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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Jesus Christ Superstar

    Jesus Christ Superstar. Das war Jesus sicherlich für die Leute damals, kein Zweifel. Ein Mensch, der so viele Wunder gewirkt hatte, musste einfach auffallen. Einer, dessen Ruf sich schon längst wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreitet hatte. Ein Symbol für die lebenslange Hoffnung auf Freiheit – endlich war da einer, der alles wieder richten konnte. Die Römer verjagen, seinem Volk die lange verheißene Freiheit endlich wieder zurück geben?

    Evangelium

    Es war einige Tage vor dem Osterfest. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!

    Markus 11,1–10

     

    Als er kam, brach die Menge sofort in Ohren betäubenden Jubel aus. Schließlich hatte sie ihn schon längst erwartet. Endlich war er da, in seiner ganzen Pracht und Würde. Er, von dem sie schon so viel gehört hatten. Ein Star. Endlich konnten sie ihn selbst erleben, hautnah! Ihr lautes Schreien kannte keine Grenzen mehr.
    Preisfrage: Um wen geht es hier eigentlich? Um Robbie Williams oder um Jesus? Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten früher nicht für den ein oder anderen Star geschwärmt, bei den Beatles laut mitgeschrien oder sich wegen der Monroe den Hals verdreht. Gut, heute fliegen sicher keine Palmzweige mehr auf die Bühne. Das mag vielleicht aber auch äußerlich betrachtet der einzige gravierende Unterschied in der Szenerie sein.
    Jesus Christ Superstar. Das war Jesus sicherlich für die Leute damals, kein Zweifel. Ein Mensch, der so viele Wunder gewirkt hatte, musste einfach auffallen. Einer, dessen Ruf sich schon längst wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreitet hatte.
    Viel mehr noch: Einer, der endlich nach so vielen Jahren das Zeug zum Messias hatte. Aber nicht nur zum religiösen Erneuerer, da gab es ja immer wieder mal welche in dieser Zeit. Nein, einer, der endlich mal aufräumen würde mit diesen verdammten römischen Besatzern, die das Volk Israel unterdrückten. Ein Symbol für unsere lebenslange Hoffnung auf Freiheit – endlich war da einer, der alles wieder richten konnte. Die Römer verjagen, seinem Volk die lange verheißene Freiheit endlich wieder zurück geben: Das musste doch Gottes Wille sein.
    Es war Volkes Wille. Aber es war nicht Gottes Wille. Im Rückblick wissen wir das. Jesus hatte zeitlebens Angst vor diesen völlig überzogenen Forderungen, vor diesen Machtphantasien, die auf ihn projiziert wurden. „Schweig, Satan!“ herrschte er gar den Petrus an, als der ihm einmal wohlmeinend ins Gesicht sagte, Jesus sei doch wirklich der Messias. „Schweig!“ Das kann nicht der Wille meines Vaters sein, dass ich so sein Reich zu den Menschen bringe. Das soll einer verstehen ...
    Er hatte wirklich alle Möglichkeiten, sein Starsein zu krönen. Alle wären sie auf seiner Seite gewesen. Alle. Aber er wollte nicht. Es war doch absehbar, wo das hinführen würde, wenn man sich mit den Großen in seiner Kirche anlegt. Aber er hat es ja so gewollt. Beim Einzug in Jerusalem hat er die letzte Chance vertan, ein Megastar zu werden. Im Sinne dieser Welt.
    Viel mehr. Er hat etwas geschafft, was nach seinem Tod sicher kaum jemand für möglich gehalten hätte: Dass er auch noch 2000 Jahre später in aller Munde sein würde. Dass seine Botschaft auch heute noch mindestens genau so revolutionär ist wie damals. Und dass es heute noch genau so schwer ist, ihm glaubhaft und mit ganzer Kraft nachzufolgen. Doch halt, hier korrigiert mich der Herr selbst: „Mein Joch ist leicht!“ Wie meinst du das, Jesus? Ich glaube, es ist gar nicht so schwer, den ersten Schritt zu machen und dir nachzufolgen. Ich muss es nur versuchen – gegen alle Bequemlichkeit und faule Gewohnheit, die mich oft so träge und unbeweglich macht. Das ist es.

    Der Autor ist Pastoralreferent und arbeitet als Regionaljugendseelsorger für den Landkreis Main-Spessart.