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Kein Zuschauer, sondern Mitspieler

Bischof em. Paul-Werner kennt immer noch keine Langeweile. Noch immer sind die Werktage ausgefüllte Arbeitstage, die in der Regel gegen 5 Uhr mit dem Aufstehen beginnen – nur der Sonntag ist Ruhetag. Um 6.30 Uhr feiert er mit den Erlöserschwestern in deren Mutterhauskirche die heilige Messe. Und im Gespräch berichtet er davon, wie er sich auf die Feiern der Karwoche und der Osternacht vorbereitet, in der er alle liturgischen Gesänge, auch die des Diakons, übernimmt. Was ihn besonders freut. Hat er doch ein Herz für Musik, ob im Gottesdienst, als Hörer oder zur Entspannung privat am Klavier.
WÜRZBURG. Jeder im Sonntagsblatt weiß, dass er kommt. Und jeder freut sich, als im Flur seine unverwechselbare Stimme zu hören ist. Bischof em. Paul-Werner besucht das Sonntagsblatt, dessen Räume er in seiner Amtszeit eingeweiht hat, jetzt als Emeritus. Gern ist er der Einladung zu einem Redaktionsgespräch anlässlich seines 80. Geburtstags gefolgt, auch wenn wir ihn, wie wir später im Gespräch erfahren, in seinen Studien über die Theologie der Heiligen und Märtyrer unterbrochen haben.

Langeweile kennt er nämlich nicht. Noch immer sind die Werktage ausgefüllte Arbeitstage, die in der Regel gegen 5 Uhr mit dem Aufstehen beginnen – nur der Sonntag ist Ruhetag. Um 6.30 Uhr feiert er mit den Erlöserschwestern in deren Mutterhauskirche die heilige Messe. Und im Gespräch berichtet er davon, wie er sich auf die Feiern der Karwoche und der Osternacht vorbereitet, in der er alle liturgischen Gesänge, auch die des Diakons, übernimmt. Was ihn besonders freut. Hat er doch ein Herz für Musik, ob im Gottesdienst, als Hörer oder zur Entspannung privat am Klavier.
Überhaupt strahlt Bischof Paul-Werner Energie aus. Er ist dankbar dafür, dass er noch so viel Aktivität besitzt, die er bei seinen zahlreichen Aufgaben und Selbstverpflichtungen auch braucht: „Jeder Tag ist ein Geschenk, manche meiner Mitbrüder im Bischofsamt sind schon mit 60 Jahren ausgebrannt.“ Und er fühlt sich gar nicht „wie ein Ruheständler, der sich zurücklehnt und alles nur noch beobachtet“. „Ich bin kein Zuschauer, sondern Mitspieler.“ Als Bischof sei er lebenslang geweiht und sehe sich der Diözese auch weiterhin verpflichtet, erklärt er: „Ich kann nicht sagen, dass es auf jeden ankommt, dass jeder mithelfen muss, und selbst höre ich mit einem bestimmten Stichtag auf.“ Seinem Nachfolger Bischof Friedhelm hilft er, wenn er gebraucht wird, will ihm aber nicht „reinregieren“. So ist Bischof Paul-Werner häufig wegen Firmungen oder Altarweihen angefragt, was ihn zufrieden stimmt: „Ich kann jetzt mehr Bischof sein als früher.“ Denn die wichtigste Pflicht eines Bischofs sei, das Wort Gottes zu verkünden und die Sakramente zu spenden, wofür er jetzt mehr Zeit habe. Früher hätten andere Amtspflichten viel mehr Zeit beansprucht. Respektvoll spricht der Emeritus von der Arbeit mit den Beratungsgremien wie dem Geistlichen Rat, Pastoral-, Priesterrat und Dekanekonferenz. Kritisch sieht er sie andererseits von der Methode her und wünschte sie sich geändert, weil häufig die Behandlung des gleichen Themas in unterschiedlichen Gremien unbeweglich mache und Entscheidungen übermäßig verzögere. Als amtierender Bischof habe er die Kompetenz des Diözesansteuerausschusses geschätzt, weil durch dessen gute Arbeit das Bistum Würzburg im Vergleich mit anderen Diözesen immer mit einem ausgeglichenen Haushalt glänzen konnte.

Der Schein trügt
In der Ökumene setzt sich Bischof Paul-Werner wie schon als Diözesanbischof ebenso dafür ein, dass es nicht zu unnötigen Verzögerungen kommt. Der Schein trüge, dass sich dort nur wenig bewege, widerspricht er kritischen Stimmen. Der Ökumene-Experte, der heute noch vom Vatikan aus in zwei internationalen Gremien – im Dialog mit den Altkatholiken und den orientalisch-orthodoxen Christen – verantwortlich tätig ist, betont dies auf dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung in der ökumenischen Arbeit. Aus unzähligen Gesprächen weiß er, dass allein schon der Kontakt mit den anderen Christen wichtig und hilfreich ist. Es sei im Austausch auf Europa- und Weltebene immer etwas passiert, was den ökumenischen Prozess vorangetrieben habe. Ökumenischen Relativismus, der davon rede, dass sowieso doch alle an den selben Gott glaubten, lehnt er strikt ab.
Auch im katholisch-lutherischen Dialog in Deutschland, den man bewusst „der Sache wegen“ nicht im Rampenlicht führe, sei schon sehr viel geschehen. Hier führt der Bischof das „Jahr der Bibel“, die „Woche für das Leben“ und den gemeinsamen Text „Gott ist ein Freund des Lebens“ als Beispiele an. Es sei wichtig, in solchen Fragen mit einer Stimme zu sprechen, um ernst genommen zu werden. Allerdings müsse man heute aufpassen, dass sich die These „Glaube trennt, Dienst (am Menschen) verbindet“ aus der Anfangszeit des ökumenischen Dialogs, in etwa ab 1920, nicht ins Gegenteil verkehrt. Während man in Glaubensdingen, bei denen Luther noch von ewiger Trennung gesprochen habe, schon fast zu identischen Aussagen gekommen sei, gebe es heute zum Beispiel unterschiedliche Auffassungen in für die Menschen relevanten Fragen zu Forschung und Technik.

Keine Schönwetteraufgabe
So stellt Bischof Paul-Werner fest: „Die Verantwortung für die Einheit der Christen ist keine Schönwetteraufgabe“ und anstrengend. Trotzdem macht ihn ein „einsamer Rekord“ ein wenig stolz. 27 Jahre leitete er die Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, „ein Amt, um das sich keiner reißt“. So lange habe kein anderer Bischof eine Kommission geleitet. Das habe ihm jedoch ermöglicht, vieles mitzubewegen und auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig müsse man in einer solchen Position darauf gefasst sein, von allen Seiten Schläge zu beziehen, und sich vor „Beifall aus der falschen Ecke“ hüten. Der Bischof betont in diesem Zusammenhang jedoch auch, dass jeder Bischof Ökumenebischof sei. Wie auch jeder Christ sich für die Einheit der Christen einsetzen müsse. Hier erzählt er aus einer Begegnung in Rom mit Papst Benedikt XVI., der ihn gefragt habe, seit wann er sich für die Ökumene einsetze. „Seit meiner Taufe“ habe er ihm geantwortet, denn jeder Christ sei in die Einheit der Kirche hineingetauft. Die Taufe sei das Grundsakrament aller Christen, das sakramentale Band der Einheit.
Bischof Paul-Werner ist dankbar für jede Begegnung, die ihm seine Beauftragungen und Berufungen ermöglicht haben. Er habe viel gelernt, zum Beispiel dass man in der Begegnung mit den Ostkirchen beim Wissen über Liturgie und Spiritualität mit dem gegenseitigen Kennenlernen eigentlich erst am Anfang stehe. Was das angehe, sei man in der gegenseitigen Annäherung zwischen Katholiken und Lutheranern weiter. Hier gebe es deutliche Zeichen für ein Wachsen in der Einheit. Vielen gehe es jedoch nicht schnell genug, und sie kritisierten vermeintlich fruchtlose theologische Debatten. Dies sei allerdings „dumm und schädlich“, denn ohne (theologisches) Nachdenken über den Glauben gebe es keine Glaubensverkündigung.
Ein Meilenstein in der Ökumene ist für Bischof Paul-Werner die „Augsburger Erklärung“ über die Rechtfertigungslehre (Oktober 1999), die man eigentlich „Würzburger Erklärung“ nennen müsste, weil die Endredaktion in Würzburg erfolgt sei. Maßgeblich zum Gelingen habe Dr. Heinz-Albert Raem aus dem Einheitsrat in Rom beigetragen, der sich bis zu seinem Tod nach schwerer Krankheit unermüdlich für das Vorhaben eingesetzt habe.

Rückschritt unmöglich
Betrachtet er aus der heutigen Warte alle Ergebnisse und Bemühungen, so gibt es für Bischof Paul-Werner in der Ökumene vielleicht gelegentlich vorübergehend Stillstand, aber keinen Rückschritt. Ähnlich sieht er es im Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil, wenn auch verschiedentlich gerade fortschrittlich orientierte Christen argwöhnten, es gebe Rückwärts-Tendenzen. Dafür habe das Konzil zu viel angestoßen, was nicht mehr rückgängig gemacht werden könnte. Sicher gebe es unterschiedliche Strömungen in der Kirche, die das Konzil damals gebündelt, kanalisiert habe, aber nicht hätte auflösen können. Der Bischof, der selbst für die damalige katholische Wochenzeitung „Echo der Zeit“ über das Konzil berichtete, erinnert sich zum Beispiel an das Zustandekommen des Ökumenismusdekrets, das eine weltweite Ökumenebewegung angestoßen habe. Damals habe es zunächst Konzilsväter gegeben, die noch nie Kontakt mit nicht-katholischen Christen gehabt hätten. Doch nach langen Diskussionen sei die nahezu geschlossene Abstimmung über das Ökumenismusdekret „phänomenal“ gewesen. Gewiss sei der Elan, der damals geherrscht habe, zurückgegangen, aber die Entwicklung besitze weiter Kontinuität. Der Bischof zieht als Weltreisender in Sachen Kirche gern das Flugzeug als Vergleich heran, dessen Geschwindigkeit ohne Kontakt zum Boden als Beziehungsmaßstab ab einer bestimmten Flughöhe nicht mehr spürbar sei.
Skandale und traditionalistisches Gedankengut bei Einzelnen und Gruppen in der Kirche sind ihm nicht fremd, er beschwichtigt nicht, aber erklärt fast bedauernd, die Kirche sei keine Elitetruppe, schwarze Schafe seien nicht zu vermeiden. Aber es wäre schwierig, die Disteln aus dem Feld zu entfernen, ohne dabei auch die Weizenhalme zu beschädigen. Angesichts des Priestermangels plädiert er für die Förderung der Berufungen, gibt aber auch zu bedenken, dass es immer und überall Auf- und Abwärtsbewegungen gebe. Zu seiner Zeit habe an den Universitäten im Fachbereich Theologie ein Numerus clausus geherrscht, so viele hätten in dieses Studium gedrängt. Und das bei äußeren Bedingungen, von denen sich heutige Studenten keine Vorstellungen machen könnten. Der Bischof plädiert dafür, dass Theologie in den Universitäten angesiedelt bleiben müsse. Sie sei das Studienfach mit der umfassendsten Bildung. Theologen erhielten so breite, fachübergreifende Kenntnisse, im Gegensatz zu Studenten anderer Fachrichtungen wie den Wirtschaftswissenschaften, in denen mehr Spezialwissen gefragt sei. Im Blick auf seine Seminaristenzeit empfiehlt er denen, die heute ins Priesterseminar eintreten drei Dinge, die er damals als Geschenke empfunden habe: das Studium mit Gleichgesinnten, eine Gemeinschaft mit gegenseitiger Rücksichtnahme und Solidarität und die Grundwahrheiten des Glaubens als stabile Hilfe und Fundament. Heute kämen immer mehr junge Leute mit Fragezeichen ins Seminar, stellt der Bischof fest.

Märtyrer im Blick
Gute Beziehungen zur Universität schätzt der Bischof noch heute. Er war schließlich selbst als akademischer Dozent tätig – „Mein Mitbruder Marx in München war früher ein Schüler von mir“. Ein Grund mehr für ihn, nach der Emeritierung an seinem ehemaligen Amtssitz zu bleiben. Es mag schon symbolisch für seine rege Autorentätigkeit sein, dass er jetzt über dem neuen Diözesanarchiv wohnt, dessen Quellenschatz er für Vorträge und Bücher nutzen kann. Zwar habe er ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, in ein leer stehendes Pfarrhaus zu ziehen, aber „was soll ich als einzelne Person mit so viel Räumen?“ Den Haushalt führen ihm, der nach eigenem Bekunden „kein Händchen“ für solche Dinge hat, Erlöserschwestern, bei deren Kochkünsten er immer auf seine Linie achten müsse.
Seine Wohnung in der Stadtmitte bietet ihm auch die Möglichkeiten, auf kurzen Wegen Ziele anzusteuern, in denen er in Würzburg das reiche Kulturleben genießen kann. Dabei fallen ihm als Liebhaber klassischer Musik besonders die großartige Konzertaufführungen ein.
Das für ihn wichtigste Zimmer ist das Arbeitszimmer, in dem er seit seiner Emeritierung 2003 schon fünf Bücher geschrieben hat. Aufsehen hat im vergangenen Jahr besonders das Buch über die „Theologie des Wortes“ erregt, die nach seinen Erfahrungen gegenüber der Theologie der Sakramente bisher zu kurz gekommen, jedoch ebenso bedeutend sei, weil der Mensch aus den Sakramenten und dem Wort Gottes lebe. Außerdem – und da sind wir wieder bei seinem Lieblingsthema – berge die Wort-Gottes-Theologie viele Chancen für die Ökumene. Derzeit beschäftigt sich Bischof Paul-Werner mit der „Theologie der Märtyrer“, wie sein nächstes Buch heißen wird. Auf einer seiner Vortragsreisen habe er entdeckt, dass es zwar Einzelstudien über Märtyrer gebe, jedoch keine umfassende Sicht darüber, was Martyrium für die Kirche im Ganzen, für die Märtyrer selbst, für das Wesen der Kirche und – auch hier wieder eine Brücke – für die Ökumene bedeute. Der Bischof ist sich sicher, dass die Ökumene ohne die Märtyrer des Nationalsozialismus nicht so weit gekommen sei. Den biblischen Teil des Buches habe er abgeschlossen und widme sich jetzt den historischen Fakten. Märtyrer hätten alle die Welt und Schöpfung grundsätzlich bejaht und geliebt. Vorbildlich seien sie auch mit ihrer Kraft, ihren Feinden bis zum Letzten zu vergeben.
Als hart arbeitender Emeritus gönnt er sich zur Erholung von pastoralen Pflichten und theologischen Forschungen immer noch einen mehrwöchigen Urlaub in Berchtesgaden, wo er auch als Diözesanbischof im Sommer anzutreffen war. Er sei schon als Kaplan ein Freund der Berge gewesen, bekennt er. Und solange es seine körperliche Konstitution zuließ, habe er auch als Bischof die Herausforderung beim Klettern im Fels gesucht. Gerne erinnere er sich an die Bergmessen am Gipfelkreuz, die er mit Freunden und Bergkameraden gefeiert habe.

Korn auf die Mühle
Zu seiner Würzburger Zeit fällt Bischof Paul-Werner auch der „für alle, auch für Nicht-Katholiken“ offene Prozess „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ ein, „eine ökumenische Methode schlechthin“. Er sei für ihn ein wichtiger Schritt gewesen, der die Diözese weitergebracht habe als jede Synode. Während andere Diözesen nach dem Konzil synodale Prozesse angestoßen hätten, habe man mit „Wege suchen im Gespräch“ nach der Methode „Der Weg ist das Ziel“ einen breiter angelegten Weg eingeschlagen, der jeden Einzelnen angesprochen und eingebunden habe. Das sei für ihn ein Erlebnis diözesaner Gemeinschaft gewesen, „das man sonst so nicht hinkriegt“. Damit habe man auch den Gremien, insbesondere den Laiengremien, deren Arbeit er hoch schätze, die Chance gegeben, sich an einer konkreten Aufgabe zu bewähren. Das erinnere ihn an sein Motto „Korn auf die Mühle!“. Denn was nutze es, wenn die Mühlsteine nur aneinanderreiben würden. Mit „Wege suchen im Gespräch“ sei man einen guten Schritt weitergekommen und habe deshalb am Ende ein Erntedankfest mit Saatgut für die Zukunft feiern können. Gewiss hätte man schon während des Prozesses mit Umstrukturierungen beginnen können, dafür sei die Zeit jedoch noch nicht reif gewesen. Aber mit dem regen Austausch untereinander habe man bereits die Grundlage für eine Bewegung aufeinander zu geschaffen, ohne die Pfarreiengemeinschaften nicht möglich seien.
Eine Bereicherung war und ist für Bischof Paul-Werner die Begegnung mit den Priestern und Gläubigen in der ehemals thüringischen Diaspora, die er intensiv gepflegt habe. Das habe wegen der politischen Pressionen ohne viel Aufsehen über die Bühne gehen müssen. Der Bischof erinnert sich an den regen wie gefährlichen „kleinen Grenzverkehr“, an dem auf beiden Seiten viele beteiligt gewesen seien, so lange es die Mauer noch gegeben habe. Auch mit Hilfe der guten Beziehungen zu seinem Mitbruder Joachim Wanke in Erfurt habe sich die thüringische Diaspora zu den Dekanaten Saalfeld und Meinigen des Bistums Erfurt entwickelt, zu denen auch heute gute Kontakte bestünden. Sich zu bemühen, diese Dekanate für Würzburg zu behalten, hätte auf Dauer nichts gebracht, meint der Bischof. Denn man sollte auch die politischen Grenzen halbwegs berücksichtigen, So sei die Diözese Würzburg mit dem Regierungsbezirk Unterfranken nahezu deckungsgleich.

Den Vater vergessen
Zu seinem 80. Geburtstag habe sich ein ganz besonderer Freund angesagt, berichtet Bischof Paul-Werner. Dann gebe es ein Wiedersehen mit Bischof Emmanuel Mapunda aus der Partnerdiözese Mbinga im südlichen Tansania. Gern erinnert sich der Bischof an die erste Begegnung, als er damals im Kleinflugzeug mit Prälat Wilhelm Heinz, dem damaligen Missionsreferenten, das künftige Partnerbistum besucht hat, „dem es wirklich an allem gefehlt hat“. Er habe gleich betont, er komme nicht „als reicher Onkel“, es gehe nicht um eine Patenschaft, sondern um eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Es habe ihn bewegt, dass Bischof Emmanuel als Erstes darum gebeten habe, für seine Priester Exerzitien zu halten. Das habe seiner Intention eines christlichen Miteinander entsprochen. Vor fast zwanzig Jahren, als in Würzburg die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet worden sei, habe es in Mbinga weder ein Diözesanzentrum noch eine Bischofskirche gegeben. Heute stünden beide. Wesentlich sei jedoch, dass die Partnerschaft im Bistum Würzburg feste Wurzeln geschlagen habe. Er sei allen dankbar, die dazu beigetragen hätten und es auch weiterhin täten. Dazu gehört er selbst, der in Mbinga nicht nur einmal Exerzitien – „ein Freizeitsport“ – gehalten hat. Ein Bischof habe auch eine missionarische Aufgabe, erläutert Bischof Paul-Werner beim Thema Mission. Deshalb sei er ebenso glücklich darüber, dass aus dem Bistum Würzburg so viele Missionskräfte hervorgegangen seien, die in aller Welt wirkten.
In der Partnerschaftsurkunde zwischen Mbinga und Würzburg heißt es „zu Ehren des Dreifaltigen Gottes“. Damit ist ein Schwerpunkt in der Theologie von Bischof Paul-Werner angesprochen, der für sein Bischofswappen das Drei-Hasen-Fenster aus dem Kreuzgang des Paderborner Domes als Symbol der Dreifaltigkeit gewählt hat. „Die Trinität ist das Urgeheimnis der Welt“, erklärt er sein Anliegen. Die Theologie der Dreifaltigkeit umfasse alle Dimensionen der Welt und des Lebens, werde jedoch noch zu wenig beachtet. Man widme sich mehr der Christologie, der Vater-Theologie, doch zu wenig der Dreifaltigkeitstheologie. Bei einem Treffen mit Vertretern der Ostkirchen sei es einmal viel um Christus und den Heiligen Geist gegangen, bis er seine Gesprächspartner darauf aufmerksam gemacht habe: „Wir haben den Vater vergessen“. In der Ökumene gehe es um die Frage, was das Ziel der Einheit sei. Bei dem Bemühen, Einheit und Verschiedenheit zu verbinden, sei die Trinitätslehre hilfreich.
Gerne beruft sich Bischof Paul-Werner auch auf Paulus. Nicht nur, weil es sein Vorname ist. Er schätzt ihn auch wegen seines entschlossenen Auftretens und seiner Streitkultur im Kreis der Apostel. Die Beschäftigung mit Paulus, über den er gerne predige, bereichere das theologische Denken und biete zum Beispiel auch im Gespräch mit den lutherischen Christen eine Chance im Blick auf die Ökumene. Insofern sei das Paulusjahr, das am 28. Juni in Rom feierlich eröffnet wird, ein ökumenisches Signal.