Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr
    Das Bonifatiusportal für den Dom, wo bleibt es? Besuch im Atelier des Künstlers Heinrich Bücker

    Lange Reifezeit führt zur Lösung

    Das Bonifatiusportal für den Dom, wo bleibt es? Besuch im Atelier des Künstlers Heinrich Bücker
    Verflixte Technik. Geht es nach dem ursprünglichen Zeitplan, dann hätte Heinrich Bückers Bonifatiustor, der neue behindertengerechte Eingang am linken Seitenschiff des Würzburger Kiliandoms, schon längst eingebaut sein sollen. Aber ein 350 Kilogramm schwerer Flügel, der automatisch per Elektromotoren geöffnet wird, diese Technik hatte sich – weil neuartig für eine Kirchentüre dieses Gewichts – als sehr kompliziert erwiesen. Jetzt aber scheint die Sache in trockenen Tüchern zu sein, zumal der TÜV Ende April
    sein „Plazet“ signalisiert habe, wie Matthias Bücker-de Silva, Sohn des Künstlers und dessen rechte Hand in Sachen Organisation und technisches Konzept, bei einem Besuch im Atelier in münsterländischen Vellern bestätigte. So steht der technischen Umsetzung – die laut Bücker trotzdem noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird – nichts mehr im Wege.
     
    Gegosssen wurde das zweiflügelige, mit einem Tympanonfeld versehene und insgesamt 3,05 Meter hohe und 2,10 Meter breite Bronzeportal im März diesen Jahres. Der frühere Dombaumeister Jürgen Schädel, der, ebenso wie Ruthard Vogel von der SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH, in das Projekt „Behindertengerechter Domeingang“ eingebunden war, sagte gegenüber dem Sonntagsblatt, dass sie sich zuvor nicht hätten vorstellen können, wie schwer die Bronzetüre einmal sein werde. Zunächst war lediglich daran gedacht, die künstlerische Arbeit im Münsterland auszuführen, die technische Realisierung in Franken zu belassen. Wegen des hohen Gewichts der Türflügel und der schon vorhandenen Erfahrung mit Bronzeportalen ist die Technik dann doch in Vellern geblieben – lediglich ein genaues Modell der Tür im Maßstab 1:10 reiste dann zur Prüfung aller technischen Möglichkeiten zwischen Vellern und Würzburg hin und her. Konzepte wurden entwickelt und wieder verworfen – „bis jetzt endlich der Impuls vom TÜV aus Würzburg kam. Das hat alles in allem zugegebenermaßen lange gedauert“, meint Matthias Bücker-de Silva.
     
    Langgehegter Wunsch
    Gegenseitige Schuldzuweisungen wegen der Verzögerung des Portalprojektes waren – wie manche vermuteten – von keiner Seite zu vernehmen, weder von der fränkischen noch von der münsterländischen. Es geht fair zu, steht doch hinter dem Auftrag ein langgehegter Wunsch des Würzburger Domkapitels, dass seine Kirche einen breiten, auch für elektrobetriebene Rollstühle geeigneten, vor allem aber ebenerdigen Eingang erhält. Zum anderen steht hinter dem Auftrag Bischof Paul-Werner, der das Bildprogramm mit seinem langjährigen Freund und Lieblingsbildhauer Heinrich Bücker besprochen hat und als Auftraggeber des 110000 Euro teuren Portals auch persönlich bestellte. „Wir können nur unser Bestes geben. Manchmal dauert es halt eine Weile. Auch eine große Eiche braucht 100 Jahre, bis sie reif ist. Dann ist es ordentliches Holz“, schmunzelt Matthias Bücker-de Silva, um dann die Genese der „schwierigen Geburt“ kurz zu skizzieren. Als „Geburtshelfer“ betätigten sich hier unter anderem eine Schlosserei aus Münster und eine auf sicherheitstechnische Fragen spezialisierte Firma aus der Nähe von Paderborn.
     
    Technische Genese
    Am Anfang stand die Überlegung, so Bücker-de Silva, das Tor durch eine Lichtschranke anzusteuern. „Davon sind wir aber abgekommen, weil sich die Türe durch vorbeigehende Passanten ständig geöffnet hätte.“ Auch wurde die Überlegung verworfen, das Tor zweiflügelig zu öffnen. „Das hätte nicht nur mehr Kälte in den Dom gebracht, auch wäre dies steuerungs- wie sicherheitstechnisch problematisch geworden“, erklärt der 44-Jährige. Eine bronzene, mit Reliefs verzierte Schiebetüre, die sich in die über einen Meter dicke Wandlaibung des Seitenschiffs einfahren lässt (eine Variante von Jürgen Schädel), oder ein um eine Mittelachse sich drehendes Portal, waren ebenso schnell ad acta gelegt.
    Übrig blieb nun eine vom Behinderten manuell über einen Ellebogentaster zu öffnende rechte Türe; die rotmarkierten Taster sollen rechts und links der Türe angebracht werden. Herkömmliche Hydrauliktechnik mittels kleiner Motoren sorgt neben vielen, eigens für diese Türe ausgetüftelten Spezialentwicklungen für einen gefahrlosen Öffnungs- und Schließvorgang. Kontaktmatten auf dem Boden und an der Innenseite der Türe schließen eventuell denkbare Gefahrenquellen aus.
    Noch nicht ganz geklärt ist für das Vater-und-Sohn-Gespann eine mögliche Zuwegung zum künftigen Behindertenportal. Diese würde den Eingang als solchen und seinen speziellen Verwendungszweck eindeutig kennzeichen, meinen die beiden Westfalen unisono. Ein schönes, bronzenes Abgrenzungsgitter soll es nach Möglichkeit sein, das rund 1,20 Meter von der Domwand entfernt parallel zur selben geführt werden könnte – Höhe so um die 80 Zentimeter und nach oben hin auslaufend. „Das würde auch jene Menschen, die stets den kürzeren Weg nehmen wollen, davon abhalten, um mal eben vom Museum in den Dom zu huschen. Aufgrund des hohen Gewichts ist diese Türe nämlich nicht für hohen Personendurchsatz konzipiert und soll hauptsächlich von Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten und Müttern mit Kinderwagen benutzt werden“, betont Bücker-de Silva. Außerdem soll nach Möglichkeit die Zuwegung so gestaltet werden, dass die Benutzer vor der Türe einen waagrechten Bewegungsraum vorfinden. Wie das bei dem leichten Gefälle des Kiliansplatzes umgesetzt werden soll, dafür hat der gelernte Goldschmied auch eine Lösung, die er seinen Würzburger Ansprechpartnern noch schmackhaft machen will. Unbestritten: Die Technik dieser Türe und die Zuwegung sind momentan noch der Dreh- und Angelpunkt – wichtiger aber ist eigentlich das Bildprogramm des künftigen Behindertenportals, das Heinrich Bücker zusammen mit Bischof Paul-Werner entwickelt hat.
     
    Das Bildprogramm des Portals
    Die linke Seite des zweiflügeligen Bronzeportals zeigt oben den heiligen Bonifatius, der den heiligen Burkard zum ersten Bischof von Würzburg ernennt. Darunter ist die heilige Lioba mit ihrem Attribut der Schelle und einem Behinderten zu sehen. Die Heilige war eine Verwandte des Bonifatius und die erste Äbtissin des Klosters Tauberbischofsheim; beigesetzt ist sie in Fulda neben Bonifatius.
    Der rechte Flügel zeigt oben Papst Zacharias, der letzte Grieche auf dem Stuhl des heiligen Petrus, der das Wirken Bonifatius’ in Deutschland unterstützte. Er steht in andächtiger Haltung vor einer Kreuzigungsdarstellung, die dem Fresko aus der Kirche S. Maria Antiqua in Rom nachgebildet ist. Unter dieser Szene ist die heilige Thekla zusammen mit einem Bedürftigen oder Kranken dargestellt. Thekla, sie soll eine Schülerin des Apostels Paulus gewesen sein, genoss als Erzmärtyrerin hohes Ansehen.
    Über den Türflügeln erhebt sich das Tympanonfeld mit den Köpfen der zwölf Apostel und Christus in der Mitte, darunter acht personifizierte Seligkeiten. Die Welthalbkugel als Abschluss des Tympanons unterstreicht die kosmische Dimension des Bildprogramms. Mit größter Freude habe er sich diesem Auftrag angenommen, meint Heinrich Bücker: Für ihn sind nämlich Behinderte „der größte Schatz der Kirche.“