In den ersten Jahrhunderten, so Feige, lebten die christlichen Kirchen zusammen. Es sei möglich und üblich gewesen, dass Priester und Bischöfe aus dem Osten nach Rom gekommen seien, um Päpste zu werden. Umgekehrt hätten westliche Geistliche im Osten gewirkt. Im Laufe der Jahrhunderte jedoch entwickelten sich das westliche und das östliche Christentum so weit auseinander, dass man sich bald nicht mehr verstanden habe.
Dass es schließlich zur völligen Trennung kam, ist für den Magdeburger Bischof kein historischer „Schönheitsfehler“, sondern „ein Skandal“. Hoffnung mache, dass es seit rund 100 Jahren Bemühungen gebe, die Trennung zu überwinden. Das Ostkirchliche Institut, das – unterstützt vom „Verein der Freunde des Ostkirchlichen Instituts“ mit seinem Vorsitzenden Professor Dr. Walter Eykmann – Symposien und Vorträge veranstaltet, ist für Feige ein wichtiger Teil der europaweiten Bemühung um eine ökumenische „Kirche in legitimer Vielfalt“.
Der Weg zur Einheit müsse von allen Christen, die sich um Ökumene bemühen, im Vertrauen darauf gegangen werden, „dass Gott uns die Einheit schenkt“. Es gelte, die Verschiedenheit des jeweils anderen anzunehmen, ihm mit Liebe und Achtung für seinen Eigenwert zu begegnen und in der einen Kirche „wie Geschwister zusammenzufinden“. Die ost-westlichen Begegnungen führten laut Feige zur Selbsterkenntnis, so könnten sie Defizite in der eigenen Tradition offenbaren. Es bleibe allerdings jedes menschliche Bemühen um Einheit im Glauben unzulänglich, solange nicht die Einheit mit Gott erstrebt werde.
Das Ostkirchliche Institut entstand 1947 aus der Zusammenarbeit von Angehörigen des Augustinerordens und der Provinzleitung mit Prof. Dr. Georg Wunderle von der Theologischen Fakultät in Würzburg. Ziel des Instituts ist die Erforschung der Geschichte und Gegenwart der Kirchen des Ostens. Von 1951 bis 1977 war es durch Prof. Dr. Hermenegild Biedermann mit der Theologischen Fakultät verbunden. 1952 gründete Biedermann die Zeitschrift „Ostkirchliche Studien“, die heute von Ernst Suttner, Christian Hannick und Rudolf Prokschi herausgegeben wird und im Augustinusverlag Würzburg erscheint. Das Professoren-Trio gibt außerdem die Reihe „Das Östliche Christentum“ heraus. Seit 1950 sind bislang 55 Bände erschienen. 1999 wurde dem Ostkirchlichen Institut vom Bayerischen Wissenschaftsministerium die Rechtsstellung eines „An-Instituts“ der Uni Würzburg verliehen. Die Errichtung als An-Institut basierte auf der Verbindung mit dem heute von Dr. Dr. Thomas Mark Németh vertretenen Fach Ostkirchengeschichte am Institut für Historische Theologie in Würzburg.
Zu den bemerkenswerten Einrichtungen des Forschungsinstituts im Steinbachtal, dem heute Pater Dr. Gregor Hohmann und Professor Dr. Jakob Speigl vorstehen, gehört die öffentlich zugängliche Bücherei. Mit ihren rund 20000 Bänden und 200 Zeitschriften ist sie eine der umfassendsten Fachbibliotheken zum Thema Ostkirche – insbesondere auf den Gebieten der Liturgie und Frömmigkeit, der Patrologie, der griechischen Kirche und der altorientalischen Kirchen sowie der Byzantinistik, der russischen Kirchen- und Geistesgeschichte und der sowjetischen atheistischen Literatur.
Das Institut pflegt Kontakte zu Wissenschaftlern und Repräsentanten der Orthodoxie. Daneben bemüht es sich um eine intensive Kooperation mit den Instituten benachbarter Fachgebiete an der Universität Würzburg, mit der seit 1995 ein Kooperationsvertrag besteht. Zusammengearbeitet wird zum Beispiel mit Professor Dr. Christian Hannick vom Institut für Slavistik. Daneben gibt es Kooperationen mit Wissenschaftlern anderer Universitäten im deutschsprachigen Raum. Hierzu zählen Professor Dr. Dr. Johannes Hofmann vom Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie an der Universität Eichstätt sowie die Professoren Dr. Ernst Suttner und Dr. Rudolf Prokschi vom Institut für Patrologie und Ostkirchenkunde an der Universität Wien.