Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Insel der tausend Gesichter

    Kaum zu glauben: Von den 36 Teilnehmern der Leserreise nach Mallorca sind alle bis auf einen das erste Mal auf der Insel. Eine Insel der tausend Gesichter verspricht der Reiseprospekt. Wie wahr: Hotelburgen in zweiter und dritter Reihe an der Südküste, stehen im schroffen Gegensatz zu den mitunter elegischen Landschaften des Inselinneren mit ihren bizarren Bergformationen, weiten Ebenen und uralten Olivenbäumen. Vom 19. bis 26. April zieht die mit 3603 Qudratmeter größte der vier balearischen Inseln die Sonntagsblatt-Reisenden in ihren Bann. Von Paguera aus, im Südwesten gelegen, führen fünf Tagesreisen an Orte fern der Touristenströme – dorthin, wo die Seele baumeln kann.
    Etwa zehn Millionen Touristen besuchen jährlich die Insel, davon sind es rund vier Millionen Deutsche. Viele kommen wegen des Wohlfühl-Trios „Strand, Meer und gutes Wetter“, bisweilen garniert mit Animation wie Ballermann  Co. Doch Letzteres liegt nicht im Fokus der Sonntagsblatt-Reisenden. Unter der Führung des Mallorquiners Carlos (43), einem studierten Touristiker und mit ausgezeichneten Deutschkennntissen ausgestattet, erschließt er allen mit Herzlichkeit und Sachverstand Land, Leute und Kultur.   Der erste Ausflug führt die Gruppe nach Port Andratx im westlichen Teil der Insel, einem Hafenstädtchen, eingerahmt vom Meer, von Villen und von acht hohen Bergen. Nach einem kleinen Bummel entlang der Hafenmole zieht es die Unterfranken zur vorgesehenen Weinprobe ins nur wenige Kilometer entfernte Weingut „Santa Catarina“. In einem der schönsten Täler des Tramuntanagebirges gelegen, hat ein Schwede das Weingut 1985 im alten Stil erbaut. Hier gedeihen neben internationalen Sorten auch die typischen Weinreben der Insel wie Prensal Blanc, Manto Negro und Callet.  

    Weingenießer

    An langen Holztischen, sonnengeschützt unter dem Blätterdach einer uralten Steineiche, genießen die Weinfranken drei gute Tropfen, einen Rot-, einen Rosé- und einen Weißwein. Dazu serviert Laura, eine Deutsche, Ziegenkäse, Brot und Olivenöl. Spätestens beim Rosé dringt aus allen die Sangeslust. Unter der Leitung von Lotte Balling aus Heidingsfeld – sie wird ab da als „Sob­la-Kapellmeisterin“ fungieren – intoniert die Gruppe  die inoffizielle Nationalhymne der Franken, Valentin Beckers Frankenlied. Fast alle Strophen gibt der Chor zum Besten, auch: „Wallfahrer ziehen durch das Land“ oder „Der heilge Veit vom Staffelstein“ – die Gruppe setzt ihren fränkischen Akzent! Fünf weitere Gesangseinlagen – vornehmlich in Kirchen – folgen.  

    Freude auf das Hotel

    Auf der Rückfahrt freuen sich alle auf ihr Hotel „Palmira Beach“, das nach Aussage aller keine Wünsche offenlässt – angefangen beim Essen, bei den Zimmern, den Wellness-einrichtungen bis hin zu der mit Palmen und Olivenbäumen bestückten weitläufigen Gartenanlage mit Poollandschaft.  

    Kloster Lluc

    Beim zweiten Ausflugt führt die ganztägige Inselrundfahrt unter anderem zum Kloster Liuc, auf 500 Metern Höhe im Tramuntanagebirge im Nordwesten Mallorcas gelegen. Am Bau der 1914 eingeweihten Klosterkirche – Grundsteinlegung war bereits im 17. Jahrhundert – war auch der berühmte spanische Architekt Antonio Gaudí mitbeteiligt. Hinter dem Altar der Kirche befindet sich in einem Schrein innerhalb der Marienkapelle eine kleine Schwarze Madonna, die dem Wallfahrtsort Mystisches verleiht.   Heute ist der Ort das meistbesuchte Kloster der Insel, das auch wegen seines Hotelbetriebs zahlreiche Touristen – vor allem Radler und Rucksacktouristen – in die Einsamkeit der Berge lockt. Vor allem Radler begleiten die Unterfranken auf ihren Tagesreisen durch das kurvenreiche Landesinnere auf Schritt und Tritt und bremsen den modernen Reisebus mit seinem überaus umsichtig agierenden Fahrer Sebastian immer wieder auf Schneckentempo aus.   Nach dem Klosterbesuch geht es durch die Serra de Son Torella, vorbei an der höchsten Erhebung der Insel, dem 1445 Meter hohen Puig Major. Kurz darauf passieren die Reisenden die beiden Stauseen Cuber und Gorg Blau; zusammen mit den vier Entsalzungsanlagen der Insel versorgen sie vor allem Palma, Mallorcas Hauptstadt, mit Trinkwasser. Früher waren die Mallorquiner für die Trinkwasserversorgung selbstverantwortlich. Davon zeugen heute noch windmühlenartige Wasserschöpfwerke, die zu Tausenden wie Wächter der vielbeschworenen guten, alten Zeit in der Landschaft stehen.   Schon bald erreicht die Gruppe die malerische Hafenstadt  Port Soller, wo Siesta angesagt  ist. Dann führt der Weg ins nur fünf Kilometer entfernt liegende Städtchen Soller. Hier steht der Besuch der Pfarrkirche San Bartolomé von 1236 mit ihrer expressionistischen Fassade des Katalanen Joan Rubió i Bellver, einem Schüler des berühmten Architekten Gaudí, auf dem Programm. Der Abschluss des Tages begeistert die Gruppe: die Fahrt mit dem „Roten Blitz“. Bis in die sechziger Jahre transportierte er hauptsächlich Orangen in die Hauptstadt. Heute sind es meist Touristen, die während der gemächlichen Fahrt beinahe Orangen oder Zitronen pflücken können, so dicht stehen die Bäume an den Gleisen.  

    Palma lockt

    Palma, die mit rund 400000 Einwohner größte Stadt Mallorcas, steht am dritten Ausflugstag auf dem Programm. Zunächst ist ein Innenstadtbummel angesagt, mit kurzer Einkehr in den Fisch- und Gemüsehallen der Stadt. Weiter geht es durch enge Gassen, vorbei an Häusern mit ihren schmalen Balkonen, eine Tradition aus der Zeit der maurischen Epoche (von 902 bis 1229), die dem Eiland in vielerlei Hinsicht viel Neues gebracht hat, wie zum Beispiel auch die typischen Innenhöfe (Patios) von so manchen Altstadthäusern mit ihren Säulen, Brunnen und Freitreppenanlagen oder das ausgeklügelte Wassersystem mit ihren unzähligen Kanälen.  

    Kathedrale

    Höhepunkt des Tagesausflugs ist der Besuch der gotischen Kathedrale von Palma. Die Lage, nur rund 100 Meter vom Meer und dem Yachthafen entfernt, lässt sie wie ein vor Anker liegendes „steinernes Kreuzfahrtschiff“ erscheinen. Innen hat der katalanische Jugendstil-Architekt Antoni Gaudí (1852-1926) in den Jahren 1903 bis 1914 Spuren hinterlassen. Er elektrifiziert nicht nur die Kirche, sondern trägt durch radikale Veränderungen, wie dem Abriss des Lettners und der Versetzung des Chorraums aus der Kirchenmitte in die Königskapelle, zur Demokratisierung des Gotteshauses bei. Hierbei wird ihm gegen heftigen Widerstand der Rücken durch den damals amtierenden Bischof Pere Joan Campins (1859-1915) gestärkt.   Nach dem Tod des kunstsinnigen Oberhaupts kommt es zum Bruch zwischen Gaudí und den Kirchenoberen und der Architekt verlässt die Insel auf Nimmerwiedersehen – sein Gesamt- kunstwerk bleibt unvollendet. Berühmt ist die Kirche auch wegen ihres Rundfensters mit einem Durchmesser von 12,5 Metern. Nach so viel Kunst rundete ein Tapas-Essen (kleine Appetithäppchen) in einer urigen Altstadtgaststätte den Tag ab.   Der vorletzte Ausflugstag führt zunächst in eines der ältesten Landhäuser Mallorcas: La Granja. Das einstige Zisterzienserkloster ist heute im Privatbesitz und bietet seinen Besuchern Einblick ins frühere Ordensleben, aber auch in den Lebensstil der Gutsherren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Vom Gesehenen überaus angeregt, fällt es der Gruppe nicht schwer, ihre Siesta standesgemäß in Liegestühlen zu verbringen und dabei die Köstlichkeiten des Landguts zu goutieren.  

    Skandalumwittert

    Ein weiteres ehemaliges Kloster wartet am Nachmittag auf die Gruppe: die Kartause Valldemossa. 1835 säkularisiert, war dieses im Winter 1938/39 Rückzugsort des skandalumwitterten Künstlerpaars, des Musikers  Frédéric Chopin und seiner Zigarre rauchenden Geliebten mit ihren beiden Kindern, der Schriftstellerin George Sand. In ihrem Buch „Ein Winter auf Mallorca“ beschreibt sie die Mallorquiner recht schroff; sie moniert vor allem das Fehlen von intelektueller Tätigkeit.   Glanzlichter des Ostens lernen die Sonntagsblattleser am letzten Ausflustag kennen. Zunächst geht es den kurvenreichen Weg hinauf zum in 509 Metern Höhe gelegenen Kloster Santuari de San Salvado. Vom Plateau aus genießen alle den grandiosen Rundblick über ganz Mallorca. Höhepunkt des Tages ist nach der Besichtigung des Herrenhauses „Els Calderers“ der Besuch der Tropfsteinhöhlen von Porto Christo. Hier erwarten die Gruppe Stalaktiten und Stalagmiten, künstlich angeleuchtet – ein Feuerwerk an Farben und Sinneseindrücken.   Fazit der Reise: Organisation, Hotel, Essen und Programm nach Meinung aller: gut bis sehr gut. Vor allem der harmonische Zusammenhalt begeistert alle. „Das Katholische verbindet eben“, meint eine Dame.