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Gedanken zum Sonntagsevangelium von Gabriele Saft, Schweinfurt
Ich suche das Leben! Machen Sie mit?
Evangelium
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf, der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Lukas 15,1–3.11–32
Ich suche das Leben!“ „Das kann doch nicht das Leben gewesen sein!“ – So oder ähnlich könnte der jüngste Sohn in der Beispielerzählung Jesu gedacht haben. Und er macht sich auf die Suche. Er ist bereit, vieles aufzugeben. Das gibt es bis heute. Aber nicht wenige gehen sich selber auf dieser Suche verloren und drohen ins Bodenlose zu fallen. Sehnsucht nach Leben ist eine Triebfeder im Menschen, die ihn zeitlebens in Bewegung hält, die ihn aber auch in verzweifelte Situationen bringen kann.
Waren Sie schon einmal so richtig am Boden, fertig mit Gott und der Welt, ohne eigene Kraft zum Aufstehen? Haben Sie schon einmal gedacht, dass Sie alles in den Sand gesetzt haben und gescheitert sind? Kennen Sie das nagende Gefühl, schuldig geworden zu sein? Das Gleichnis beschreibt einen Menschen in dieser Verlorenheit. Jesus treibt dieses Gefühl geradezu auf die Spitze. Denn für einen Juden gibt es kaum eine erniedrigendere Vorstellung, als bei einem Fremden Schweine hüten zu müssen.
Wohl dem, der dann zur Besinnung kommt, auch wenn es schmerzhaft ist. Wohl dem, der dann eine tiefe Erinnerung an den Quell der Liebe und Lebenslust in sich findet! Wohl dem, der dann noch weiß, wer oder was ihn letztlich hält! Wohl dem, der seiner tiefsten Sehnsucht dann traut und aufbricht aus der Verlorenheit.
Die vorösterliche Zeit will uns darin eine Übungszeit sein. Sie ist eine Zeit des „Weniger ist mehr“. Wir begeben uns quasi freiwillig in die Umstände des jüngsten Sohnes, üben uns in Verlorenheit und Ohnmacht: Statt sattem Leben den Hunger nach Leben spüren. Statt steter Erfüllung der Bedürfnisse die Bedürftigkeit wahrnehmen. Statt dauernder Geschäftigkeit die Untätigkeit zulassen. Statt alles selber zu machen, neu das Gottvertrauen üben. Unseren Eigensinn und die gewohnten Wege verlassen wir, mühselig zwar, aber mit der Hoffnung auf Veränderung. Mit diesem Wagnis, mit dem Verzichten können wir in uns eine tiefe Erinnerung an seine Liebe einpflanzen lassen, damit wir nie ins Bodenlose fallen, sondern immer wieder aufstehen können.
Jesus endet sein Gleichnis mit einem Höhepunkt: Das muss gefeiert werden! Wer diese schweren Schritte schafft, der ist willkommen beim Fest des Lebens, dem werden das ursprüngliche, gottgegebene Ansehen und die Würde zurückgegeben.
Die Fastensonntage sind vom Fasten ausgenommen, sind kleine Festangebote Gottes. Aus aller Verlorenheit des Alltags, aus allen Abgründen der Einsamkeit und Ablehnung dürfen wir aufstehen und uns in die offenen Arme Gottes legen.
Sie fragen, wie das gehen mag? Ist es nicht der Aufbruch zu einem Menschen, der mich annimmt und auffängt? Ist es nicht das ehrliche Wort in der Familie oder Partnerschaft, das nicht zur Ablehnung führt? Ist es nicht eine stille Stunde vor und mit Gott?
„Ich suche das Leben!“ Machen Sie mit?
Die Autorin ist Pastoralreferentin in Schweinfurt-St.-Kilian und DekanatsFamilienseelsorgerin im Dekanat Schweinfurt-Stadt.
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf, der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Lukas 15,1–3.11–32
Ich suche das Leben!“ „Das kann doch nicht das Leben gewesen sein!“ – So oder ähnlich könnte der jüngste Sohn in der Beispielerzählung Jesu gedacht haben. Und er macht sich auf die Suche. Er ist bereit, vieles aufzugeben. Das gibt es bis heute. Aber nicht wenige gehen sich selber auf dieser Suche verloren und drohen ins Bodenlose zu fallen. Sehnsucht nach Leben ist eine Triebfeder im Menschen, die ihn zeitlebens in Bewegung hält, die ihn aber auch in verzweifelte Situationen bringen kann.
Waren Sie schon einmal so richtig am Boden, fertig mit Gott und der Welt, ohne eigene Kraft zum Aufstehen? Haben Sie schon einmal gedacht, dass Sie alles in den Sand gesetzt haben und gescheitert sind? Kennen Sie das nagende Gefühl, schuldig geworden zu sein? Das Gleichnis beschreibt einen Menschen in dieser Verlorenheit. Jesus treibt dieses Gefühl geradezu auf die Spitze. Denn für einen Juden gibt es kaum eine erniedrigendere Vorstellung, als bei einem Fremden Schweine hüten zu müssen.
Wohl dem, der dann zur Besinnung kommt, auch wenn es schmerzhaft ist. Wohl dem, der dann eine tiefe Erinnerung an den Quell der Liebe und Lebenslust in sich findet! Wohl dem, der dann noch weiß, wer oder was ihn letztlich hält! Wohl dem, der seiner tiefsten Sehnsucht dann traut und aufbricht aus der Verlorenheit.
Die vorösterliche Zeit will uns darin eine Übungszeit sein. Sie ist eine Zeit des „Weniger ist mehr“. Wir begeben uns quasi freiwillig in die Umstände des jüngsten Sohnes, üben uns in Verlorenheit und Ohnmacht: Statt sattem Leben den Hunger nach Leben spüren. Statt steter Erfüllung der Bedürfnisse die Bedürftigkeit wahrnehmen. Statt dauernder Geschäftigkeit die Untätigkeit zulassen. Statt alles selber zu machen, neu das Gottvertrauen üben. Unseren Eigensinn und die gewohnten Wege verlassen wir, mühselig zwar, aber mit der Hoffnung auf Veränderung. Mit diesem Wagnis, mit dem Verzichten können wir in uns eine tiefe Erinnerung an seine Liebe einpflanzen lassen, damit wir nie ins Bodenlose fallen, sondern immer wieder aufstehen können.
Jesus endet sein Gleichnis mit einem Höhepunkt: Das muss gefeiert werden! Wer diese schweren Schritte schafft, der ist willkommen beim Fest des Lebens, dem werden das ursprüngliche, gottgegebene Ansehen und die Würde zurückgegeben.
Die Fastensonntage sind vom Fasten ausgenommen, sind kleine Festangebote Gottes. Aus aller Verlorenheit des Alltags, aus allen Abgründen der Einsamkeit und Ablehnung dürfen wir aufstehen und uns in die offenen Arme Gottes legen.
Sie fragen, wie das gehen mag? Ist es nicht der Aufbruch zu einem Menschen, der mich annimmt und auffängt? Ist es nicht das ehrliche Wort in der Familie oder Partnerschaft, das nicht zur Ablehnung führt? Ist es nicht eine stille Stunde vor und mit Gott?
„Ich suche das Leben!“ Machen Sie mit?
Die Autorin ist Pastoralreferentin in Schweinfurt-St.-Kilian und DekanatsFamilienseelsorgerin im Dekanat Schweinfurt-Stadt.