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Dorfanalyse im Steigerwaldort Michelau – auch religiöse Aspekte des Landlebens hinterfragt
„Kennen Sie den Pfarrer?“
MICHELAU. Dienstag, 20. Mai, gegen 14.30 Uhr: Die alte Frau, die am Ortsende in ihrem Garten arbeitet, blickt skeptisch. Drei Männer und eine Frau stehen vor ihr. Sie nennen sich „Dorfforscher“, haben Namensschilder an der Kleidung und eine Liste mit Fragen vorbereitet. Doch nach kurzem Wortwechsel wird die Steigerwälderin offener und antwortet auf Fragen wie „Kennen Sie den Pfarrer?“ oder „Sollte sich die Kirche für Randgruppen öffnen?“.
Die kleine Steigerwaldgemeinde Michelau mit ihren etwas mehr als 500 Einwohnern war vom 19. bis 23. Mai Schauplatz für das Projekt „Land in Sicht“. Eine Woche lang analysierte ein Forscherteam der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Land (KAL) das Dorfleben und befragte dazu vor allem die Dorfbevölkerung. Die 15 Dorfforscher um die Projektverantwortlichen Wolfgang Scharl, Seelsorger von Landjugend und Landvolk und Leiter der Landwirtschaftlichen Familienberatung, und Thomas Tschöke von der Akademie der Katholischen Landjugend in Bad Honnef, hatten sich bei einem Vorbereitungswochenende mit der Methode der Dorfanalyse vertraut gemacht. Sie engagieren sich in kirchlichen Verbänden oder studieren Theologie.
Analyse in vier Gruppen
Nach einem Ortsrundgang mit Bürgermeister Siegfried Ständecke und einem Kennenlerntreffen mit den Dorfbewohnern am ersten Abend, begann am zweiten Tag die Analyse in vier Gruppen. „Jugend auf dem Dorf“, „Milieus und Lebenseinstellungen“ sowie „Infrastruktur“ wollten die Dorfforscher, die alle ortsfremd waren, unter die Lupe nehmen. Eine vierte Gruppe wählte das Thema „Kirche im Dorf“ und damit einen Aspekt, der für die Diözese von Bedeutung ist. Denn schließlich übernimmt das Bistum Würzburg einen Großteil der Analyse-Kosten in Höhe von rund 18000 Euro. Interessiert an „Land in Sicht“ ist vor allem Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Schirmherr des Projekts. Da zwei Drittel der Pfarreien in der Diözese unter 1000 Katholiken beheimateten, seien gerade die Ergebnisse einer Gemeinde wie Michelau repräsentativ, ist er überzeugt. Es sei gut, einmal nicht zu verallgemeinern, sondern konkret auf ein Dorf zu schauen. „Kirche muss im Dorf bleiben“ gab er als Slogan für die Zukunft aus, schickte aber hinterher, wenn sie dies wolle, müsse sie sich notgedrungen verändern: von einer versorgten zu einer mitsorgenden Gemeinde. Die Resultate der Dorfanalyse werden bei einem Nachbereitungstag am 21. Juni ausgewertet und in Form einer Dokumentation veröffentlicht. Erste Ergebnisse präsentierten die Teilnehmer den interessierten Michelauern aber schon am Ende der Projektwoche.
Es zeigte sich, dass im kleinen Steigerwaldort mit seiner mehr als 250 Jahre alten Balthasar-Neumann-Kirche das kirchliche Leben noch immer einen hohen Stellenwert hat. Kirche sei nach Auffassung aller Befragten mehr als ein bloßer Verein, berichtete Bernhard Spielberg von der Gruppe „Kirche im Dorf“. Allerdings finde der Glaubensaustausch nur noch im Privaten statt. Der Sonntagsgottesdienst müsse nicht unbedingt eine Eucharistiefeier sein, so die Meinung der Michelauer. Es reiche ein Wortgottesdienst mit Kommunionfeier, der allerdings – darauf sei Wert gelegt worden – ansprechend gestaltet sein müsse. Beim Stichwort „Pfarrverband“ sei die Stimmung der Dorfbewohner gemischt gewesen. Man habe hierin durchaus positive Aspekte gesehen, aber im Ort müsse es eine hauptamtliche, ausgebildete Ansprechperson geben, die sich auch der Jugend annehme, so das Ergebnis der Befragung. Diese Ansprechperson müsse zudem von außerhalb kommen, die Seelsorge könne keiner aus dem Ort, beispielsweise kein Pfarrgemeinderat, übernehmen. Die Kuratie St. Michael in Michelau wird derzeit vom bald 68 Jahre alten Pfarrer Lorenz Zeitz betreut. Er wohnt in Michelau, ist aber zugleich noch Pfarrer im benachbarten Dingolshausen.
Wegen Oma in die Kirche
Nach den Aussagen von Bernhard Spielberg sind die Michelauer gegenüber den Dorfforschern sehr offen gewesen. Da seien schon mal Sätze wie „das Zölibat sollte die Kirche mal überdenken“ oder „die Evangelischen dürfen doch auch“ gefallen. Dass die Kirche nicht der Ort ist, wo über Glauben oder den Sinn des Lebens diskutiert wird, hätten 30 Jugendliche bestätigt, die man zum Befragen ins Rathaus eingeladen habe, berichtete Spielberg. Tradition nehme aber auf dem Land immer noch eine große Rolle ein. Die jungen Leute seien kirchlich engagiert, „weil’s dazugehört“, gingen in die Kirche „wegen der Oma“.
Schon heute müssten die Michelauer überlegen, wie das Pfarreileben aufrecht erhalten werden könne, wenn der Pfarrer als Motor wegfalle, sagte Projektmitarbeiter Frank Greubel. Denn laut Pastoralplan sei nach Pfarrer Zeitz kein Priester mehr für den Steigerwaldort vorgesehen. Vor allem die kirchliche Jugendarbeit müsse verstärkt werden.
Die kleine Steigerwaldgemeinde Michelau mit ihren etwas mehr als 500 Einwohnern war vom 19. bis 23. Mai Schauplatz für das Projekt „Land in Sicht“. Eine Woche lang analysierte ein Forscherteam der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Land (KAL) das Dorfleben und befragte dazu vor allem die Dorfbevölkerung. Die 15 Dorfforscher um die Projektverantwortlichen Wolfgang Scharl, Seelsorger von Landjugend und Landvolk und Leiter der Landwirtschaftlichen Familienberatung, und Thomas Tschöke von der Akademie der Katholischen Landjugend in Bad Honnef, hatten sich bei einem Vorbereitungswochenende mit der Methode der Dorfanalyse vertraut gemacht. Sie engagieren sich in kirchlichen Verbänden oder studieren Theologie.
Analyse in vier Gruppen
Nach einem Ortsrundgang mit Bürgermeister Siegfried Ständecke und einem Kennenlerntreffen mit den Dorfbewohnern am ersten Abend, begann am zweiten Tag die Analyse in vier Gruppen. „Jugend auf dem Dorf“, „Milieus und Lebenseinstellungen“ sowie „Infrastruktur“ wollten die Dorfforscher, die alle ortsfremd waren, unter die Lupe nehmen. Eine vierte Gruppe wählte das Thema „Kirche im Dorf“ und damit einen Aspekt, der für die Diözese von Bedeutung ist. Denn schließlich übernimmt das Bistum Würzburg einen Großteil der Analyse-Kosten in Höhe von rund 18000 Euro. Interessiert an „Land in Sicht“ ist vor allem Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Schirmherr des Projekts. Da zwei Drittel der Pfarreien in der Diözese unter 1000 Katholiken beheimateten, seien gerade die Ergebnisse einer Gemeinde wie Michelau repräsentativ, ist er überzeugt. Es sei gut, einmal nicht zu verallgemeinern, sondern konkret auf ein Dorf zu schauen. „Kirche muss im Dorf bleiben“ gab er als Slogan für die Zukunft aus, schickte aber hinterher, wenn sie dies wolle, müsse sie sich notgedrungen verändern: von einer versorgten zu einer mitsorgenden Gemeinde. Die Resultate der Dorfanalyse werden bei einem Nachbereitungstag am 21. Juni ausgewertet und in Form einer Dokumentation veröffentlicht. Erste Ergebnisse präsentierten die Teilnehmer den interessierten Michelauern aber schon am Ende der Projektwoche.
Es zeigte sich, dass im kleinen Steigerwaldort mit seiner mehr als 250 Jahre alten Balthasar-Neumann-Kirche das kirchliche Leben noch immer einen hohen Stellenwert hat. Kirche sei nach Auffassung aller Befragten mehr als ein bloßer Verein, berichtete Bernhard Spielberg von der Gruppe „Kirche im Dorf“. Allerdings finde der Glaubensaustausch nur noch im Privaten statt. Der Sonntagsgottesdienst müsse nicht unbedingt eine Eucharistiefeier sein, so die Meinung der Michelauer. Es reiche ein Wortgottesdienst mit Kommunionfeier, der allerdings – darauf sei Wert gelegt worden – ansprechend gestaltet sein müsse. Beim Stichwort „Pfarrverband“ sei die Stimmung der Dorfbewohner gemischt gewesen. Man habe hierin durchaus positive Aspekte gesehen, aber im Ort müsse es eine hauptamtliche, ausgebildete Ansprechperson geben, die sich auch der Jugend annehme, so das Ergebnis der Befragung. Diese Ansprechperson müsse zudem von außerhalb kommen, die Seelsorge könne keiner aus dem Ort, beispielsweise kein Pfarrgemeinderat, übernehmen. Die Kuratie St. Michael in Michelau wird derzeit vom bald 68 Jahre alten Pfarrer Lorenz Zeitz betreut. Er wohnt in Michelau, ist aber zugleich noch Pfarrer im benachbarten Dingolshausen.
Wegen Oma in die Kirche
Nach den Aussagen von Bernhard Spielberg sind die Michelauer gegenüber den Dorfforschern sehr offen gewesen. Da seien schon mal Sätze wie „das Zölibat sollte die Kirche mal überdenken“ oder „die Evangelischen dürfen doch auch“ gefallen. Dass die Kirche nicht der Ort ist, wo über Glauben oder den Sinn des Lebens diskutiert wird, hätten 30 Jugendliche bestätigt, die man zum Befragen ins Rathaus eingeladen habe, berichtete Spielberg. Tradition nehme aber auf dem Land immer noch eine große Rolle ein. Die jungen Leute seien kirchlich engagiert, „weil’s dazugehört“, gingen in die Kirche „wegen der Oma“.
Schon heute müssten die Michelauer überlegen, wie das Pfarreileben aufrecht erhalten werden könne, wenn der Pfarrer als Motor wegfalle, sagte Projektmitarbeiter Frank Greubel. Denn laut Pastoralplan sei nach Pfarrer Zeitz kein Priester mehr für den Steigerwaldort vorgesehen. Vor allem die kirchliche Jugendarbeit müsse verstärkt werden.