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    Schülerinnen der St.-Ursula-Realschule Würzburg lernen die Berufswelt kennen

    Kochen mit den Profis

    Von den Profis lernen und dabei in den Arbeitsalltag einer Köchin reinschnuppern – Schülerinnen der St.-Ursula-Realschule in Würzburg haben diese Chancen genutzt. Gemeinsam mit Lorenz Berndt und Eva-Maria Heeg haben sie ein Drei-Gänge-Menü für knapp 30 Personen gekocht. Für die Schülerinnen war es ein besonderes Event.

    In der einen Ecke der modernen Schulküche riecht es nach angebratener Zwiebel. In der anderen nach gebackenen Brownies. Zwölf Neuntklässlerinnen der Ursulinenschule kochen an diesem Tag gemeinsam mit Lorenz Berndt vom Schützenhof Würzburg und Eva-Maria Heeg vom Gasthof zum Schwan in Kürnach.

    Das Projekt „Junge Talente bitten zu Tisch“ veranstaltet die Realschule zusammen mit der Gastwirte Innung. Barbara Roth ist die verantwortliche Lehrkraft. Die Lehrerin für Ernährung und Gesundheit kocht im wöchentlichen Wechsel mit ihren Schülerinnen im Rahmen des Praxis­unterrichts. Doch dieses Projekt ist etwas Besonderes. Denn diesmal kochen die Schülerinnen für Gäste und nicht etwa nur für sich. Entspre-
    chend ist die Lebensmittelmenge größer als sonst – auch das ist eine Herausforderung.

    Viermal findet das Event statt. Die 49 Schülerinnen sind entsprechend in vier Gruppen eingeteilt. Die zwölf Teenager, die an diesem Tag an der Reihe sind, haben sich vier Arbeitsgruppen zugeordnet. Eine Gruppe kümmert sich um die Vorspeise, eine zweite um das Dessert und zwei um den Hauptgang. Als Vorspeise gibt es Asiatische Gemüse- oder Hühnerbrühe mit Falafel. Danach sollen „Gefüllte Hähnchenbrust, Frikassee, dreierlei Gnocchi“ oder „Parmesan-Gnocchi auf Gemüsebett“ serviert werden. Als Dessert bereiten sie eine Crème brûlée mit Apfelragout und Schokobrownies zu. Das Menü geplant haben Lorenz Berndt und Eva-Maria Heeg gemeinsam mit ihren Kollegen Maximilian Morhard vom Gasthof Bären in Randersacker und Dennis Imhof vom gleichnamigen Hotel in Gemünden. Die vier Köche wechseln sich an den vier Terminen ab. Barbara Roth hat ihnen im Vorfeld gesagt, was ihre Schülerinnen in der vorgegebenen Zeit bereits leisten können. „Ich bin erstaunt, was die schon alles können“, so Heeg.

    Berufsorientierung

    Das Projekt ist Teil der Berufsvorbereitung. Hier seien die Schülerinnen oft orientierungslos, beobachtet Roth. Und sie hätten völlig falsche Vorstellungen von der Arbeitswelt. „Es muss nicht jeder studieren“, ist ihre Meinung. „Der Traumberuf ist ähnlich wie der Traummann sehr schwer zu finden.“ Daher sei es sinnvoll, verschiedene Berufe praktisch auszuprobieren.

    Ähnlich sieht es der gelernte Koch Lorenz Berndt. Er will seinen Beruf zu den Menschen bringen. Auf der Arbeitsfläche vor ihm liegt ein Huhn. Seiner Arbeitsgruppe erklärt er, was welche Körperteile sind und wozu sie verarbeitet werden. Nach dem Prinzip Nose to Tail (Von Kopf bis Schwanz) wird das ganze Tier ver-
    wertet. Später zeigt er auch der Vorspeise- und Dessertgruppe, wie ein Huhn verarbeitet wird. „Immer am Knochen schneiden und dem Knochen folgen“, erklärt er. Seine Kollegin Eva-Maria Heeg war selbst Schülerin an der St.-Ursula-Realschule. Sie kennt den damaligen Hauswirtschaftsunterricht. Für das Projekt kehrt sie nun zurück, um junge Menschen dafür zu begeistern, frisch zu kochen.

    Teamarbeit

    Heeg hat Freude an ihrem Beruf, da sie kreativ sein könne, etwas mit den Händen schaffe und am Ende ein Ergebnis sehe, für das sie Rückmeldungen bekomme. Sie mag es im Team zu arbeiten, gibt aber auch zu, dass es zwischenmenschlich herausfordernd sein kann, wenn es in der Küche stressig wird. Stress be-
    fürchtet sie an diesem Tag nicht. „Heute ist es entspannt. So viele Helferlein haben wir sonst nicht“, sagt sie. Menschen, die sehr sensibel sind und mit Druck und Stress nicht umgehen können, rät sie ab von einem Beruf in der Küche. Die seien eher ungeeignet.

    „Es ist heute auch ein kleines Casting“, sagt Gudrun Berndt, langjährige Chefin des Schützenhofs. Sie ist heute für den Service und das Eindecken zuständig. In der Gastronomie spüren sie den Fachkräftemangel. Daher ist den Köchen und Gudrun Berndt daran gelegen, für den Beruf zu werben. Und es funktioniert. Heeg erzählt: „Ich habe eine Nummer zugesteckt bekommen. Eine Schülerin vom letzten Mal möchte ein Prak-
    tikum machen.“

    Spaß und Nervosität

    Lina (14) schält Kartoffeln für die Gnocchis. „Ich koche zu Hause auch viel. Das macht mir Spaß“, erzählt sie. Vielleicht wird sie eines Tages in der Gastronomie arbeiten. Ihr gegenüber erhitzt Nora (15) Milch, Sahne, Zucker und Vanilleschoten für die Crème Brûlée. Sie will vor allem viel über Nährstoffe und Le-
    bensmittel wissen. Am Ende der Kochinsel probiert Veronika die Falafel. „Zu sauer“, lautet ihr knappes Urteil. Gemeinsam mit Lien schaut sie ins Rezept. Eva-Maria Heeg hilft nach und hat noch einen weiteren Tipp. „Wenn die jetzt nicht fest werden, müssen wir noch etwas unterheben. Semmelbrösel zum Beispiel.“ Sophie (14) spült bereits die ersten Kochutensilien. Sie sei ein bisschen nervös, sagt sie. „Aber ich dachte, es wäre schlimmer.”

    Service

    Vier weitere Schülerinnen sind mit Gudrun Berndt nebenan in der Bibliothek. Sie sind erst beim nächsten Mal in der Kochgruppe. Für heute haben sie sich freiwillig gemeldet, um den Service zu übernehmen. Gemeinsam mit Berndt üben sie, Wein und Wasser einzuschenken. „Ein Fuß nach vorne, dann fällt es dir leichter“, gibt Berndt einen Tipp. Die Flasche nicht absetzen und beim anheben etwas abdrehen. So tropft nichts daneben. Nachdem jede Schülerin geübt hat, wird die zweite Tafel eingedeckt. „Das Tablett nicht abstellen!“, ruft Gudrun Berndt. „Was ist, wenn ein Ketchupfleck drunter ist?“

    Wenig später sind beide Tafeln gedeckt. Empfangen werden die Gäste jedoch zunächst draußen. Dort gibt es einen Quitten-Apfel-Punsch als Aperitif. Die Vorspeise nehmen Gäste und Schülerinnen an Stehtischen in der Küche ein. Mitten im Gewusel der letzten Vorbereitungen für den Hauptgang. Erst für die Hauptspeise und das Dessert geht es in die Bibliothek an die gedeckten Tische. Am Ende blickt Barbara Roth zufrieden auf das Event zurück. „Die Mädels haben verdient, ihr Können zu zeigen und die Experten bringen neue Kniffs und Tricks mit, die auch ich noch nicht kannte.“

    Alexandra Thätner