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    Kunst der Glasmalerei fotografisch festgehalten

    Als Gründungsmitglied des historischen Vereins in Werneck hatte Roland Bappert nur das Fenster in seiner Heimatkirche St. Bartholomäus in Zeuzleben zu einer Broschüre inspiriert. Wenn er jetzt durch einen Ort fährt, dann gilt sein erster Blick immer der Kirche und ihren Fenstern. Es ist mittlerweile ein Kennerblick, denn der leidenschaftliche Heimathistoriker hat in seinem Buch hunderte von farbigen Glasfenstern im Bistum Würzburg dokumentiert.
    ZEUZLEBEN. Wenn Roland Bappert durch einen Ort fährt, dann gilt sein erster Blick immer der Kirche und ihren Fenstern. Es ist mittlerweile ein Kennerblick, denn der leidenschaftliche Heimathistoriker hat in seinem Buch hunderte von farbigen Glasfenstern im Bistum Würzburg dokumentiert. Beim Blättern in den 232 Seiten eröffnet sich eine völlig neue Perspektive auf eine alte Kunst, die in der Gotik aufkam, im Barock vergessen wurde und im 19. Jahrhundert in den Kirchen landauf, landab nochmals ihre ganze farbige Pracht und gewagte stilistische Kombinationen entfaltete: die Kunst der Glasmalerei.

    Als Gründungsmitglied des historischen Vereins in Werneck hatte ihn zunächst nur das Fenster in seiner Heimatkirche St. Bartholomäus in Zeuzleben zu einer Broschüre inspiriert. Das Fenster zeigt die Anbetung der drei Könige und stammt aus dem Jahr 1886. Geliefert hat es der Passauer Glasmaler Alexander Sutor. „Über das Internet, in dem eine Seite über Zeuzleben auch das Glasfenster beschrieb, hat ein Passauer Chronist dieses Glasmalers Kontakt mit mir aufgenommen“, sagt er. Für ihn sei es eine Überraschung, dass Arbeiten von Sutor auch nördlich der Donau verbreitet waren“, erinnert sich Bappert. Gemeinsam haben sich die beiden Herren auf die Suche nach Sutor-Fenstern gemacht und festgestellt, dass Ende des 19. Jahrhunderts Lieferungen nach Schnackenwerth, Geldersheim, Kürnach, Neustadt an der Saale und in die Schlosskirche von Werneck gegangen waren. „Bei den Besuchen an diesen Orten musste ich leider feststellen, dass alle Glasmalereien verschwunden sind“, erzählt der Zeuzlebener. Nur auf alten Fotos, die bei den Nachforschungen aufgetaucht sind, ist die Schönheit der Fenster noch zu erahnen; auch sie sind im Buch abgedruckt und bilden ein wichtiges Dokumen.

    Mit detektivischem Spürsinn
    Die Sutor-Fenster hatten den 64-jährigen Rentner zu weiteren Recherchen in Sachen Glasmalerei angeregt. Zusammen mit Ehefrau Helga machte er sich auf die Tour durch Unterfranken und nahm sich von 2003 bis 2005 systematisch Ort für Ort vor, von A wie Aidhausen bis Z wie Zellingen. Immer dabei waren Digitalkamera und Stativ. Während der Autor den richtigen Sichtwinkel suchte, notierte seine Frau die Fakten wie Ort, Datum, Inschriften und Signaturen. Doch mit dem Fotografieren und Dokumentieren allein war es noch nicht getan. Mit detektivischem Spürsinn machte sich Bappert auf die Suche nach Stiftern, Auftraggebern und Kunstglasereien. Er schrieb Pfarrämter an, telefonierte mit Archivaren und Privatpersonen und durchforstete kleingedruckte Kirchenführer und Faltblätter.
    „Weil die meisten Aufzeichnungen für das Bistum jetzt im Diözesanarchiv aufbewahrt werden und nicht wie früher in den Pfarreien, ist die Suche nach Hinweisen zeitaufwändiger geworden“, sagt er. Denn im Diözesanarchiv ist man gerade dabei, die Menge der teilweise unsortierten Dokumente der Pfarreien nach und nach zu ordnen. Wenn das einmal geschehen sein wird, dann ist der Zugang leichter. Denn gerade diese Papiere sind eine wichtige Quelle bei der Suche nach einem Glasmaler oder dem Einbaudatum von Fenstern, wie Bappert weiß.
    Das Buch von den „Glasmalereien in Kirchen und Kapellen Würzburgs“, wie der Titel lautet, zeigt vor allem Fenster aus der Zeit von 1885 bis 1925. Für den heutigen Betrachter drücken die warm-leuchtenden Farben, die malerische Wiedergabe der Figuren und die Verliebtheit ins Ornamentale das aus, was man die „gute alte Zeit“ nennt. Nach Ansicht des Autors hat man diesem Zeitraum in der Vergangenheit gerade in Bezug auf die Glasmalerei-Kunst wenig Beachtung geschenkt. „Viele Fenster fielen nach 1950 einem regelrechten „Bildersturm“ zum Opfer, denn man empfand die bunten Fenster als künstlerisch wertlos, ja kitschig“, sagt Bappert. Vieles wurde entfernt und manches geriet auf dem Dachboden eines Pfarrhauses in Vergessenheit.

    Dieses Auf und Ab ist ein typisches Phänomen für künstlerische Techniken und Formen in der Glasmalerei. Nach der ersten Blütezeit in der Gotik (1140 bis zirka 1500), besonders in den französischen Kathedralen, forderte der Stil in der Barockzeit farblose Scheiben. Die Kunsthistorikerin Dr. Elgin Vaassen aus München hat im Buch von Roland Bappert die Bedeutung und Entwicklung der Glasmalerei kurz beschrieben. Demnach setzte kurz vor 1800 eine neues Interesse an farbiger Glasmalerei ein. In Bayern wurde das durch die „Bildungsoffensive“ König Ludwigs I. gefördert. Er gründete in München die königliche Glasmalereianstalt. Großformatige Bilder und nicht kleine „mittelalterliche“ Medaillons sollten das Volk in Kunst und Religion belehren. „Dazu ließ er die vielen von ihm gestifteten Fenster mit Gemälden im so genannten Nazarener-Stil anfertigen“, schreibt Dr. Vaassen. Als Nazarenische Kunst wird eine romantisch-religiöse Kunstrichtung bezeichnet, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts deutsche Künstler in Wien und Rom gründeten und die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Kunst im Geist des Christentums aus der Wiederentdeckung alter italienischer und deutscher Kunst heraus zu erneuern.

    Moderne auch berücksichtigt
    Später wurden die Stilarten quer durch die Kunstgeschichte verwendet, von romanischen Bordüren bis zu barocken Schnörkeln. Moderne Formen setzten sich erst nach dem Ersten Weltkrieg durch, wie die Kunsthistorikerin schreibt. Auch die Glasfenster unserer Zeit finden sich im Buch von Roland Bappert und zeigen die Fortentwicklung dieses Genres. Curd Lessig aus Hofheim, Hermann Wirth aus Heustreu und Helmut Ulrich aus Marktbreit gehören zu den unterfränkischen Künstlern, die sich hier einen Namen gemacht haben.
    Roland Bappert wusste nicht, worauf er sich eingelassen hatte, als er in seiner Begeisterung daranging, farbige Kirchenfenster zu dokumentieren. Der Autor erinnert sich: „Manche Kirche musste auch mehrmals besucht werden, weil der Sonnenstand zu bestimmten Tageszeiten eine Aufnahme verhinderte, die Fenster in der Weihnachtszeit von Tannen verdeckt waren oder gerade ein Beichtnachmittag gehalten wurde. Oft waren die Kirchen verschlossen, und man musste erst jemanden ausfindig machen, um den Schlüssel zu erhalten.“ Doch all das hat den Zeuzlebener nicht entmutigt, im Gegenteil. Er hat sogar über das Bistum hinausgeschaut und noch weitere 31 Kirchen bereist. Und: die Suche wird fortgesetzt.


    Roland Bappert:
    Glasmalereien in Kirchen und Kapellen des Bistums Würzburg, 232 Seiten.
    Erhältlich im Rathaus der Marktgemeinde Werneck,
    in den Buchhandlungen Lesezeichen (Werneck) und Vogel (Schweinfurt)
    sowie bei Roland Bappert (Zeuzleben), Telefon 09722/7535.