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    Kommentar von Matthias Risser

    Instagram & Co. und ihre Blüten

    Bei Insta­gram existieren fast 200000 Bildbeiträge von der Trollzunge in Norwegen! Auch wenn diese bislang „erst“ einen Toten zu beklagen hat, gehören solche Idyllen für Touristen gesperrt.

    „Trollzunge“ ist die Bezeichnung eines etwa zehn Meter langen Felsvorsprungs in Norwegen. Diese Zunge verjüngt sich von fünf Metern Dicke bis zu wenigen Zentimetern an ihrer Spitze. Darunter ist das Nichts, wenigstens bis zu einer Tiefe von etwa 700 Metern. Erst dann taucht ein Stausee auf.

    Mehr als 40000 Norwegen-Urlauber jährlich zieht es zu diesem Sehnsuchtsort. Wer die Bilder kennt, wie sich Pärchen kurz vor dem Abgrund mit dem Handy ablichten, oder Einzelpersonen die verrücktesten gymnastischen Verrenkungen machen (man nennt es „posen“, sich in Szene setzen), während eine Schlange von Leuten bereits ungeduldig darauf wartet, selbst für einen Schnappschuss (besser Schnapsschuss?) zu posieren ... – der kann nur den Kopf schütteln.

    Die Trollzunge gehört seit Jahren zu den Top- Instagram-Stars weltweit. Der Onlinedienst teilt über seine Plattform Fotos und Videos. Je schöner, spektakulärer, gefährlicher oder verführerischer sich die Modelle gebärden, desto mehr Aufmerksamkeit erreichen sie mit ihren Fotos. Bei Insta­gram existieren fast 200000 Bildbeiträge von der Trollzunge! Auch wenn diese bislang „erst“ einen Toten zu beklagen hat, gehören solche Idyllen für Touristen gesperrt. Mit ihrem Tun entweihen sie die Orte, zertrampeln Mystik und Aura. Was treibt diese Leute nur in Horden dorthin: Kitzel, Abenteuer, Selbstliebe ...?

    Trollzungen gibt es auch bei uns: Seitdem vor kurzem Fotos vom Trettstein, einem eher unspektakulären Mini-Wasserfall, bei Gräfendorf gelegen, bei Instagram & Co auftauchten, ist es aus mit der Idylle. Dabei geht es den meisten der 6000 Menschen, die alleine an drei Tagen auf dem Waldpfad gezählt wurden, wohl eher um Selbstdarstellung, als um Ruhe, Geplätscher und Moos bewachsene Steine. Schon hat der Trettstein eine Schwerverletzte gefordert. Jetzt werden Rufe laut, den Pfad sicherer zu machen und einen Parkplatz anzulegen. Darauf kann ich auch nicht anders reagieren als der Nationalpark Berchtesgaden, der um seine Idyllen fürchtet: „Ja, spinnt’s ihr?“     

    Matthias Risser