Etwas unsicher und verlegen schauen die jungen Männer zwischen 15 und 18 Jahren, als sie von Rieger aufgefordert werden, sich selbst Acrylfarben auszusuchen und einfach künstlerisch loszulegen. Vorher hatte die Künstlerin ihnen kurz ihre eigenen abstrakten Werke vorgestellt, die zur Zeit in der Galerie im Treppenhaus im neuen Kolping-Center Mainfranken zu sehen sind.
Sonne, Meer und Palmen
Doch die schüchterne Zurückhaltung legt sich schnell. Das vorgegeben Thema „Urlaub“ ist ein schönes, zu dem jedem etwas einfällt. Und während sich die einen noch Gedanken machen, um dann nach Plan vorzugehen, nehmen die anderen einfach Farbe und Pinsel und malen drauf los. So entstehen Berge, Strand und Meer, Sonne, Palmen und Menschen, vor allem aber sehr viel Abstraktes. Die Künstlerin ist begeistert vom Schaffensdrang der Jugendlichen: „Es kam sonst schon vor, dass die Leute in dieser Situation eine Viertelstunde vor der weißen Fläche saßen“, erinnert sie sich. Hier muss sie zwischendurch fast schon bremsen: „Warte mal lieber, das ist so, wie es ist, schon sehr gut!“.
Titel „Veränderung“
Dass ein Kunstprojekt ein guter Weg dazu sein kann, erkennt, wer sieht, wie Roman eine eigene Spritztechnik zum Auftragen der Farben entwickelt oder Denis immer neue Farben zusammenmischt, um damit die Gefühle der Menschen auszudrücken. Die künstlerische Arbeit erfolgt im Teamwork, jeder leistet seinen Beitrag zu dem Gemeinschaftswerk. Nur einmal gibt es Diskussionen: Als ein Name für das Kunstwerk gefunden werden muss. Schließlich einigen sich Johannes, Richard, Roman, Marcel, Pierre, Aleksej, Max und Denis auf den Titel „Veränderung“.
Einen Namen brauchte das Kunstwerk schon deshalb, weil es nun öffentlich ausgestellt wird. Denn als Höhepunkt des Nachmittags hängen die Jugendlichen ihr Bild gleich im Eingangsbereich des Kolping-Center Mainfrankens in Würzburg am Kolpingplatz 1 auf. Dort, wo bisher nur weiße Wand war, bleibt es nun auch hängen und stößt den Besuchern ins Auge, versichert Möller, der höchstpersönlich zu Hammer und Nagel greift. Die Tatsache, dass ihr Kunstwerk einen prominenten Ausstellungsplatz gefunden hat, erfüllt die Jugendlichen sichtlich mit Stolz. „Das hätte ich niemals gedacht“, sagt einer nach dem anderen. Schließlich hätten sie mit Malerei bislang nie etwas zu tun gehabt.
Die Ausstellung „Querschnitte“ mit 22 in Acryl-Technik gefertigten Bildern von Elvi Rieger ist noch bis zum 31. August in der „Galerie im Treppenhaus“, über fünf Stockwerke verteilt im Kolping-Center zu sehen.