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Kleine Lichtblicke im Advent
? Seit etlichen Jahren begleitet Ihr „Abendlicher Adventskalender“ Menschen durch den Advent. Was hat Sie auf die Idee zu diesem Kalender gebracht?
Die Idee kam mir, als ich 1988 als junger Pfarrer nach Wildflecken kam. Auf der Suche nach etwas Besinnlichem für den Advent habe ich einfach angefangen, selbst Abendgebete und kleine Betrachtungen zu schreiben. Damals lag die Auflage bei 500 Stück, heute sind es 50 000. Ich wundere mich manchmal selbst darüber, aber die Saat ist aufgegangen und gewachsen.
? Wie soll der Kalender benutzt werden?
Ganz einfach. Für jeden einzelnen Tag gibt es einen Text-Impuls, der zum Innehalten verhilft, nachdenklich stimmt oder einen neuen Blickwinkel eröffnet. Die kurzen Texte wollen mal Vergewisserung, mal Anfrage, mal Trost sein, sie wollen stärken, ermutigen, trösten, aber auch locken und herausfordern und dem Leser immer wieder kleine Lichtblicke schenken. In seiner Form als Tageskalender kann das Büchlein zu einem kleinen Begleiter durch den Advent werden. Ganz bewusst sind die enthaltenen Gebete und Meditationen nicht abgehoben oder gar „hohe Theologie“. Es ist mir vielmehr ein Anliegen, eine lebensnahe Gebetssprache zu entwickeln, die die Menschen anspricht. Sie soll Sehnsüchte ins Wort bringen und heilende Begegnung, Trost und Freude ermöglichen. Die Menschen sollen so tiefer mit dem Leben in Berührung kommen und eine Spur Gottes in ihrem Leben entdecken.
? Welche Wirkung sollen die Texte entfalten?
Sie sollen dabei helfen, in die Ruhe zu finden, sich zu besinnen und Abstand zum Alltagstrott zu gewinnen. Das kleine Format des Kalenders hat den großen Vorteil, dass ich mich begrenzen muss. Ich habe nur diese postkartengroße Seite für einen Tag, und in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze. Viele Menschen sagen mir, dass sie gerne gerade zu diesem Kalender greifen, weil die Texte nicht zu lang sind.
? Die neueste Ausgabe ist bereits seit Mitte September erhältlich, Wie schreibt man einen Adventskalender im Hochsommer?
Ich brauche zum Schreiben keine künstliche Adventsromantik, zumal Weihnachten, Menschwerdung und Gottesgeheimnis ja immerwährende Themen sind, die uns in unserer eigenen Menschwerdung berühren und betreffen. Umgekehrt ist es sicher ein Unterschied, in welchem Kontext ein Text gelesen wird. Je nach Situation, Atmosphäre und Zeitpunkt kann ein und derselbe Text ganz unterschiedliche Wirkungen entfalten und andere Assoziationen wecken. Und das ist auch gut so.
? Gibt es formale Vorbilder?
Ich lese sehr gerne Gedichte. Gedichte sind für mich wie Gebete – sie sind Vitalisierung und Komprimierung zugleich. Wie der Name schon sagt, bringen Gedichte die Dinge in aller Dichte auf den Punkt. Sehr gerne lese ich die jüdischen Autorinnen Hilde Domin, Rose Ausländer, Marie-Louise Kaschnitz. Damit will ich mich aber keineswegs mit diesen großen Meisterinnen ihres Fachs vergleichen.
? Woher nehmen Sie alljährlich neue Ideen und Blickwinkel?
Manchmal fällt eine Idee wie vom Himmel, manchmal enthält eine Weihnachtskarte, ein Buchtitel oder ein Wortspiel einen Hinweis. Es gibt so viele Ideen, man muss nur mit offenen Augen, Ohren und Herzen durch die Welt gehen.
? „Folge dem Stern“ lautet der Titel des Kalenders in diesem Jahr. Worum geht’s?
Es geht um die Sterne. Zu allen Zeiten haben die Menschen zu ihnen aufgeschaut und sich an ihnen orientiert. Sterne sind Ursymbole für Transzendenz, Glück, Trost, Verheißung und Hoffnung. Sie stärken die Erwartung, dass es auch in Momenten, die trist und trostlos erscheinen, noch etwas Größeres gibt. Auch in der Bibel sind Sterne ein immer wiederkehrendes Motiv; dies beginnt bei Abraham und reicht über die Psalmen bis hin zu den Sterndeutern aus dem Morgenland, die mit Hilfe eines Sterns den Weg nach Bethlehem gefunden haben. Es geht also um das Geheimnis des Sterns von Bethlehem und Fragen wie: Wodurch kann ich mich in meinem Alltag immer wieder neu inspirieren lassen? Wo gibt es in meinem Leben einen Stern, der mir leuchtet? An welchen Stern kann ich meinen Karren binden? So wie die drei Weisen von einem Stern geleitet wurden, können auch wir uns tagtäglich aufs Neue führen lassen. Der Blick nach oben, das Aufschauen zum Licht will uns ermutigen, der Verheißung neu zu trauen, die schließlich zu Jesus Christus selbst und seiner Menschwerdung führt.
Der „Abendliche Adventskalender“ von Domvikar Paul Weismantel ist zum Preis von 1,20 Euro in Würzburg im i-Punkt Kirche (Kilianshaus), in der Liborius-Wagner-Bücherei (Kardinal-Döpfner-Platz 5) sowie in der Stephans-Buchhandlung erhältlich. Stückzahlen ab 100 Exemplaren unter: „www.paul-weismantel.de“; E-Mail „weis-texte@gmx.de“; Telefon 0 95 44/9 86 11 98.
Anja Legge
Anja Legge