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Jede Zeit hat ihre musikalische Sprache
Würzburg. Erfreut über das Können und die Begeisterungsfähigkeit der rund 450 jungen Sänger hat sich Weihbischof Helmut Bauer beim Diözesan-Kinderchortag in Aschaffenburg gezeigt. Das Sonntagsblatt nahm die Gelegenheit wahr, mit Weihbischof Bauer, der zugleich Referent für Liturgie und Kirchenmusik im Bistum Würzburg ist, über den Stellenwert und die Zukunft der Kirchenmusik zu sprechen.
Sie wirken nicht nur in der Diözese Würzburg, sondern in ganz Deutschland als Fachmann für Kirchenmusik und Liturgie. Welchen Beitrag kann Ihrer Meinung nach die Jugend zu einem lebendigen und zeitgemäßen Gottesdienst leisten?
Es ist richtig: In unserer Diözese ist mir in besonderer Weise die Fürsorge für die Kirchenmusik anvertraut. In der Deutschen Bischofskonferenz habe ich seit einiger Zeit einen Teil der Zuständigkeit für die Kirchenmusik meinem Mitbruder Rainer Klug, Weihbischof von Freiburg, abgetreten. Ich bin der Meinung, dass die Liturgie der Kirche und damit die liturgischen Gesänge nicht nur der jeweiligen Zeit angepasst werden dürfen. Es gibt nämlich eine Pflicht, erprobte und bewährte musikalische und liturgische Formen zu bewahren und weiterzugeben.
Der gregorianische Choral, die Orgelmusik von Johann Sebastian Bach, die geistlichen Chorwerke von Palästrina, Mozart, Bruckner unter anderem und der Schatz der geistlichen Volksgesänge und Lieder, zum Beispiel von Friedrich Spee, dürfen niemals vergessen werden und verloren gehen. Dies wäre eine Kulturschande und ein großer spiritueller Verlust für die Kirche. Doch Musik und gerade Kirchenmusik darf auch nichts Starres bleiben. Jede Zeit hat ihre musikalische Sprache. Die Jugend und noch mehr die zeitgenössischen Komponisten haben ein Recht, in ihrer Weise das Lob Gottes zu singen. Gerade das „Neue Geistliche Lied“, das aus der Jugendbewegung gekommen ist und aus der Jugendkultur kommt, hat überaus belebend mitgewirkt an der Erneuerung der Liturgie der Kirche, hat die „Zeitgenossenschaft“ der Kirche auch mit der Jugend herausgestellt. Es ist ein großartiges Zeichen, dass in den letzten drei Jahrzehnten so viel neues geistliches Liedgut entstanden ist. Nicht alles ist gleichwertig zu beurteilen. Aber je mehr die neuen Lieder und die neuen musikalischen Ausdrucksformen aus dem Geist und dem Vollzug der Liturgie erwachsen sind, umso mehr werden sie eine bleibende Bereicherung der Kirche und ihrer Gottesdienste sein. Wir erwarten also von jeder neuen Generation „Singt dem Herrn ein neues Lied.“
Was halten Sie von den vielfältigen Versuchen, auch die Liedkultur anderer Länder und Kontinente, zum Beispiel aus Tansania in Afrika oder aus Lateinamerika, in die Gotteshäuser hierzulande zu bringen?
Das Liedgut und die Liedkultur anderer Länder und Kontinente haben ihr Eigenrecht. Musik auch im Gottesdienst erwächst aus der Seele der Gläubigen, der Menschen in ihrem jeweiligen kulturellen Kontext. Zunächst werden solche musikalischen Formen ein besonderes Gepräge haben, haben müssen. In der globalen Lebenssituation unserer Tage ist eine Abschirmung gegenüber der Musiktradition und Musikkultur anderer Länder gar nicht möglich und auch nicht gewollt. Aber nur weil etwas „exotisch“ ist, ist es noch nicht Ausdruck der eigenen Lebenserfahrung und der eigenen Spiritualität. Doch gerade weil die katholische Kirche eine weltumspannende Gemeinschaft ist, und sich die Kirche von ihrem Selbstverständnis her nicht bloß einer einzigen Kultur verpflichtet weiß („Gehet hin in alle Welt ...“ Mt 28), ist sie besonders befähigt, das Beste der Kulturen und Völker im Austausch mit anderen anzubieten. So ist es von vorne herein in unserem katholischen Selbstverständnis angelegt, dass wir Hochachtung und Respekt vor anderen musikalischen Ausdrucksformen haben und uns darüber freuen. Wir sehen das musikalische Angebot anderer Kulturen als Bereicherung, aber wir sind uns im Klaren, dass wir aus dem eigenen Herzen mit unserer Musik Gott loben sollen, loben können. Wenn sich einige musikalische Neuschöpfungen anderer Kulturen bewähren, dann werden wir sie vorbehaltlos akzeptieren.
Die Verkündigung der frohen Botschaft Jesu Christi – gelingt sie womöglich besser mit mehr fröhlichen, modernen Liedern und etwas weniger typisch deutscher Schwermut in der Kirchenmusik?
Die Verkündigung der frohen Botschaft will natürlich frohe Lieder. „Fröhlichere Lieder müssten sie singen, wenn ich an ihren Gott glauben soll“, so etwa hat schon der Philosoph Friedrich Nietzsche gesagt. Nun – es gibt im „Gotteslob“, unserem derzeitigen Gesangbuch, sehr viele frohe Lieder, ich glaube, die Mehrzahl hat einen frohen Grundton. Aber ein Wort wie „Schwermut“ ist schon sprachlich ein typisch deutsches Wort für eine bestimmte Seelenlage, die vielleicht manchmal uns Deutsche zu sehr auszeichnet. Andere Völker lieben diesen deutschen Schwermutklang in manchen Liedern und Kompositionen. Mir ist in meinem Alter ein etwas schwermütigerer Gesang lieber und auch angebrachter, als „Marschlieder und Schnaderhüpfer“. Und diese letzteren sind wahrlich auch kein Ausdruck für das Mitfeiern der Heiligen Messe – oder?
Natürlich birgt Schwermut, die den Ernst des Lebens kennt und nicht überspielt, eine Gefahr in sich. Manchmal lassen schwermütige Lieder wirklich zu wenig Glauben und Hoffnung anklingen. Jugendlichen steht von Natur aus das fröhliche Lied besser zu, und sie sollen auch in ihren Gemeinden in ihrer noch unbeschwerten Art singen dürfen, besonders im Gottesdienst. Doch schließlich lebt die Musik in der Spannung von Dur und Moll. Und so wird der Gottesdienst auch durch die Musik lebendig und hautnah bleiben.
Sie wirken nicht nur in der Diözese Würzburg, sondern in ganz Deutschland als Fachmann für Kirchenmusik und Liturgie. Welchen Beitrag kann Ihrer Meinung nach die Jugend zu einem lebendigen und zeitgemäßen Gottesdienst leisten?
Es ist richtig: In unserer Diözese ist mir in besonderer Weise die Fürsorge für die Kirchenmusik anvertraut. In der Deutschen Bischofskonferenz habe ich seit einiger Zeit einen Teil der Zuständigkeit für die Kirchenmusik meinem Mitbruder Rainer Klug, Weihbischof von Freiburg, abgetreten. Ich bin der Meinung, dass die Liturgie der Kirche und damit die liturgischen Gesänge nicht nur der jeweiligen Zeit angepasst werden dürfen. Es gibt nämlich eine Pflicht, erprobte und bewährte musikalische und liturgische Formen zu bewahren und weiterzugeben.
Der gregorianische Choral, die Orgelmusik von Johann Sebastian Bach, die geistlichen Chorwerke von Palästrina, Mozart, Bruckner unter anderem und der Schatz der geistlichen Volksgesänge und Lieder, zum Beispiel von Friedrich Spee, dürfen niemals vergessen werden und verloren gehen. Dies wäre eine Kulturschande und ein großer spiritueller Verlust für die Kirche. Doch Musik und gerade Kirchenmusik darf auch nichts Starres bleiben. Jede Zeit hat ihre musikalische Sprache. Die Jugend und noch mehr die zeitgenössischen Komponisten haben ein Recht, in ihrer Weise das Lob Gottes zu singen. Gerade das „Neue Geistliche Lied“, das aus der Jugendbewegung gekommen ist und aus der Jugendkultur kommt, hat überaus belebend mitgewirkt an der Erneuerung der Liturgie der Kirche, hat die „Zeitgenossenschaft“ der Kirche auch mit der Jugend herausgestellt. Es ist ein großartiges Zeichen, dass in den letzten drei Jahrzehnten so viel neues geistliches Liedgut entstanden ist. Nicht alles ist gleichwertig zu beurteilen. Aber je mehr die neuen Lieder und die neuen musikalischen Ausdrucksformen aus dem Geist und dem Vollzug der Liturgie erwachsen sind, umso mehr werden sie eine bleibende Bereicherung der Kirche und ihrer Gottesdienste sein. Wir erwarten also von jeder neuen Generation „Singt dem Herrn ein neues Lied.“
Was halten Sie von den vielfältigen Versuchen, auch die Liedkultur anderer Länder und Kontinente, zum Beispiel aus Tansania in Afrika oder aus Lateinamerika, in die Gotteshäuser hierzulande zu bringen?
Das Liedgut und die Liedkultur anderer Länder und Kontinente haben ihr Eigenrecht. Musik auch im Gottesdienst erwächst aus der Seele der Gläubigen, der Menschen in ihrem jeweiligen kulturellen Kontext. Zunächst werden solche musikalischen Formen ein besonderes Gepräge haben, haben müssen. In der globalen Lebenssituation unserer Tage ist eine Abschirmung gegenüber der Musiktradition und Musikkultur anderer Länder gar nicht möglich und auch nicht gewollt. Aber nur weil etwas „exotisch“ ist, ist es noch nicht Ausdruck der eigenen Lebenserfahrung und der eigenen Spiritualität. Doch gerade weil die katholische Kirche eine weltumspannende Gemeinschaft ist, und sich die Kirche von ihrem Selbstverständnis her nicht bloß einer einzigen Kultur verpflichtet weiß („Gehet hin in alle Welt ...“ Mt 28), ist sie besonders befähigt, das Beste der Kulturen und Völker im Austausch mit anderen anzubieten. So ist es von vorne herein in unserem katholischen Selbstverständnis angelegt, dass wir Hochachtung und Respekt vor anderen musikalischen Ausdrucksformen haben und uns darüber freuen. Wir sehen das musikalische Angebot anderer Kulturen als Bereicherung, aber wir sind uns im Klaren, dass wir aus dem eigenen Herzen mit unserer Musik Gott loben sollen, loben können. Wenn sich einige musikalische Neuschöpfungen anderer Kulturen bewähren, dann werden wir sie vorbehaltlos akzeptieren.
Die Verkündigung der frohen Botschaft Jesu Christi – gelingt sie womöglich besser mit mehr fröhlichen, modernen Liedern und etwas weniger typisch deutscher Schwermut in der Kirchenmusik?
Die Verkündigung der frohen Botschaft will natürlich frohe Lieder. „Fröhlichere Lieder müssten sie singen, wenn ich an ihren Gott glauben soll“, so etwa hat schon der Philosoph Friedrich Nietzsche gesagt. Nun – es gibt im „Gotteslob“, unserem derzeitigen Gesangbuch, sehr viele frohe Lieder, ich glaube, die Mehrzahl hat einen frohen Grundton. Aber ein Wort wie „Schwermut“ ist schon sprachlich ein typisch deutsches Wort für eine bestimmte Seelenlage, die vielleicht manchmal uns Deutsche zu sehr auszeichnet. Andere Völker lieben diesen deutschen Schwermutklang in manchen Liedern und Kompositionen. Mir ist in meinem Alter ein etwas schwermütigerer Gesang lieber und auch angebrachter, als „Marschlieder und Schnaderhüpfer“. Und diese letzteren sind wahrlich auch kein Ausdruck für das Mitfeiern der Heiligen Messe – oder?
Natürlich birgt Schwermut, die den Ernst des Lebens kennt und nicht überspielt, eine Gefahr in sich. Manchmal lassen schwermütige Lieder wirklich zu wenig Glauben und Hoffnung anklingen. Jugendlichen steht von Natur aus das fröhliche Lied besser zu, und sie sollen auch in ihren Gemeinden in ihrer noch unbeschwerten Art singen dürfen, besonders im Gottesdienst. Doch schließlich lebt die Musik in der Spannung von Dur und Moll. Und so wird der Gottesdienst auch durch die Musik lebendig und hautnah bleiben.