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    Ins neue Zuhause eingezogen

    Aschaffenburg. „Jeder Mensch hier bei uns ist sehr individuell“, beschreibt Monika Stahl die Bewohner, die seit wenigen Wochen im Wohnheim des St. Josefs-Stifts Eisingen in der Josef-Dinges-Straße ein neues Zuhause gefunden haben. 24 Menschen mit starken geistigen und körperlichen Behinderungen werden hier bis zum kommenden Jahr eingezogen sein, aktuell leben bereits 17 Frauen und Männer in Wohngemeinschaften zusammen.
    Sie sind zwischen 19 und 54 Jahren alt, kommen zum Teil direkt von der Schule, haben schon in weiter entfernten Einrichtungen gelebt oder wurden bislang von Angehörigen zuhause gepflegt. „Wir brauchen jetzt Zeit, um uns alle gegenseitig kennenzulernen. Alle sind neu, sowohl Bewohner als auch Betreuer“, sagt Heimleiterin Monika Stahl, die auch für das „Kardinal-von-Galen-Haus“ verantwortlich ist, dass das St. Josefs-Stift im nahen Hösbach betreibt.   

    Beziehungen aufbauen

    Deshalb steht „Beziehungsgestaltung in jeglicher Form“, so Stahl, derzeit im Mittelpunkt. Im Juli sind die ersten elf Bewohner eingezogen, vor kurzem folgten weitere sechs. Die restlichen sieben Plätze sind vergeben. Bereits 2006 hat Sozialpädagogin Stahl erste Planungen für einen dringend benötigten Neubau getätigt. „Wir hatten in der Region zu wenig Plätze für Menschen mit schweren Behinderungen, sie mussten zum Teil in weit entfernten Einrichtungen leben, fernab von der Familie“, blickt die 49-Jährige zurück.    Spatenstich für den Neubau in der Josef-Dinges-Straße war vor knapp zwei Jahren. Entworfen hat den dreigliedrigen Gebäudekomplex mit 3000 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche der Schönfelder Architekt Ernst-Paul Kolbe. Das Ensemble, das im Stadtteil Schweinheim auf ehemaligen Grundstücken der US-Armee steht und mit nahen Einkaufsmöglichkeiten und guter Anbindung an die Innenstadt punktet, umfasst ein Wohnhaus mit drei Stockwerken. Jede der drei Wohngruppen mit jeweils acht Mitgliedern nutzt Gemeinschaftsräume wie Küche, Ess- und Wohnzimmer. Jeder Bewohner hat sein eigenes privates Zimmer, das er sich individuell einrichten kann. Die bodentiefen Fenster lassen viel Licht in die Räume, freundliche Farben sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Zwei Nachbarn teilen sich jeweils das barrierefreie Badezimmer.    Eine Förderstelle befindet sich direkt nebenan im zweiten Gebäudeteil. Hier wird ab Oktober die Hälfte der Bewohner tagsüber speziell betreut. Die andere Hälfte verbringt den Tag im nahegelegenen Förderzentrum an der Fürther Straße, das ebenfalls vom St. Josefs-Stift unterhalten wird. Ein drittes Gebäude dient der technischen Versorgung und integriert beispielsweise ein Blockheizkraftwerk zur Energieversorgung.   „Wir sind sehr froh, jetzt angekommen zu sein“, beschreibt Heimleiterin Monika Stahl die Situation – auch wenn sich alle noch an die technischen Raffinessen im modernen Gebäude gewöhnen müssen. Ausreichend Raum und eine behagliche Einrichtung sind ein Merkmal des offenen Wohnheims, in dem Eltern und Angehörige jederzeit ihre Lieben besuchen dürfen.   

    Respekt und Nächstenliebe

    Noch viel wichtiger ist der spürbar respekt- und liebevolle Umgang des Betreuerteams mit den behinderten Menschen, die teilweise weder sprechen noch laufen können. „Meine Mitarbeiter leisten großartige Arbeit hier“, lobt Stahl. Die insgesamt derzeit 18 Heilerziehungspfleger, Erzieher oder Krankenschwestern und ihre Helfer bräuchten starke soziale Kompetenzen, eine gute Beobachtungsgabe und viel Geduld. „Das bringen alle hier ein“, sagt die Leiterin.    Nicht nur die Bewohner, auch deren Eltern müssen sich langsam an die neue Situation gewöhnen: „Die Eltern haben uns unter großem Herzschmerz ihre Lieben anvertraut“, hat Stahl Verständnis. Viele  hätten den Auszug der lange Jahre zuhause gepflegten erwachsenen Töchter und Söhne so lange wie möglich herausgezögert. „Bei uns dürfen die Menschen nun ein Leben lang bleiben, wir ermöglichen ihnen eine Betreuung in allen Lebenslagen“, sagt die Sozialpädagogin, die in ihrem Beruf aufgeht, wie sie bestätigt. Nur die vielen Rechenschaftsberichte und Verwaltungsaufgaben belasten sie zunehmend, seufzt sie. Der tägliche Betrieb finanziert sich ausschließlich über den Pflegesatz, den die Menschen mit Behinderung vom Staat erhalten.   

    Baukosten

    Insgesamt 4,15 Millionen Euro hat der Neubau des Aschaffenburger Wohnheims gekostet. Mit knapp 2,4 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern den Löwenanteil finanziert, 402000 Euro bezahlte der Bezirk Unterfranken, 360000 Euro die Aktion Mensch. Der Eigenanteil des St. Josefs-Stifts betrug 20 Prozent der Bausumme. „Alles ist noch in der Findungsphase“, lacht Monika Stahl. Das wird sich schnell ändern, wenn Bewohner und Betreuer, die 24 Stunden vor Ort sind, aus dem Neubau ein behagliches und sicheres Zuhause geschaffen haben.   Cornelia Müller