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Kiliani-Wallfahrt für Kranke und Menschen mit Behinderung
Lange davon zehren
Ab jetzt werde ich in erster Linie für dich da sein!“ 16 Jahre ist es her, dass Margit Obert ihrem Bruder dieses Versprechen gegeben hat. Ihre Mutter, die sich zuvor um Baldur Burger gekümmert hatte, war damals gestorben. Burger hat eine schwere Behinderung. Er sitzt im Rollstuhl, braucht ständig Hilfe. Ob beim Anziehen, beim Essen oder beim Hinlegen. „Vielleicht“, denkt sich Obert manchmal, „vielleicht könnte er lesen und seine Gelenke wären nicht versteift, wenn er von klein auf gefördert worden wäre.“ Wenn, wenn, wenn ... Es nützt nichts. Als der Bruder ein Kind war, sei eine spezielle Förderung nun einmal nicht üblich gewesen. Viele Entbehrungen habe er im Laufe seines Lebens hinnehmen müssen, erzählt Obert. Auch deshalb habe sie vor einigen Jahren den Beschluss gefasst, sich fortan um ihn zu kümmern. Mit ihm zu reisen. Ausflüge zu unternehmen.
Zuerst ging es nach Lourdes. Der Malteser Hilfsdienst hatte die Wallfahrt organisiert, Obert und Burger hatten sich angemeldet. Und sie waren begeistert. Alles lief bestens und Obert sagte sich: „Warum sollten wir ständig zu Hause sitzen? Solange es möglich ist, werden wir wegfahren.“ Sie machten kleinere Urlaubstouren durch Deutschland, pilgerten nach Rom und sind außerdem regelmäßig bei der Kiliani-Wallfahrt für Kranke und Menschen mit Behinderung dabei. Seit acht Jahren schon. „Ein Krankenbesuchsdienst hatte uns darauf aufmerksam gemacht“, erinnert sich Obert.
Alle zwei Jahre findet dieser Wallfahrtstag im Rahmen der Kiliani-Oktav statt. Der logistische Aufwand dafür ist riesig. Bereits Monate im Voraus planen, organisieren und koordinieren die Verantwortlichen des Malteser Hilfsdienstes den Einsatz. Sie tüfteln Fahrtrouten aus und erstellen Zeitpläne. Allein in diesem Jahr wollen rund 560 Personen abgeholt werden und um elf Uhr dreißig zum Gottesdienst im Würzburger Dom sein. Hinzu kommen noch jede Menge Begleitpersonen, die ebenfalls von den Maltesern gefahren werden. Die Wallfahrer kommen aus der gesamten Diözese. Auch aus Güntersleben (Dekanat Würzburg rechts des Mains). Dort warten Margit Obert und Baldur Burger.
Pünktlich um neun Uhr sind die beiden bereit. Wie mit den Maltesern vereinbart. Ein beigefarbener Kleinbus mit dem rot-weißen Emb-lem des Hilfsdienstes hält vor dem Haus mit der Nummer acht.
Obert kennt die Fahrerin. „Sie haben uns schon einmal nach Würzburg gefahren. Da bin ich mir sicher“, sagt sie zu Gerda Fledder.
Fledder ist eine von mehr als 150 ehrenamtlichen Helfern, die den Wallfahrtstag durch ihre Mitarbeit möglich machen. Sie klappt die Rampe am Wagen aus, um Burgers Rollstuhl hineinzuschieben – direkt neben den Mann, den Fledder eine halbe Stunde zuvor in Birkenfeld abgeholt hat, und dessen Schwester der Malteser-Mitarbeiterin erklärt hatte: „Er freut sich schon sehr. Er zehrt lange von dieser Wallfahrt – von einem zum anderen Mal.“
Margit Obert kann das nur bestätigen. Reisen, Ausflüge und Wallfahrten seien Lichtblicke für ihren Bruder. Er genieße sie, diese kleinen Fluchten aus dem Alltag. Regelrecht aufgeblüht sei er. Obert sagt: „Die Welt ist für ihn größer geworden.“ Um Orte, um Erlebnisse und vor allem um Begegnungen mit Menschen. Dank seiner Unternehmungen hat Baldur Burger jede Menge Bekannte und Freunde. Einigen von ihnen wird er am Wallfahrtstag im Würzburger Dom begegnen. Sie werden ihn begrüßen, mit ihm lachen, ihm über den Arm streichen. „Das wichtigste an einem solchen Tag ist für Baldur, dass er mit Leuten zusammenkommt“, stellt Obert fest.
Dass ihm das gefällt, sehe man ihm an. Er sei dann gelöster, sein Gesichtsausdruck sei freudig – Obert und Burger verstehen sich ohne viele Worte. Und so weiß die Schwester auch: Er freut sich nicht nur auf die Begegnungen mit seinen Bekannten, sondern genauso auf den Weihbischof.
Bevor der Wallfahrtsgottesdienst beginnt, kommen am Paradeplatz hinter dem Dom im Minutentakt Krankentransportwagen an. Sie stoppen, Menschen steigen aus. Einige sehr langsam, vorsichtig, mit Gehhilfen, andere werden gestützt, wieder andere im Rollstuhl geschoben. Malteser-Einsatzleiter Karl Rausch in gelber Weste winkt Autos heran, weist sie dann auf Parkplätze ein. Die 92 Fahrzeuge, die am Wallfahrtstag im Einsatz sind, müssen schließlich nach dem Gottesdienstes wieder bereit stehen, um die Fahrgäste nach Hause zu bringen.
Zunächst aber nehmen die Kranken und Menschen mit Behinderung in den Querhäusern der Bischofskirche ihre Plätze ein. Nachdem die Kirchenbänke am Abend zuvor weggeräumt wurden, ist dort nun ausreichend Platz für Rollstühle und Gehhilfen. Im Hauptschiff hat sich ein Gebärdendolmetscher einen hölzernen Schemel bereit gestellt. Die Gehörlosen und Hörgeschädigten sollen ihn gut sehen können, wenn er gesprochene Worte in Gesten und Mimik übersetzt.
Wie zum Beispiel die Predigt von Weihbischof Helmut Bauer. „Es fällt mir nicht leicht, vor ihnen zu sprechen“, gesteht der in seiner Ansprache. „Denn ich weiß, dass Krankheit, Leid und Behinderung ein Kreuz sind, das man nicht wegreden kann.“ Das Ja der Kranken und der Menschen mit Behinderung zu ihrem persönlichen Kreuz bedeute jedoch eine „ungeheuer große Energieleistung für eine Stadt und die ganze Welt“. All diejenigen, die wie Christus ihr Kreuz tragen würden, seien Wohltäter. „Einer Familie, Pfarrei oder Gesellschaft geht es nur dann wirklich gut, wenn es auch den Kranken und Behinderten gut geht“, sagt Bauer.
Wie viel Baldur Burger von der Predigt versteht, kann Margit Obert nicht sagen. „Mitbekommen tut er alles, er hört durch drei Türen“, erzählt sie. Religion spiele eine wichtige Rolle in seinem Leben. Wie tief das jedoch gehe? – Einschätzen könne sie das nicht.
Der Gottesdienst ist vorbei, Zeit für Begegnungen. Im Dom schenken Malteser-Mitarbeiter Kaffee und Tee aus. Einhundert Liter jeweils, außerdem kalte Getränke. Sie verteilen 620 Würstchen mit Brötchen und 600 Gebäckstücke. Burger lässt es sich schmecken, seine Schwester hält ihm den Becher mit Tee. Immer wieder kommen Männer und Frauen vorbei, begrüßen die beiden, unterhalten sich mit ihnen. Es finde wieder eine Lourdes-Wallfahrt statt, berichtet jemand. Ob sie kein Interesse hätten? Doch Obert winkt ab. Nicht in diesem Jahr.
Für Kranke sowie Männer und Frauen mit Behinderung eine Veranstaltung zu planen, ist nicht ganz einfach“, erklärt Christina Gold, die Pressesprecherin des Malteser Hilfsdienstes. „Schließlich können sie nicht drei Monat im Voraus sagen, ob sie an dem Tag fit sind.“ Doch trotz kurzfristiger An- und Abmeldungen ist Gold mit dem Verlauf des Wallfahrtstages zufrieden.
Baldur Burger geht es ebenfalls bestens, als Fahrerin Gerda Fledder ihn zurück nach Güntersleben bringt. Er müsse das alles jetzt verarbeiten, erklärt Obert. Immer wieder werden sich die Geschwister in den kommenden Wochen über den Wallfahrtstag unterhalten. Etwa über eine Frau, die für einige Wochen im Krankenhaus liegen muss-te. Vielleicht sehen sie diese Frau ja wieder, bei der nächsten Wallfahrt für Kranke und Menschen mit Behinderung.
Zuerst ging es nach Lourdes. Der Malteser Hilfsdienst hatte die Wallfahrt organisiert, Obert und Burger hatten sich angemeldet. Und sie waren begeistert. Alles lief bestens und Obert sagte sich: „Warum sollten wir ständig zu Hause sitzen? Solange es möglich ist, werden wir wegfahren.“ Sie machten kleinere Urlaubstouren durch Deutschland, pilgerten nach Rom und sind außerdem regelmäßig bei der Kiliani-Wallfahrt für Kranke und Menschen mit Behinderung dabei. Seit acht Jahren schon. „Ein Krankenbesuchsdienst hatte uns darauf aufmerksam gemacht“, erinnert sich Obert.
Alle zwei Jahre findet dieser Wallfahrtstag im Rahmen der Kiliani-Oktav statt. Der logistische Aufwand dafür ist riesig. Bereits Monate im Voraus planen, organisieren und koordinieren die Verantwortlichen des Malteser Hilfsdienstes den Einsatz. Sie tüfteln Fahrtrouten aus und erstellen Zeitpläne. Allein in diesem Jahr wollen rund 560 Personen abgeholt werden und um elf Uhr dreißig zum Gottesdienst im Würzburger Dom sein. Hinzu kommen noch jede Menge Begleitpersonen, die ebenfalls von den Maltesern gefahren werden. Die Wallfahrer kommen aus der gesamten Diözese. Auch aus Güntersleben (Dekanat Würzburg rechts des Mains). Dort warten Margit Obert und Baldur Burger.
Pünktlich um neun Uhr sind die beiden bereit. Wie mit den Maltesern vereinbart. Ein beigefarbener Kleinbus mit dem rot-weißen Emb-lem des Hilfsdienstes hält vor dem Haus mit der Nummer acht.
Obert kennt die Fahrerin. „Sie haben uns schon einmal nach Würzburg gefahren. Da bin ich mir sicher“, sagt sie zu Gerda Fledder.
Fledder ist eine von mehr als 150 ehrenamtlichen Helfern, die den Wallfahrtstag durch ihre Mitarbeit möglich machen. Sie klappt die Rampe am Wagen aus, um Burgers Rollstuhl hineinzuschieben – direkt neben den Mann, den Fledder eine halbe Stunde zuvor in Birkenfeld abgeholt hat, und dessen Schwester der Malteser-Mitarbeiterin erklärt hatte: „Er freut sich schon sehr. Er zehrt lange von dieser Wallfahrt – von einem zum anderen Mal.“
Margit Obert kann das nur bestätigen. Reisen, Ausflüge und Wallfahrten seien Lichtblicke für ihren Bruder. Er genieße sie, diese kleinen Fluchten aus dem Alltag. Regelrecht aufgeblüht sei er. Obert sagt: „Die Welt ist für ihn größer geworden.“ Um Orte, um Erlebnisse und vor allem um Begegnungen mit Menschen. Dank seiner Unternehmungen hat Baldur Burger jede Menge Bekannte und Freunde. Einigen von ihnen wird er am Wallfahrtstag im Würzburger Dom begegnen. Sie werden ihn begrüßen, mit ihm lachen, ihm über den Arm streichen. „Das wichtigste an einem solchen Tag ist für Baldur, dass er mit Leuten zusammenkommt“, stellt Obert fest.
Dass ihm das gefällt, sehe man ihm an. Er sei dann gelöster, sein Gesichtsausdruck sei freudig – Obert und Burger verstehen sich ohne viele Worte. Und so weiß die Schwester auch: Er freut sich nicht nur auf die Begegnungen mit seinen Bekannten, sondern genauso auf den Weihbischof.
Bevor der Wallfahrtsgottesdienst beginnt, kommen am Paradeplatz hinter dem Dom im Minutentakt Krankentransportwagen an. Sie stoppen, Menschen steigen aus. Einige sehr langsam, vorsichtig, mit Gehhilfen, andere werden gestützt, wieder andere im Rollstuhl geschoben. Malteser-Einsatzleiter Karl Rausch in gelber Weste winkt Autos heran, weist sie dann auf Parkplätze ein. Die 92 Fahrzeuge, die am Wallfahrtstag im Einsatz sind, müssen schließlich nach dem Gottesdienstes wieder bereit stehen, um die Fahrgäste nach Hause zu bringen.
Zunächst aber nehmen die Kranken und Menschen mit Behinderung in den Querhäusern der Bischofskirche ihre Plätze ein. Nachdem die Kirchenbänke am Abend zuvor weggeräumt wurden, ist dort nun ausreichend Platz für Rollstühle und Gehhilfen. Im Hauptschiff hat sich ein Gebärdendolmetscher einen hölzernen Schemel bereit gestellt. Die Gehörlosen und Hörgeschädigten sollen ihn gut sehen können, wenn er gesprochene Worte in Gesten und Mimik übersetzt.
Wie zum Beispiel die Predigt von Weihbischof Helmut Bauer. „Es fällt mir nicht leicht, vor ihnen zu sprechen“, gesteht der in seiner Ansprache. „Denn ich weiß, dass Krankheit, Leid und Behinderung ein Kreuz sind, das man nicht wegreden kann.“ Das Ja der Kranken und der Menschen mit Behinderung zu ihrem persönlichen Kreuz bedeute jedoch eine „ungeheuer große Energieleistung für eine Stadt und die ganze Welt“. All diejenigen, die wie Christus ihr Kreuz tragen würden, seien Wohltäter. „Einer Familie, Pfarrei oder Gesellschaft geht es nur dann wirklich gut, wenn es auch den Kranken und Behinderten gut geht“, sagt Bauer.
Wie viel Baldur Burger von der Predigt versteht, kann Margit Obert nicht sagen. „Mitbekommen tut er alles, er hört durch drei Türen“, erzählt sie. Religion spiele eine wichtige Rolle in seinem Leben. Wie tief das jedoch gehe? – Einschätzen könne sie das nicht.
Der Gottesdienst ist vorbei, Zeit für Begegnungen. Im Dom schenken Malteser-Mitarbeiter Kaffee und Tee aus. Einhundert Liter jeweils, außerdem kalte Getränke. Sie verteilen 620 Würstchen mit Brötchen und 600 Gebäckstücke. Burger lässt es sich schmecken, seine Schwester hält ihm den Becher mit Tee. Immer wieder kommen Männer und Frauen vorbei, begrüßen die beiden, unterhalten sich mit ihnen. Es finde wieder eine Lourdes-Wallfahrt statt, berichtet jemand. Ob sie kein Interesse hätten? Doch Obert winkt ab. Nicht in diesem Jahr.
Für Kranke sowie Männer und Frauen mit Behinderung eine Veranstaltung zu planen, ist nicht ganz einfach“, erklärt Christina Gold, die Pressesprecherin des Malteser Hilfsdienstes. „Schließlich können sie nicht drei Monat im Voraus sagen, ob sie an dem Tag fit sind.“ Doch trotz kurzfristiger An- und Abmeldungen ist Gold mit dem Verlauf des Wallfahrtstages zufrieden.
Baldur Burger geht es ebenfalls bestens, als Fahrerin Gerda Fledder ihn zurück nach Güntersleben bringt. Er müsse das alles jetzt verarbeiten, erklärt Obert. Immer wieder werden sich die Geschwister in den kommenden Wochen über den Wallfahrtstag unterhalten. Etwa über eine Frau, die für einige Wochen im Krankenhaus liegen muss-te. Vielleicht sehen sie diese Frau ja wieder, bei der nächsten Wallfahrt für Kranke und Menschen mit Behinderung.