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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die Oberzeller Franziskanerinnen gehören der Bewegung „Churches for Future“ an

    Konkretes Tun und feste Hoffnung

    Der Markt wird noch immer von billigen Produkten überrollt. Es wird nach wie vor viel Fleisch gegessen. Und eine Menge Müll fabriziert. Einiges ist aber auch besser geworden. Und manches macht Hoffnung. Auf dieses Hoffnungsspendende hinzuweisen, vor allem das ist den Mitgliedern der Bewegung „Churches for Future“ wichtig. Die Oberzeller Franziskanerinnen gehören dieser Bewegung an. „Außerdem sind wir Mitglied des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit“, berichtet Schwester Beate Krug.

    Sich umweltschädlich zu verhalten, bedeutet seit fast 30 Jahren, ein Grundgesetz zu verletzen: 1994 wurde Umweltschutz mit dem neuen Artikel 20a als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen. Das war zu jener Zeit ein grandioser Erfolg, bedeutete es doch eine der umfangreichsten Änderungen seit Bestehen des Grundgesetzes. Sich immer wieder vor Augen zu halten, dass solche Erfolge möglich sind, ist wichtig. Inwieweit es global zu einem durchschlagenden Erfolg in Sachen Umwelt- und Klimaschutz kommen wird, bleibt fraglich.

    „Letztlich haben wir das als Menschen aber auch nicht in der Hand“, so Beate Krug. Umso wichtiger sei die christliche Hoffnung. Ist es nicht womöglich ein Fehler, so zu denken? Kommt da nicht die Aktion zu kurz? Das mögen sich Nichtchristinnen und Nichtchristen fragen. Den Mitgliedern von „Churches for Future“ geht es um beides, betont Schwester Beate Krug: „Wir möchten Hoffnung einbringen, es müssen jedoch auch unbenommen Aktionen erfolgen.“

    Im Oberzeller Kloster, wo die Umweltingenieurin seit 2016 als Nachhaltigkeitsbeauftragte engagiert ist, wird sehr viel getan, um den Umwelt- und Klimaschutz konkret voranzubringen. „Seit Jahren bestellen wir Büroartikel bei einem nachhaltigen Versandhändler in der Region, die Sachen werden uns zum Teil per Fahrradkurier zugestellt“, erzählt die Nonne.

    Viele Teilaspekte

    Das Thema „Umweltschutz“ ist höchst komplex, nimmt man es genauer unter die Lupe, zerfällt es in sehr viele Teilaspekte, die ihrerseits wieder in komplexe Zusammenhänge eingebunden sind. Da ist zum Beispiel das weite Feld der Energie. „2017 sind wir auf Ökostrom umgestiegen“, berichtet Schwester Beate Krug. Das war noch eine vergleichsweise einfache Sache gewesen. Schwieriger ist die Frage, wie mehr regenerative Energie im Kloster selbst Einzug halten könnte: „Hier gibt es Konflikte mit dem Denkmalschutz.“ Die Oberzeller Franziskanerinnen wollen sich davon jedoch nicht abschrecken lassen: „Wir überlegen weiterhin, was wir noch tun könnten.“

    Hoffnung Gibt Kraft

    Wer sich tiefer hineinbohrt in das, was ökologisch droht, könnte die Sprache verlieren. Immer mehr Menschen haben auch echte Angst vor einem Ökokollaps. Doch das ist nicht gut. Denn Angst lähmt das Handeln. Wer in der Hoffnung lebt, lässt sich nicht lähmen. Und hat zum Handeln genug Kraft. Im Oberzeller Kloster wird kontinuierlich ökologisch gehandelt. „Wir setzen zum Beispiel immer effizientere Leuchtmittel ein“, schildert Schwester Beate Krug.

    Das Bildungshaus „Klara“ ist bereits seit vier Jahren nach dem Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert: „Hier steht in Kürze eine Rezertifizierung an.“ Im Zuge dieses Prozesses wird weiter nach Energieeinsparpotenzial gesucht.

    Es bleibt eine Kunst, das, worauf man besser nicht verzichten sollte, von dem zu unterscheiden, worauf man letztlich doch ganz gut verzichten kann. „Wir nehmen zum Beispiel unsere Kühlschränke im ‚Haus Klara‘ unter die Lupe“, berichtet Schwester Beate. Welche Geräte müssen wirklich immer laufen? Welche kann man zwischendurch abschalten? Passt die eingestellte Temperatur? Wann könnte man sie vielleicht etwas herunterregeln, damit die Geräte nicht mehr so viel Energie benötigen? „Das Ganze ist ein schöner Prozess, denn auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen bei der Suche nach Einsparpotenzialen ihre Ideen ein“, so die Ordensfrau.

    Schwester Beate Krug muss sich also als Nachhaltigkeitsbeauftragte nicht alleine den Kopf darüber zergrübeln, was das Kloster alles tun könnte, um noch ökologischer zu ­werden: „Es gibt bei uns ein Nachhaltigkeitsteam.“ ­Überhaupt ist es vielen der Schwestern aus Oberzell wichtig, ihren Teil dazu beizutragen, dass Umwelt und Klima geschützt werden: „Jüngere Schwestern von uns ernähren sich zum Beispiel vegetarisch.“ Im gesamten Kloster wurde der Fleischverzehr in den letzten Jahren reduziert: „Und in der Fastenzeit hatten wir in diesem Jahr eine vegetarische Woche.“

    Die Gemeinschaft der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu vom Dritten Orden des heiligen Franziskus ist und fühlt sich in Sachen Klima-Aktivismus mit vielen anderen Gruppierungen verbunden. „Wir unterstützen die Demobewegung der ‚Fridays for Future‘, wir sind innerhalb der Diözese Würzburg und wir sind innerhalb der Ordenslandschaft vernetzt, um das Thema voranzubringen“, legt Schwester Beate Krug dar.

    Weithin sichtbar

    Weil man jedoch nicht nur innerkirchlich agieren will, prangt an der Klostermauer ein weithin sichtbares Transparent mit der Aufschrift „Churches for Future“: „Da standen wir auch schon und demonstrierten.“

    Wenn Schwester Beate Krug demonstriert, hat sie ganz konkret die Gefährdungen für Menschen in anderen Regionen durch den Klimawandel vor Augen. „In Ländern wie Bangladesch zum Beispiel gibt es immer mehr Überschwemmungen“, sagt sie. Besonders verbunden fühlt sie sich mit Frauen in Ländern, in denen der Klimawandel schon massiv spürbar ist: „Die Frauen müssen immer weiter laufen, um Wasser zum Trinken oder auch für den Gemüseanbau zu holen.“

    Von den Kirchen erwartet die Schwester noch mehr Engagement: „Den Kirchen geht es doch um die Bewahrung der Schöpfung, darum müssten sie viel offensiver voranschreiten.“ Bei den Oberzeller Franziskanerinnen, zeigt all dies, handelt es sich nicht um eine religiöse Gemeinschaft, die sich dem Quietismus verschrieben hätte. Die Ordensfrauen sind gesellschaftlich aktiv. Sie mischen sich ein. Werden laut. Und kooperieren „in die Welt hinein“.

    Schwester Beate steht zum Beispiel in engem Kontakt mit der 23-jährigen Theologiestudentin Christina aus Würzburg. Die gehört seit November 2021 der Gruppe „Christians for Future“ an. Im Augenblick ist Christina dabei, eine Würzburger Ortsgruppe der „Christians“ aufzubauen.

    Klimaandacht

    Dass es immer Hoffnung gibt, weil Gott ein Gott der Hoffnung ist, ist eine fest verwurzelte Überzeugung auch von Christina. „Die christliche Motivation hinter der Gruppe ‚Christians for Future‘ war für mich zentral dafür, dass ich mich für diese Gruppe entschieden habe“, sagt sie. Theoretisch hätte sich die junge Frau auch den „Students for Future“ anschließen können. Oder einfach den „Fridays for Future“. In ihrer Funktion als Mitglied der „Christians“ organisierte Christina Mitte November zusammen mit Schwester Beate Krug eine „Klimaandacht“ in der Katholischen Hochschulgemeinde.

    Im Mittelpunkt stand Psalm 104, ein Loblied auf Gottes Schöpfung. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmt den Verfasser dieses Psalms in Anbetracht dessen, was Gott alles erschaffen hat. „Wie zahlreich sind deine Werke, Herr, / sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen“, heißt es da. Und: „Da ist das Meer, so groß und weit, / darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große Tiere.“

    Sich die Freude an der Natur zu bewahren, das ist überaus wichtig, um die Hoffnung im Kampf gegen die Zerstörung von Umwelt und Klima nicht zu verlieren. „Mir persönlich macht allein das schon Hoffnung, dass das Thema ‚Klimawandel‘ gesellschaftlich inzwischen sehr präsent ist“, sagt Christina.

    Hochkomplex

    Dennoch wird sich die Problematik nicht im Handumdrehen erledigen lassen. Das ist Christina klar. Die Thematik „Klimawandel“ sei im Übrigen auch für sie hochkomplex: „Wenn man nicht über sehr viel naturwissenschaftlichen Hintergrund verfügt, kann man das Phänomen letztlich nur schwer greifen.“ Zwar gilt CO2 als der maßgebliche Treiber. Aber auch Ozeanströmungen sind von Bedeutung. Die Thematik ist außerdem mit dem Aspekt „Humus“ eng verbunden. Ein Rätsel bleibt bis heute, welche Rolle Wolken beim Klimawandel genau spielen: „Vollends komplex wird die Thematik, wenn man sich auch mit Klimagerechtigkeit beschäftigt und also den globalen Süden einbezieht.“

    Pat Christ