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„In diesem Zeichen siege!“

In über drei Museen verteilt sind die rund 1400 Exponate in der Ausstellung "Konstantin der Große" in Trier zu sehen. Die Ausstellung zeigt, wie groß die Präfektur Gallien war. Sie reichte von Schottland bis nach Marokko.
Salve, Constantinus! Endlich kehrst Du nach Trier zurück, in Deine Residenz an der Mosel: Zum Empfang haben sie Wertvolles aus den Schatzkammern der Welt zusammengetragen, aus den Vatikanischen Museen in Rom bis zum Moskauer Kreml. Dinge, die von Deinem Leben als Kaiser, Feldherr und Förderer des Christentums erzählen und davon, wie sich Dein Mythos durch die Geschichte zieht. Über drei Museen verteilt, sind die rund 1400 Exponate in der Ausstellung „Konstantin der Große“ zu sehen.
Wer sie betrachten will, folgt etwa im Rheinischen Landesmuseum Deinen Spuren. Am Eingang zeigt eine Meter hohe Karte, wie riesig die Präfektur Gallien war, die von Trier aus verwaltet wurde. Sie reichte von Schottland bis nach Marokko. Als Mitkaiser gebietet Dein Vater darüber, bis er 306 bei einem Feldzug in Britannien stirbt. Seine Truppen rufen Dich zum Nachfolger aus. Gleich darauf bist Du nach Trier geeilt, um Dir den Anspruch auf den Titel Augustus zu sichern: Denn längst war Rom nicht mehr das einzige Zentrum der Macht im Reich – Herrscher an verschiedenen Orten teilten sie unter sich auf.

Rund zehn Jahre bist Du in Trier geblieben und hast aus der Stadt eine antike Metropole gemacht. Politik und Wirtschaft hatten dort ebenso ihren Platz wie das Vergnügen, verrät die Schau: Geld wurde in Münzstätten geprägt, Weinbau mit neuen Keltern betrieben. Mosaike mit Wagenlenkern und Gladiatoren enthüllen die Lust am schnellen und blutigen Spiel, kostbare Gläser und silbernes Geschirr den Prunk bei Hofe. Du hast diesen Hang zum Luxus zu nutzen gewusst: Treue Beamten hast Du mit Fidesringen geehrt oder sie mit Silberschalen beglückt, geschmückt mit Deinem Namen. An goldglänzenden Helmen waren auch Deine Generäle zu erkennen, wie etwa ein mit Rubinen besetztes Prachtstück aus Berkasavo zeigt.
In den Schlachten gegen die germanischen Eindringlinge konnten sich Deine Soldaten an Standarten orientieren. Beim Kampf an der Milvischen Brücke im Jahr 312 gegen Maxentius, dem Rivalen in Rom, war Dein Feldzeichen indes ein Kreuz: Vor der Schlacht soll es Dir erschienen sein. Überdies soll eine Stimme Dir geboten haben: „In diesem Zeichen siege!“ Daraufhin hast Du ein Feldzeichen mit Christogramm anfertigen lassen. Ob das wirklich so war, wer weiß. Auf alle Fälle haben Deine Mannen die gegnerische Streitmacht zermalmt und in den Tiber-Fluten versenkt, so stellt ein Elfenbein-Relief es dar.

Im Ruhm dieses Sieges hast Du Dich gerne gesonnt: Davon zeugt im Landesmuseum eine drei Meter hohe und sechs Tonnen schwere Nachbildung Deines Kopfes. Einst gehörte der Marmor-Schädel auf Deine kaiserliche Kolossal-Statue in Rom. Du warst jetzt der oberste Herr im Westreich, und jeder sollte es sehen an dem göttlich großen Monument. Noch heute lässt sich nachempfinden, wie ein kleiner Legionär vor solch steinerner Macht in die Knie ging. Zudem hast Du eine weltgeschichtliche Wende vollzogen: Für Dich hatte die heidnische Antike abgedankt, die Zukunft gehörte dem Christentum. Mit dem Toleranz-Edikt von Mailand herrschte Religionsfreiheit im ganzen Reich und die Christenverfolgung war endgültig beendet. Auch die kaiserliche Familie hat zum Christengott gebetet. Obwohl das zunächst eher ein privates Bekenntnis war: Denn taufen lassen hast Du Dich erst auf dem Sterbebett im Jahr 337. Um es Dir nicht mit der heidnischen Übermacht in Adel und Heer zu verscherzen, wie heute die Historiker schätzen.

Zwar gibt es eine Legende, nach der hat Papst Silvester Dich früher getauft. Im Städtischen Museum Simeonstift ist die Szene auf einem Gemälde von Carlo Carlone verewigt. Aber Forscher mutmaßen, dass diese Legende um 750 entstanden ist: Als die Päpste ihre Vormacht sichern wollten, die sie mit der Konstantinischen Schenkung begründeten. Ja, Du sollst den Nachfolgern Petri nicht nur den Vorrang vor östlichen Kirchenoberhäuptern eingeräumt, sondern ihnen auch die weltliche Herrschaft über die Stadt Rom und die westlichen Provinzen übertragen haben, so bezeugen zahlreiche handschriftliche Kopien in der Schau. „Fälschung“, rufen die Historiker. Schade, dass Du nichts mehr dazu sagen kannst.
Unbestritten ist freilich Dein Einfluss auf die Kirchengeschichte. So gehen nicht nur Feiertage wie Sonntag und Weihnachten sowie das nicäanische Glaubensbekenntnis von 325 auf Dich zurück. Als Stifter der römischen Lateranbasilika und der Jerusalemer Grabeskirche hast Du auch den christlichen Sakralbau begründet. Große Versammlungssäle sollte es für die Anhänger der neuen Religion geben.

Das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum zeigt die ersten Modelle dazu: Sie erinnern an römische Markthallen. Eine der größten Kirchen ist übrigens an der Mosel entstanden – der Vorgängerbau des Trierer Doms, des ältesten deutschen Bischofssitzes. Auch der Totenkult wandelte sich, veranschaulichen einige Sarkophage: Häufig wurden nun biblische Szenen in die steinernen Särge gemeißelt. An einem ist Christus zu sehen, der mit einer Art Zauberstaub Lazarus zum Leben erweckt. „Ein Wundertäter, so stellte man sich ihn damals vor“, erläutert Winfried Weber, Hausherr im Dommuseum. Er zeigt Besuchern auch eine bunte Kassettendecke aus der Spätantike: In ein Feld ist ein Frauenkopf in einer Lichtscheibe gemalt – ganz so, wie später Heilige dargestellt werden. „Es könnte die Kaiserin sein“, vermutet Weber.

Neben Licht gab es aber auch Schatten in Deiner Herrschaft: Elf Familienmorde, sogar an Frau und Sohn, werfen die Historiker Dir vor. Auch Alexander Demandt, wissenschaftlicher Leiter der Schau, beklagt den hohen Blutzoll Deiner Regentschaft. Zwölf Jahre Bürgerkrieg und manche Hinrichtung kosteten viele Menschenleben. Widersprüchlich sind daher die Urteile über Dich: Die einen sehen den skrupellosen Taktierer, die anderen rühmen Dich als Wegbereiter des Christentums. Vermutlich trug Deine Herrschaft viele Züge. Passend zur Zeit des Übergangs, in der heidnische Traditionen und christlicher Glauben aufeinander prallten und nebeneinander her bestanden. Bestes Beispiel dafür: die silberne Hochzeitskiste der Projekta aus dem Esquilinschatz. „Ihr möget in Christus leben“, lautet deren Inschrift. Der fromme Wunsch hat die Braut nicht gehindert, die Kiste mit Bildern der Venus, der Göttin der Liebe, schmücken zu lassen. Im Jahr 324 hast Du schließlich die Truppen des Licinius besiegt und bist zum alleinigen Herrscher über das Römische Reich geworden. Ein Kaiser, der im Osten eine neue christliche Hauptstadt schaffen wollte, als Gegengewicht zum eher heidnisch geprägten Rom. 330 eingeweiht, wurde sie nach Dir Konstantinopel genannt, das heutige Istanbul. In der Ostkirche hast Du auch Deine größten Bewunderer gefunden, wird beim Rundgang im Simeonstift betont: Als Heilige verehren sie dort Dich und Deine Mutter Helena, die Finderin des Kreuzes Christi, auf Ikonen und mit Reliquiaren.

Zudem bedanken sich Leute auf Votivtafeln dafür, dass Du sie bei Unfällen mit dem Eselskarren oder dem Motorrad beschützt hast. In die hiesigen Breiten nach Trier strömen nun die Besucher. Sie kommen, um „einen Blick auf das kulturelle, religiöse und humanistische Erbe zu werfen, auf dem wir leben“, wie der Generalvikar des Bistums, Georg Holkenbrink, sagt. In solchen Scharen, Konstantin, die Du als erster christlicher Kaiser sicher noch von den neuen, gut gefüllten Gotteshäusern kennst.