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    Im Traum werden wir zu Sehenden

    Im Traum wird der Mensch zum Sehenden. Er schaut sich und auf sich, in anderen Dimensionen, in neuen Zusammenhängen.

    Evangelium

    Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

    Matthäus 1,18–24
    Traumurlaub, Traumstrand, Traumlandschaft: Jetzt ist wieder „hohe Zeit“, um ins Reisebüro zu gehen und für den nächsten Sommer den Urlaub zu buchen. Arbeiter und Angestellte sollten bis Anfang Januar beim Arbeitgeber ihre Planungen für Freizeiten eintragen. Für viele Menschen sind Reisen allerdings zu teuer und bleiben ein schöner Traum.   Am Beginn des Matthäus-Evangeliums wird uns von vier verschiedenen Träumen erzählt. Josef aus Nazaret ist mit der jungen Maria verlobt – nichts Ungewöhnliches damals wie heute im Orient. Aber Maria erwartet ein Kind, und das lässt ihn grübeln. „Er war gerecht“, also vielleicht treu zum jüdischen Gesetz und den Vorschriften für Familien. Vom Kopf her dachte er richtig, sicher nicht verantwortungslos. Doch es braucht einen Engel, einen Boten Gottes, der ihm sozusagen „den Kopf wäscht“: 
    Josef, hab keine Angst, das geht schon in Ordnung!   Josef träumt. Wie er später auch im Traum die Energie bekommt, mit Kind und Mutter zu fliehen, nach Ägypten ins Ausland, und wieder zurück nach dem Tod des Herodes. Schließlich haben auch die Magier aus dem Osten einen anderen Weg in ihre Heimat eingeschlagen, wie es ein Traum „geboten“ hatte. Die traumhafte Begegnung an der Krippe, das traumatische Erlebnis mit dem bösen König ... zu viele Träume in einer realen Welt mit ihren Gefahren und Gefährdungen?   Wie viel Wirklichkeit und Gesche­henes sich in einem Traum vermischen, darüber ist viel geschrieben worden. Mediziner testen, Traumforscher versuchen zu deuten, Freunde erzählen uns ihre Träume und sind begeistert oder erschrocken. Jedenfalls scheint man nicht „im Voraus“ oder vorwärts zu träumen. Allenfalls kommen Wünsche, Vorstellungen und Pläne mit hinein – etwa in Vorfreude auf einen tollen Urlaub oder auf ein baldiges Geschenk. Man träumt immer einen Mix aus Ereignissen, die länger oder kürzer zurückliegen, das Gehirn „verschaltet“ diese tief in der Nacht oder bei den „Tag-Träumen“ am frühen Morgen.
    Im Traum wird der Mensch zum Sehenden. Er schaut sich und auf sich, in anderen Dimensionen, in neuen Zusammenhängen. Er ist offen, passiv, dennoch bereit zur Aufnahme von Stimmen, die ungewohnt an sein Ohr kommen – er wird im Traum zum Hörenden. Dem Josef ergeht es nicht anders, ja mehr noch: Er hört einen Auftrag heraus, er ist offen für Gottes Wort, vermittelt durch einen Boten mit einer traumhaften, neuen und noch nie gehörten Botschaft: Maria wird einen Sohn bekommen, wie es die alten Propheten schon ankündigten.
    Das Kind wird zwei Namen haben, die seinen göttlichen Ursprung belegen: Immanuel heißt „Gott ist mit uns“, Jesus bedeutet „Gott rettet“. Unsere Hoffnung auf Beistand und Nähe Gottes, unser Glaube an Verheißungen und Rettung, wie sie Jesus gelehrt hat – nur Träume oder Wirklichkeit? „Träume sind Schäume“ sagt der Volksmund. Sigmund Freud hat zu Beginn seiner Analysen und Traumdeutungen wohl an sich und bei seinen Klienten mit Haschisch experimentiert, wie ganz unverhohlen in seinem Museum in Wien aufgezeigt wird. 
    Ich war darüber erschrocken wie verwundert. Es geht mir aber – wie beim Evangelium des letzten Sonntags – um ein neues, anderes Hin­sehen und Hinhören auf das Geschenk Gottes. Am besten in unserer lauten Zeit wird dies in der Stille, in der Ruhe der Nacht, vielleicht im Traum gelingen, ganz ohne Drohungen und Drogen.  

    Alfred Streib („alfred.streib@bistum-wuerzburg.de“) ist Ehe- und Familienseelsorger in Aschaffenburg.