Alle Proteste haben nichts genützt. Das Sparpaket der bayerischen Staatsregierung wurde verabschiedet. Doch es ist nicht durchdacht. Ein Beispiel: die Jugendarbeit.
Unbestritten, auch in der Jugendarbeit ist nicht alles Gold, was glänzt. Beispielsweise darf man durchaus den in die Jahre gekommenen Bayerischen Jugendring als reformbedürftig ansehen. Doch auch wenn man das Entsetzen der Jugendarbeitsspitzen über die Kürzungen mit einer Portion Distanz betrachtet, bleiben harte Fakten sowie Folgen, die bedenklich stimmen.
Die Jugendarbeit wird überproportional gekürzt. Je nach Rechenart soll sie bis zum Doppelten des durchschnittlichen Sparziels bluten. Besonders krass ist der Vergleich zwischen Schule und außerschulischer Jugendbildung. Je nach Rechenart kommt man hier ebenfalls zu einer bis zu fünffachen Spar-Mehrbelastung der außerschulischen Jugendbildung.
Drei Auswirkungen von vielen: Gruppenleiterschulungen werden deutlich teurer. Entsprechend geht die Zahl qualifizierter Gruppenleiter zurück. Die Tage der Orientierung mit Schülerinnen und Schülern werden drastisch beschnitten. Entsprechend erleben viel weniger Schüler diese intensive Lernsituation außerhalb der Schule. Die Investionsförderung für Jugendhäuser, wie das KJG-Haus in Schonungen, entfällt. Entsprechend fehlt der Bildungsarbeit der KJG mittelfristig ein jugendgemäßes Dach über dem Kopf.
Die Kürzungen erschweren Jugendarbeit auf breiter Front. Dabei schneidet sich Edmund Stoiber volkswirtschaftlich und gesellschaftlich ins eigene Fleisch. Jugendliche lernen in der Jugendarbeit, insbesondere in ihrer organisierten Form der Jugendverbände, politisches Handwerkszeug, soziales Verhalten und politisch-ehtische Orientierung, beispielsweise in ökologischen Fragen. Darüber hinaus lernen sie Schlüsselqualifikationen für ihr Berufsleben wie Team- oder Konfliktfähigkeit. Alles Dinge, die ein moderner Freistaat mit Laptop und Lederhose braucht, um nicht zur folkloristischen Karikatur oder zur seelenlosen High-Tech-Produktionsmaschine zu mutieren.
Das hat die bayerische Staatsregierung mit ihrem Chef an der Spitze offensichtlich nicht erkannt. Ihre kurzfristigen Sparerfolge werden nachfolgende Generationen teuer bezahlen..