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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    „Ihr seid der Katholikentag!“

    11.05 Uhr. Immer mehr Besucher kommen in die Räume der Schule. Andreas scheucht seine Truppe aufmunternd auf ihre Posten. „Dann wollen wir mal. Willkommens-Kommando – ihr seid der Katholikentag, ihr seid das Lächeln. Also – seid freundlich!“ 26 Helfer sind für die Dauer des Katholikentages im Geistlichen Zentrum eingesetzt. Aus allen Regionen der Bundesrepublik sind sie angereist. Insgesamt sind rund tausend Helfer an allen Veranstaltungs- und Knotenpunkten im Einsatz.
    Hunderte Freiwillige Helfer haben mit angepackt – tatkräftig und unermüdlich halfen sie an allen Veranstaltungsorten im Stadtgebiet von Saarbrücken anlässlich des 96. Katholikentages mit. Eine neunköpfige Gruppe aus dem Dekanat Bad Neustadt war im Wirtschaftsgymnasium am Rande des Stadtzentrums eingeteilt – hier hieß es: „Macht aus einer Schule ein Geistliches Zentrum“.

    9.25 Uhr, Donnerstagmorgen, erster Veranstaltungstag. Die Tür des Wirtschaftsgymnasiums Saarbrücken in der Vorstadtstraße fliegt mit Schwung auf, Hallenleiter Markus Kraus geht auf die Eintretenden zu. „Guten Morgen – ihr seid die Gruppe aus Bad Neustadt?“ Drei der neun jungen Erwachsenen antworten grinsend im Chor: „Jawohl, Gruppe vollzählig angetreten – wo können wir uns nützlich machen?“ Der graue Himmel und die Regenwolken haben ihnen die gute Laune am frühen Morgen noch nicht verdorben.

    In die Hände gespuckt
    Die regennassen Jacken fliegen kurzerhand in die Ecke des Raumes. Markus Kraus schaut auf die Uhr. In etwa eineinhalb Stunden beginnen die ersten Veranstaltungen. Der dunkelblonde Mittdreißiger aus Niederbayern hat – ebenfalls als Ehrenamtlicher Helfer – die Koordination im Geistlichen Zentrum. „In diesem Raum richten wir nachher den Aufenthaltsraum für alle Helfer ein, aber nu erst mal fix ins erste Obergeschoss, dort müssen noch Pappsitze gefaltet werden.“ Die Gruppe, allen voran Gruppenleiter Andreas Hoffelner, Kirchlicher Jugendreferent der Regionalstelle Bad Neustadt, trabt die Treppe rauf, in die Aula im ersten Stock. Kartonsitze gehören zum Katholikentag einfach dazu. „Das Falten geht ganz einfach – die Lasche aufreißen, alle Kanten knicken und nacheinander so durch die Laschen schieben, fertig.“ Kraus hockt auf dem Boden und demonstriert die Montage des Hockers. „Zackig, Leute, wir müssen uns ranhalten.“ 16 eifrige Hände falten, knicken und sortieren, damit die Besucher um elf dem Konzert lauschen können.
    Nur zwei Hände sind langsamer. „Richtig wach bin ich noch nicht“, erklärt Frank, der Jüngste in der Gruppe. „Bin noch ziemlich k o. Gestern Abend haben wir dreieinhalb Stunden herumgestanden und Seile bei der Eröffnungsfeier gehalten. Damit wurden Zuschauerblöcke abgesperrt und Rettungswege freigehalten. Seil rauf, Seil runter. Das war echt anstrengend.“ Er gähnt herzhaft. Viel Schlaf gibt es für den 17-jährigen und seine Mitstreiter nicht in den kommenden Tagen, aber immerhin haben sie es nicht weit bis zum Einsatzort. Nur zehn Minuten dauert der Fußmarsch von der Herberge, der Turnhalle einer Gesamtschule oberhalb der Innenstadt.

    9.50 Uhr. Die 130 Pappsitze stehen in Reih und Glied vor der Bühne. Andreas Hoffelner nimmt im kurzen Vier-Augen-Gespräch am Treppenabsatz weitere Instruktionen für seine Gruppe entgegen. Die Klassenräume müssen für Meditationen und Bibelgespräche hergerichtet, Tische und Stühle zur Seite geräumt werden.

    Spontan Blödsinn machen
    Ihre Motivation bringen die jungen Leute spontan auf den Punkt: „Ich möchte total viel mit Leuten zu tun haben,“ erklärt Frank. Das Karton-Falten hat ihn wach gemacht. Er schmunzelt. „Nirgendwo kann man mit so vielen Leuten spontan auch mal Blödsinn machen. Da wird herumgealbert, gelacht und gesungen, das finde ich klasse.“ Jutta geht mehr in die Tiefe: „Es ist schön, auf diese Weise auch den Glauben zu erleben – mit all diesen Menschen hier.“ Die 30-jährige Büro-Angestellte schätzt auch den Zusammenhalt in der Gruppe sehr. Klara (18) sortiert die große blaue Materialkiste im Aufenthaltsraum. „Man kann sich hier einbringen und Gemeinschaft erleben. Ich bin gerne mit den Leuten aus meiner Gruppe zusammen. Darum bin ich hier.“„Los, Leute – nicht trödeln. Im zweiten Obergeschoss muss noch in den Klassenräumen Platz geschaffen werden.“ Andreas Hoffelner freut sich über den Einsatz seiner Truppe. „Beim Weltjugendtag 2005 habe ich gesehen, was Helfer bewegt haben. Ohne sie läuft so eine Veranstaltung nicht.“
    10.15 Uhr. Zweites Obergeschoss, Raum 201. „Stellt bitte die Tische an die Wand, Stühle im Halbkreis. Die, die übrig bleiben, könnt ihr in der Ecke stapeln.“ Keinen Moment zum Durchatmen. Klaras Bleistift gleitet an der Materialliste entlang. „Küchenrollen und Kugelschreiber habe ich. Zettelblocks sind auch da. Jetzt fehlt noch „Klebeband orange weiß ...“ Jochen (21) aus ihrer Gruppe steht in der Tür. „Hast du die orangenen Pfeile gesehen?“ Ein fragender Blick von gegenüber. „Du weißt schon, diese Klebedinger. Um Wege zu markieren.“ Dieses Mal ist Andreas Hoffelner der Helfer in der Not. „Schau mal in der Kiste da unterm Tisch. Statte bitte alles mit den Pfeilen aus, die Leute sollen sich zurechtfinden. Aber nicht alle zwei Meter, gell? Es soll nicht zu aufdringlich wirken.“ Der Jugendreferent folgt Jochen zurück in den Eingangsbereich. Dort sitzt Jasmin (18) und malt Wegweiser. „Dann finden die Besucher leichter die Aula und das Klo“, begründet die Schülerin ihre kreative Plakatgestaltung. Das Damenklo bekommt Blümchen aufs Schild, die Herren eine Lokomotive.
    Draußen wird der ungemütliche Nieselregen stärker, die ersten Besucher haben den Weg zum Geistlichen Zentrum gefunden. „Kann ich Ihnen helfen?“, Frank ist sofort hilfsbereit zur Stelle. „Ja, wir möchten zum Geistlichen Impuls, Elisabeth von Thüringen.“ „Da gehen sie dort vorne die Treppe rauf, dann hören sie schon die Proben der Musiker.“ Frank strahlt. „Das macht Spaß, im Gegensatz zu gestern.“ Da seien sie alle noch müde von der Fahrt gewesen, viel Zeit zum Ausruhen hätten sie nicht gehabt. „Und die Leute waren nicht so nett.“

    26 Helfer sind für die Dauer des Katholikentages im Geistlichen Zentrum eingesetzt. Aus allen Regionen der Bundesrepublik sind sie angereist. Insgesamt sind rund tausend Helfer an allen Veranstaltungs- und Knotenpunkten im Einsatz. Weitere Besucher kommen in die Eingangshalle. Frank rückt sein grünes Helfertuch zurecht und geht lächelnd auf sie zu.

    Begeisterung verbindet
    10.45 Uhr. Markus Krause trommelt seinen kompletten Helfertrupp zusammen. „Kurze Dienstbesprechung!“ Alle hasten in den umfunktionierten Aufenthaltsraum. Noch wissen weder er noch Andreas Hoffelner, dass am Ende des diesjährigen Katholikentages die Begeisterung und das Miteinander so groß sind, dass sich alle 26 Helfer des Geistlichen Zentrums im kommenden Jahr auf dem Evangelischen Kirchentag in Köln und auch 2008 auf dem nächsten Katholikentag in Osnabrück wieder zusammenfinden möchten.
    Die Kaffeemaschine im Aufenthaltsraum ist inzwischen angeschlossen, im Stuhlkreis steht eine Kerze. „Wie gemütlich!“, trällert ein Helfer mit ostdeutschem Zungenschlag amüsiert. Markus Krause erklärt: „Wir arbeiten hier an den Tagen in zwei Schichten. Gearbeitet wird heute und morgen von acht bis 21 Uhr. Samstag nicht ganz so lange, weil wir hinterher noch abbauen und aufräumen müssen. Tragt euch bitte gleich in die Liste dort ein, wann wer Dienst tut.“ Danach folgen die Anweisungen. Die Bühne in der Aula müsse besonders im Auge behalten werden. Mittags sei ein Konzert, dann singe der Chor. In den Klassen liefen zwei Workshops und Gesprächskreise. „Denkt daran: Seid immer nett und freundlich zu den Besuchern, erklärt ihnen den Weg, gebt Auskunft über die Veranstaltungen.“
    Andreas Hoffelner sieht in der Arbeit der Helfer eine gute Möglichkeit, den Katholikentag ein Stück weit mit zugestalten; das sei ein gutes Gefühl für jeden Einzelnen. Er sei erstaunt gewesen, dass sich in diesem Jahr nur so Wenige gemeldet haben. „Aber immerhin – besser neun Fleißige, als gar keine Helfer“, meint er dann.
    Weitere Spielregeln seitens Krause folgen: „Wenn eine Veranstaltung voll ist, werden die Wege dicht gemacht. Sagt nett, aber bestimmt, dass kein Platz mehr ist.“ Zustimmendes Nicken aus der Gruppe. „Einer von euch könnte bitte noch durch die Klassenräume gehen und die Tafeln wischen, teilweise stehen noch französische Vokabeln dran.“
    11.05 Uhr. Immer mehr Besucher kommen in die Räume der Schule. Andreas scheucht seine Truppe aufmunternd auf ihre Posten. „Dann wollen wir mal. Willkommens-Kommando – ihr seid der Katholikentag, ihr seid das Lächeln. Also – seid freundlich!“