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Beim Freilicht-Schauspiel „Gebrochene Schwingen“ in Erlabrunn geht es um einen Bischofsmord in Würzburg und seine Folgen
„Jedes Mal wieder feuchte Augen“
Das große runde Stadtjubiläum „1300 Jahre Würzburg“ ist nicht nur für die Mainmetropole ein Anlass zum Feiern; auch das Umland nimmt Anteil am Jubiläumsjahr. Einen Leckerbissen, den man sich nicht entgehen lassen sollte, bietet die Kulturbühne Erlabrunn mit dem Freilichtstück „Gebrochene Schwingen“. Unter der Regie von Werner Kusch erwecken hier rund 80 Laienschauspieler Geschichte zum Leben und erzählen „von Not und Leid, von Treu’ und starkem Mute, von edler Lieb’ und Huld, von schnöd’ vergoss’nem Blute, von Reue und von Schuld“, wie es eingangs heißt.
In sechs Akten taucht der Besucher vor der stimmungsvollen Kulisse des historischen Meisner-Hofs in eine Episode höchst spannender Würzburger Geschichte aus dem 13. Jahrhundert ein: den folgenschweren Mord an Bischof Konrad von Querfurt vor dem Hintergrund verworrener Machtverhältnisse.
Auslöser für die Aufarbeitung des Stoffes war die Wiederentdeckung der verschollen geglaubten Falkenburg, die der Würzburger Historiker Dr. Peter Rückert 1992 aufgrund von Grabungen auf dem Volkenberg bei Erlabrunn lokalisierte. Auf der Basis der Geschichte um diese Burg schrieb dann die Greußenheimer Heimatschriftstellerin Reineldis Roth ein Stück mit dem vielsagenden Titel „Gebrochene Schwingen“.
Wir befinden uns in der Zeit des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa, der bekanntlich enge Kontakte zu Würzburg und seinen Bischöfen pflegte. In seinem Dienst stand auch die Ministerialenfamilie des Bodo von Würzburg, die einen Hof am Marktplatz besaß und um 1170 auf dem Ravensberg bei Thüngersheim eine mächtige Burganlage errichtete. Etwa zeitgleich entstand auf der anderen Mainseite auf dem Volkenberg bei Erlabrunn eine ähnliche, aber deutlich kleinere Anlage. Ihre Besitzer – die Falkenberger – waren Lehensleute der Ravensburger.
Im Jahre 1198 nahmen die schweren Verstrickungen ihren Lauf, die Bischof Konrad schließlich das Leben kosteten: Nach dem Tod von Barbarossa und dessen Sohn Heinrich VI. kam es zu einem Thronstreit, bei dem gleich zwei Anwärter den Thron für sich reklamierten: der Staufer Philipp von Schwaben und der Welfe Otto IV. Zu dieser Zeit wurde Konrad von Querfurt, Reichskanzler und Bischof von Hildesheim, zum Bischof von Würzburg gewählt. Doch als der neu gekürte, machthungrige Papst Innozenz III. davon hört, fordert er Konrad auf, den zusätzlichen Bischofssitz wieder abzugeben. Konrad weigert sich, wird exkommuniziert und mit dem Bann belegt. Zu allem Überfluss bekommt Konrad nun auch noch „innenpolitische“ Probleme: Bei einem Streit um das Würzburger Unterburggrafenamt erschlagen die Ravensburger Konrads Schultheiß Eckard, wofür er diese mit der Zerstörung ihres Stadthofs bestraft.
Im Jahr 1200 verzichtet Konrad plötzlich auf den Würzburger Bischofstitel; er leistet Abbitte beim Papst, der ihm den Stuhl des heiligen Burkard nun doch überlässt. Dass Konrad so schnell mit dem pro-welfischen Papst einig geworden war, erregte natürlich das Misstrauen Philipps. Spätestens jetzt spürte Konrad, dass das Fass am Überlaufen war, und zog sich aus der großen Politik zurück. Doch es war bereits zu spät: Ravensburger und Falkenberger hatten ein Mordkomplott geschmiedet, dem Konrad am 3. Dezember 1202 zum Opfer fiel. Die Folgen dieser ruchlosen Tat ereilten die Beteiligten unverzüglich: Die beiden Burgen wurden geschleift, die Mörder erhielten in Rom ihre gerechte Strafe. Für die Falkenberger war dies das Ende, doch die Ravensburger kamen schon wenig später wieder an die Macht.
An all diese geschichtlich belegten Fakten von der Verschwörung bis hin zur Zerstörung der Falkenburg hält sich Reineldis Roth. Um aber ihrer Geschichte Fleisch und Blut zu geben, stellt sie persönliche Schicksale, Lebensbedingungen und soziale Strukturen ins Zentrum: Zur großen Staatshandlung gesellen sich die menschlichen Dramen um den Falkenberger und seinen Knecht Kunne.
Mit dem Schauspieler Werner Kusch vom Mainfranken Theater konnte zudem ein Profi als Regisseur gewonnen werden. Bei der nunmehr achten Inszenierung in Erlabrunn geht es für ihn heuer vor allem um emotionale Nuancen. „Mein Bestreben ist es, aus Laienschauspielern möglichst gute Schauspieler zu machen.“ Mit Erfolg, möchte man meinen; denn Kusch schwärmt geradezu von den Qualitäten „seiner“ Truppe. „Von Anfang an gereizt“ habe das Stück ihn, dessen Stärke unverkennbar darin liege, dass hier „Staatliches neben Privates“ gestellt, die große Tragik der hohen Politik ins Menschliche getragen werde.
„Wir spielen nicht Geschichte, sondern empfinden das nach, was den Menschen passierte“, betont denn auch Armin Steinmetz alias Kunne. Die große Tragik gipfelt schließlich in einem Schlussbild, bei dem nicht nur Kusch „jedes Mal wieder feuchte Augen“ hat...
Neben unzähligen in Eigenarbeit entstandenen Kostümen und Requisiten sorgen auch die eingeflochtenen Lieder der Personen sowie des Minnesängers Walther von der Vogelweide, der als Begleiter und Kommentator fungiert, für mittelalterliches Flair. Die Musik komponierte der Musikwissenschaftler William Buchanan, der die Sänger auch begleitet. – Alles in allem also „ein enormer Aufwand, gemessen an nur vier Vorstellungen heuer“, wie der Vorsitzende der Kulturbühne, Wolfgang Kuhl, meint. Dafür sind die aber emotional so mitreißend, dass so mancher Zuschauer am Ende nur noch mit Mühe aus dem Mittelalter herausfindet...
Vorstellungen am 16., 17., 18. und 19. Juli jeweils um 20.30 Uhr im Erlabrunner Meisnerhof. Kartenvorverkauf (16, 14 und 12 Euro) jeden Mittwoch zwischen 19 und 21 Uhr im Meisnerhof (Mainleite 1, 97250 Erlabrunn), unter Telefon 0160/5255648) und im Internet unter: www.gebrochene-schwingen.de“
Zur Generalprobe am 14. Juli bietet die Kulturbühne Erlabrunn den Bewohnern von Senioren- und Pflegeheimen im Landkreis Würzburg kostenlose Plätze an.
In sechs Akten taucht der Besucher vor der stimmungsvollen Kulisse des historischen Meisner-Hofs in eine Episode höchst spannender Würzburger Geschichte aus dem 13. Jahrhundert ein: den folgenschweren Mord an Bischof Konrad von Querfurt vor dem Hintergrund verworrener Machtverhältnisse.
Auslöser für die Aufarbeitung des Stoffes war die Wiederentdeckung der verschollen geglaubten Falkenburg, die der Würzburger Historiker Dr. Peter Rückert 1992 aufgrund von Grabungen auf dem Volkenberg bei Erlabrunn lokalisierte. Auf der Basis der Geschichte um diese Burg schrieb dann die Greußenheimer Heimatschriftstellerin Reineldis Roth ein Stück mit dem vielsagenden Titel „Gebrochene Schwingen“.
Wir befinden uns in der Zeit des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa, der bekanntlich enge Kontakte zu Würzburg und seinen Bischöfen pflegte. In seinem Dienst stand auch die Ministerialenfamilie des Bodo von Würzburg, die einen Hof am Marktplatz besaß und um 1170 auf dem Ravensberg bei Thüngersheim eine mächtige Burganlage errichtete. Etwa zeitgleich entstand auf der anderen Mainseite auf dem Volkenberg bei Erlabrunn eine ähnliche, aber deutlich kleinere Anlage. Ihre Besitzer – die Falkenberger – waren Lehensleute der Ravensburger.
Im Jahre 1198 nahmen die schweren Verstrickungen ihren Lauf, die Bischof Konrad schließlich das Leben kosteten: Nach dem Tod von Barbarossa und dessen Sohn Heinrich VI. kam es zu einem Thronstreit, bei dem gleich zwei Anwärter den Thron für sich reklamierten: der Staufer Philipp von Schwaben und der Welfe Otto IV. Zu dieser Zeit wurde Konrad von Querfurt, Reichskanzler und Bischof von Hildesheim, zum Bischof von Würzburg gewählt. Doch als der neu gekürte, machthungrige Papst Innozenz III. davon hört, fordert er Konrad auf, den zusätzlichen Bischofssitz wieder abzugeben. Konrad weigert sich, wird exkommuniziert und mit dem Bann belegt. Zu allem Überfluss bekommt Konrad nun auch noch „innenpolitische“ Probleme: Bei einem Streit um das Würzburger Unterburggrafenamt erschlagen die Ravensburger Konrads Schultheiß Eckard, wofür er diese mit der Zerstörung ihres Stadthofs bestraft.
Im Jahr 1200 verzichtet Konrad plötzlich auf den Würzburger Bischofstitel; er leistet Abbitte beim Papst, der ihm den Stuhl des heiligen Burkard nun doch überlässt. Dass Konrad so schnell mit dem pro-welfischen Papst einig geworden war, erregte natürlich das Misstrauen Philipps. Spätestens jetzt spürte Konrad, dass das Fass am Überlaufen war, und zog sich aus der großen Politik zurück. Doch es war bereits zu spät: Ravensburger und Falkenberger hatten ein Mordkomplott geschmiedet, dem Konrad am 3. Dezember 1202 zum Opfer fiel. Die Folgen dieser ruchlosen Tat ereilten die Beteiligten unverzüglich: Die beiden Burgen wurden geschleift, die Mörder erhielten in Rom ihre gerechte Strafe. Für die Falkenberger war dies das Ende, doch die Ravensburger kamen schon wenig später wieder an die Macht.
An all diese geschichtlich belegten Fakten von der Verschwörung bis hin zur Zerstörung der Falkenburg hält sich Reineldis Roth. Um aber ihrer Geschichte Fleisch und Blut zu geben, stellt sie persönliche Schicksale, Lebensbedingungen und soziale Strukturen ins Zentrum: Zur großen Staatshandlung gesellen sich die menschlichen Dramen um den Falkenberger und seinen Knecht Kunne.
Mit dem Schauspieler Werner Kusch vom Mainfranken Theater konnte zudem ein Profi als Regisseur gewonnen werden. Bei der nunmehr achten Inszenierung in Erlabrunn geht es für ihn heuer vor allem um emotionale Nuancen. „Mein Bestreben ist es, aus Laienschauspielern möglichst gute Schauspieler zu machen.“ Mit Erfolg, möchte man meinen; denn Kusch schwärmt geradezu von den Qualitäten „seiner“ Truppe. „Von Anfang an gereizt“ habe das Stück ihn, dessen Stärke unverkennbar darin liege, dass hier „Staatliches neben Privates“ gestellt, die große Tragik der hohen Politik ins Menschliche getragen werde.
„Wir spielen nicht Geschichte, sondern empfinden das nach, was den Menschen passierte“, betont denn auch Armin Steinmetz alias Kunne. Die große Tragik gipfelt schließlich in einem Schlussbild, bei dem nicht nur Kusch „jedes Mal wieder feuchte Augen“ hat...
Neben unzähligen in Eigenarbeit entstandenen Kostümen und Requisiten sorgen auch die eingeflochtenen Lieder der Personen sowie des Minnesängers Walther von der Vogelweide, der als Begleiter und Kommentator fungiert, für mittelalterliches Flair. Die Musik komponierte der Musikwissenschaftler William Buchanan, der die Sänger auch begleitet. – Alles in allem also „ein enormer Aufwand, gemessen an nur vier Vorstellungen heuer“, wie der Vorsitzende der Kulturbühne, Wolfgang Kuhl, meint. Dafür sind die aber emotional so mitreißend, dass so mancher Zuschauer am Ende nur noch mit Mühe aus dem Mittelalter herausfindet...
Vorstellungen am 16., 17., 18. und 19. Juli jeweils um 20.30 Uhr im Erlabrunner Meisnerhof. Kartenvorverkauf (16, 14 und 12 Euro) jeden Mittwoch zwischen 19 und 21 Uhr im Meisnerhof (Mainleite 1, 97250 Erlabrunn), unter Telefon 0160/5255648) und im Internet unter: www.gebrochene-schwingen.de“
Zur Generalprobe am 14. Juli bietet die Kulturbühne Erlabrunn den Bewohnern von Senioren- und Pflegeheimen im Landkreis Würzburg kostenlose Plätze an.