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      Im "Heiligenhölzchen" in Güntersleben wirkt ein Fachmann dem Klimawandel entgegen – mit Baumarten, die Trockenheit aushalten

      Klimaresistenter Kirchenwald – so sieht er aus!

      Später Vormittag an einem sonnigen Hochsommertag, Trecker brummen auf dem Feld. Karl-Georg Schönmüller hat die Hundeleine über der Schulter hängen, sein Hund Linus trottet neben ihm her. Mit einladender Geste weist er den Weg auf einen schmalen Waldpfad. Nur wenige Schritte in dieses dichte Grün – und es herrscht Stille.

      „Wenn ich hier Waldführungen mache, sage ich immer zu den Leuten: Gehen Sie ein paar Meter und lassen Sie den Wald auf sich wirken.“ So fallen das fein abgestufte Grün und eine natürliche Unordnung auf: Moosfüße an den meisten Bäumen, knorrige Stümpfe und Stammreste liegen hier und da quer unter dem dichten Blätterdach, zwischendrin spitzeln kleine Baumschösslinge aus dem Boden, der von einer dicken Schicht Humus bedeckt ist. Unter den Füßen – fast schon daunig wie eine Bettdecke – dämpft sie jeden Schritt auf dem Pfad und im Unterholz.

      Bestehenden Wald schützen

      Heiligenhölzchen – dieser Name taucht zum ersten Mal in einem Protokoll der Ortsbeschreibung von Pfarrer Ignatius Gropp aus dem Jahr 1750 auf. „Holz war damals schon ein Synonym für Wald“, erklärt Josef Ziegler, Kirchen- und Gemeindearchivar von Güntersleben. Der Archivar, der sich in der Historie des Ortes und der Pfarrei bestens auskennt, vertritt die Annahme, dass die Pfarrei vermutlich zwischen 1600 und 1750 zu diesem Wald gekommen ist; möglicherweise durch eine Schenkung. Noch heute gehört der zehn Hektar große Wald der Kirchenstiftung von Güntersleben.

      Für ihr Heiligenhölzchen hat die Kirchenstiftung vor Jahren schon einen Glücksgriff getan mit einem Ehrenamtlichen vom Fach – Karl-Georg Schönmüller ist im Hauptberuf Forstingenieur der Städtischen Forstbetriebe der Stadt Würzburg. Ein- bis zweimal in der Woche dreht er in seiner Funktion als Waldbeauftragter vom Heiligenhölzchen hier seine Runden. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit, sein Fachwissen im Sinne der Nachhaltigkeit einzubringen. Denn das durch den fortschreitenden Klimawandel bedingte Waldsterben macht vor keinem Forst halt. Und so ist Schönmüller froh, dass dieser Wald gut da steht und dem veränderten Klima erst einmal wird trotzen können. Denn Wälder wie der in Güntersleben sind selten geworden. Schönmüller schaut sich um: „Hier herrscht keine Monokultur, wir haben etwa 20 unterschiedliche, klimatolerante Baumarten, das ist das Tolle.“ Darunter sind Feld­ahorn, Speierling oder Elsbeere.

      Umweltbeaufragter der Diözese

      Anfang Juli hat Karl-Georg Schönmüller gemeinsam mit Christoph Gawronski, dem Umweltbeauftragten der Diözese Würzburg, einen Informationsabend zur Umforstung von Wäldern im Hinblick auf den Klimawandel veranstaltet: 

      Fünf der rund 890 Kirchenstiftungen der Diözese Würzburg waren dabei vertreten. Unklar ist bislang allerdings, wie hoch die Zahl der Kirchenstiftungen mit Waldeigentum ist. Mit dabei waren auch Privatwaldbesitzer, die sich kundig machen wollten. „Es gibt durchaus positive Einzelbeispiele an Projekten in punkto Klimaschutz im Bistum. Nur leider ist das im überschaubaren Bereich, wenn man auf das Ganze schaut“, merkt Gawronski an – vom Klimawandel sei oft die Rede, man wisse auch Bescheid – dennoch laufe vieles schleppend an, Vorzeigeprojekte seien wichtig, wichtiger sei aber, dass Klimaschutz Normalität wird.

      Bereits 2009 sind Klimaschutzleitlinien für das Bistum erstellt worden. Doch man könnte wesentlich mehr tun – da sind sich Christof Gawronski und Karl-Georg Schönmüller einig. So setzen sich beide dafür ein, Fachwissen und Informationen weiterzugeben, um einem breiten Publikum Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

      Unordnung für den Erhalt der Schöpfung

      Förster Schönmüller biegt plötzlich vom Pfad ab und schreitet geduckt durchs lichte Unterholz. Vor einem großen Holzmeiler bleibt er stehen. „Das ist ein sogenannter Mulmmeiler, den haben wir angelegt, um Insekten einen Rückzug zu bieten. Der Hirschkäfer fühlt sich darin besonders wohl.“ Fünf Jahre brauche das Tier für seine Entwicklung – lediglich sechs Wochen lebe der voll entwickelte Käfer. Auch wenn der Wald durchaus wirtschaftlich genutzt wird – Schönmüller ist sehr daran gelegen, ihm nicht zu sehr zu Leibe zu rücken. „Gepflegte Unordnung“ ist das Stichwort: „Unser Pfund ist die Verjüngung, eine geregelte Pflege der Arten, keine zu große Ernte. Bei uns regeneriert sich alles von selbst“, sagt er mit Blick auf kleine Schösslinge, die wenige Zentimeter groß mit ersten Blättchen aus dem Waldboden aufragen.

      Jährlich gebe es hier einen Zuwachs von rund 70 Kubikmetern Holz, ein Drittel davon ziehe man raus. Der aus dem Holzverkauf erwirtschaftete Ertrag wird in neue Baumsetzlinge investiert. Alles andere belasse man, wie es ist, denn „die Bäume sollen dicker und älter werden dürfen. Einige alte Bäume haben wir hier schon, und die gilt es zu schützen im Hinblick auf die CO2 Speicherung.“ Der Boden sei dabei das Allerwichtigste, denn dieser könne sehr viel speichern, erläutert der Forstingenieur. Sein Wissen teilt er gern und erläutert es am liebsten hier vor Ort, im Wald bei Exkursionen, vor allem über die Diözese und die VHS. Für den Förster ein klarer Auftrag: „Wir müssen etwas tun, um nachfolgenden Generationen die Chance zu geben, auch noch Natur erleben zu können. Das liegt in unserer Verantwortung.“

      Trockenresistente Baumarten

      Erneut biegt er ins Unterholz ab und bleibt vor drei Bäumen einer Art stehen. „Drei Elsbeeren, so nah beieinander. Dieser Baum geht den anderen voran, denn er kommt mit seinem massiven Wurzelwerk durch Erde und Ton und lockert den Boden für andere Bäume auf. Das ist schon klasse.“ Das Allerwichtigste seien die Jungpflanzen, die sich auf dem reichhaltigen Humusboden selbst entwickelt haben und die man kontrolliert wachsen lasse. Etwa 40 Prozent an trockenresistenten Baumarten wie dem Speierling und der Elsbeere würden darüber hinaus auch nachgepflanzt. Zudem kämen Eichen mit der sich auch in Unterfranken ausbreitenden Trockenheit gut zurecht, schildert der Förster. Auch lasse die Eiche andere Bäume in ihrer Umgebung gewähren. Platz also auch für den Speierling, der nach Angaben von Karl-Georg Schönmüller hier auf einem Hektar rund einmal vorkommt. „Dabei ist das die seltenste Baumart in Mitteleuropa und hier werden sie dick und alt!“

      Zwei junge Wanderer kreuzen den Waldpfad. Schönmüller heißt sie auf diesem Teil des Mainwanderwegs willkommen. Die Besonderheit des Waldes ist den jungen Leuten aufgefallen. Sehr zur Freude des Försters: „Das ist uns wichtig, die Menschen sensibel dafür zu machen.“ Und dafür ist es allerhöchste Zeit, findet auch Umweltbeauftragter Christof Gawronski. So verweist er unter anderem auf diverse Förderungen wie die staatliche Bundeswaldprämie von einhundert Euro pro Hektar für denjenigen, der sich zertifizerien lässt, der also nachweislich aktiv wird in seinem Forst. Schönmüller hält das durchaus für machbar. So sollten wie im Heiligenhölzchen besonders alte Arten geschützt werden und bei Nach­forstung auf klimaresistente Baumarten gesetzt werden.

      Umwelt-Enzykika "Laudato si"

      Schönmüller erinnert sich, dass auch in der Kirchenverwaltung von Güntersleben nach und nach ein Umdenken stattgefunden habe, als die päpstliche Enzyklika „Laudato si‘“ 2015 veröffentlicht wurde. „Wir erleben es: rappeltrockene Bäume – das kannten wir bisher nicht und das hat uns hier angetrieben. Kirche hat eine Mitverantwortung.“ Er schaut sich um. „Und hier wird sie wahrgenommen“. Christof Gawronski wünscht sich, dass Kirchenverwaltungen mit Forsteigentum sich stärker für ihre Wälder im Sinne des Klimaschutzes einsetzen. Auf diesem Weg bietet er seine Unterstützung an. Nur beschreiten müssen die Gemeinden den Weg selbst.

      Judith Bornemann

      Weitere Informationen gibt es beim Umweltbeauftragten der Diözese Würzburg, ­Christof Gawronski, unter Telefon 0931/386-65130 oder per E-Mail an „umweltbeauftragter@bistum-wuerzburg.de“.

      Reinhören? Volontärin Anna-Lena Ils vom Medienhaus der Diözese hat die Veranstaltung des Umweltreferenten vom Juli auch mit dem Mikrofon begleitet: