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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Kommentar von Ulrich Bausewein

    Kirche, Krone und Verluste

    Am 6. Mai ist Krönungstag in Großbritannien. Ein seltenes und daher zu Recht vielbeachtetes Ereignis.

    Die schmucke Zeremonie der Königskrönung wird wieder viele Millionen Menschen begeistern. Für diese Vorhersage muss man kein Hellseher sein.

    Im anglikanischen Königreich ist eine Krönung kein katholischer Akt. Trotzdem haben britisches Königshaus und katholische Kirche viel gemeinsam. Beide hängen am uralten Ritual und an der gepflegten Tradition. Beide stützen sich auf Hierarchien. Beim Königshaus ist es die Hierarchie des Adels, bei der Kirche die des Klerus. Beide existieren, um auf etwas Höheres aufmerksam zu machen. Beim Königshaus ist es die politische Verfassungsordnung, bei der Kirche sind es Gott und die mit dem Glauben verbundenen Werte.

    Und die Gemeinsamkeiten gehen noch weiter. Königshaus und Kirche spüren gesellschaftlichen Gegenwind. Sie werden stärker hinterfragt als früher. Aus guten Gründen. Denn beide sind belastet durch Verbrechen und Verletzungen. In Form von Missbrauch, Sklaverei, Kolonialismus und anderem.

    Freilich gibt es auch Unterschiede. Die Kirche versteht sich als Verkünderin letzter Wahrheiten. Dieser Anspruch geht über den einer politischen Verfassungsordnung weit hinaus. Daher beeinflusst die Kirche das Denken und die Lebensführung von Menschen mehr, als ein Königshaus das könnte.

    Doch die Gemeinsamkeiten von Kirche und Palast überwiegen. Auch was die Zukunft angeht. Vermutlich wird es die britische Monarchie am Ende dieses Jahrhunderts noch geben. Das gilt auch für die katholische Kirche in Europa. Aber es wird eine angepasste Kirche sein. So wie sich das Königshaus anpassen musste. Jeder britische Monarch weiß, dass die Zeit des Herrschens längst vorüber ist. Dass es normal ist, Zielscheibe von Spott und Satire zu sein. Und dass es sinnvoll ist, den eigenen Gewichtsverlust mit Stil und Humor anzunehmen. Ein passendes Rezept auch für die Kirche.    

    Ulrich Bausewein