sollte anders kommen. Im Alter von 66 Jahren ist Professor DDr. Klaus Wittstadt am 2. März gestorben. Bis 1998 hatte er den Lehrstuhl für Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der Neuesten Zeit inne. Danach übernahm er den Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit. Er galt als einer der beliebtesten Professoren Würzburgs. Drei Eigenschaften zeichneten ihn ganz besonders aus: Er war ein freundlicher und liebenswürdiger Mensch, ein engagierter Wissenschaftler und ein pastoral denkender Hochschullehrer. Eine Mischung, die Generationen von Studentinnen und Studenten sogar am Montag früh um 8 Uhr in die Vorlesung lockte, und ihn im ganzen Bistum bekannt machte.
       
      Zuallererst war Wittstadt ein freundlicher und liebenswürdiger Mensch. Ich hatte in den vergangenen 20 Jahren in ganz verschiedenen Funktionen mit ihm zu tun: als Student, als wissenschaftliche Hilfskraft, als Doktorand und später als Redakteur. So gut wie nie erlebte ich ihn mürrisch, schlecht gelaunt oder gar unhöflich. Man fühlte sich willkommen und ernst genommen bei Klaus Wittstadt. Vor allem, weil diese Herzlichkeit unabhängig von Rang und Status war.
      Wittstadt war aber auch ein engagierter Wissenschaftler. Er betreute zahllose wissenschaftliche Arbeiten – von der Zulassungsarbeit angehender Lehrer bis zur Habilitation künftiger Professoren. Ohne großes Aufheben stellte er sich als wissenschaftlicher Leiter des Diözesanarchivs zur Verfügung. Sehr ergiebig war das von ihm auf den Weg gebrachte und betreute Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Kirche und ländliche Gesellschaft in Mainfranken von der Reformation bis zur neuesten Zeit“. Das Projekt erforschte Ende der 80er Jahre erstmals in einer Langzeitstudie die Wechselwirkung zwischen Glaube und Leben im regionalen Raum.

      Darüber hinaus war Wittstadt ein pastoral denkender Hochschullehrer. Obwohl er gerne und viel forschte, blieb er ein Leben lang vor allem ein Lehrer. Wittstadt war sich nicht zu schade, nach einem langen Arbeitstag an der Universität aufs Land zu fahren und einen historischen Vortrag zu halten – egal ob ihm 50, 100 oder 200 Menschen zuhörten. Seine leidenschaftlichen Referate sind vielen Menschen im Bistum in Erinnerung und trugen dazu bei, Kirchengeschichte auf breiter Basis lebendig werden zu lassen. Gleiches gilt für seine Serie zur Bistumsgeschichte im Würzburger katholischen Sonntagsblatt, die bis heute ein großes Echo findet. Flankiert wurde diese Tätigkeit von seinem Engagement als Vorsitzender des Diözesangeschichtsvereins.
       
      In den vergangenen Jahren arbeitete er viel über das Zweite Vatikanische Konzil. Das „aggiornamento“, das fruchtbare Zusammenspiel von Gegenwart und Vergangenheit, von Glaubensschätzen und Zeitströmungen, entwickelte sich für ihn zu einem Herzensanliegen und der Konzilspapst Johannes XXIII. wurde zu einer Leitfigur für den Weg der Kirche. Ebenso Kardinal Julius Döpfner, dem er mehrere Publikationen würdigte. Zunehmend deutlicher kritisierte Wittstadt in letzter Zeit alle Tendenzen, die Errungenschaften des Konzils zurückzudrängen und sein Heil in einer verklärten Vergangenheit zu suchen.
       
      Bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte referierte er im September vergangenen Jahres – schon von seiner Krankheit gezeichnet – bei einer Tagung katholischer Journalisten in Würzburg zum II. Vaticanum. Seine Bilanz lautete: „Das Konzil hat ein neues, hoffnungsvolles Zeitalter angestoßen: ein Zeitalter der konstruktiven Erneuerung auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens, der verständigen Begegnung und Zusammenarbeit mit der übrigen Christenheit und den anderen großen Religionen, mit der modernen Welt.“ In einem leidenschaftlichen Schlussappell rief er dazu auf, den Geist und die Ideen des Konzils gegen alle Widerstände weiterzutragen – „bis zum Umfallen“. Der Appell war noch leidenschaftlicher und eindringlicher als sonst. Vielleicht ahnte er, dass es sein wissenschaftliches und theologisches Vemächtnis war ...