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Ursulinenschwester Walburgis Schaefers feiert am 17. Juni 100. Geburtstag
„Ich bin Schritt für Schritt geführt worden“
WÜRZBURG. „Ich bin dankbar für die Führung Gottes, weil ich wirklich Schritt für Schritt geführt worden bin“, sagt Schwester Walburgis Schaefers aus dem Würzburger Konvent der Ursulinen im Rückblick auf ihre 100 Jahre. Am 17. Juni wird sie nämlich ihren 100. Geburtstag feiern; sie könnte ihre Gäste wohl stundenlang mit Erlebnissen und Geschichten in Atem halten, wenn sie nicht zu bescheiden wäre, um länger von sich selbst zu sprechen. „Das passt nicht zu einer Schwester“, meint sie. Für das Sonntagsblatt aber gab sie einen kleinen Einblick in ihr Leben und erzählte auch von ihrer Zeit in Lima/Peru.
Nach einer Ausbildung zur Gewerbelehrerin trat die gebürtige Duisburgerin 1932 in Fritzlar in den Ursulinenorden ein. „Eine schwierige Zeit“ für einen solchen Entschluss“, wie sie sich erinnert. So habe sie sich als Postulantin gar geweigert Hitler zu wählen. „Da hat dann die Novizenmeisterin gesagt: Wenn Sie uns das antun, dann schaden Sie unserer Schule und dem ganzen Konvent! Und dann habe ich mich gegen mein Gewissen verpflichtet gefühlt, ihn zu wählen ...“
Erziehung der Jugend
Die Hauptaufgabe, die Ordensgründerin Angela Merici den Ursulinen aufgetragen hat, ist die Erziehung der Jugend. Doch bereits ab 1935 wurde die Situation gerade für die Schule der Ursulinen in Fritzlar kritisch. „Da hat es schon geheißen, kein Beamter darf seine Kinder bei uns in der Schule lassen. Und dann blieben schließlich vier Kinder übrig – Bauernkinder, denen konnte da niemand schaden.“
Im gleichen Jahr noch bat ein Pater aus Lima den Bischof von Breslau, für die Kinder der zahlreichen deutschen Einwandererfamilien Erzieherinnen nach Peru zu schicken. Bereits im Februar 1936 reisten auch einige Fritzlarer Ursulinen nach Lima. „Und im April haben sie schon mit der Schule angefangen. Was sagen Sie dazu?“ – begeistert sich Schwester Walburgis auch noch nach fast 70 Jahren.
Im Februar 1939, ein halbes Jahr nach Ablegung ihrer ewigen Profess, trat auch sie die Schiffsreise nach Peru an. Vier Wochen dauerte die wenig komfortable Reise auf einem schwedischen Frachtschiff. Und ähnlich rustikal gestalteten sich auch noch die Anfangszeiten der Schule in Lima. „Primitivst das Internat“, erinnert sich Schwester Walburgis an die ersten Jahre in in der peruanischen Hauptstadt. „Bett an Bett das Schlafzimmer, weil wir keinen größeren Raum hatten. Aber die Eltern sagten: ‚Das macht nichts, Hauptsache ein Eckchen; wir vertrauen Ihnen schon.‘“ Und selbst der Regierungspräsident hatte seine Tochter in die Obhut der Ursulinen geschickt. Die Schwestern bauten zunächst eine Schule für die Kinder der Wohlhabenden auf „und vom Schulgeld dann eine Schule für die Armen – sonst hätten wir keine Mischlinge aufnehmen dürfen,“ erklärt die Schwester.
Gebäude ohne Fenster ...
In mehreren Einzelhäusern auf dem Gelände des Klosters waren Schülerinnen und Schwestern dann so lange gemeinsam untergebracht, bis schließlich ein neues, größeres Gebäude fertig wurde. Fertig? Vorerst handelte es sich um ein „Gebäude ohne Fenster, ohne Türklinken, ohne Schlösser, nur mit kleinen Riegeln an den Türen, um uns zu schützen“, erzählt die Jubilarin, und fährt lächelnd fort: „Und dann hieß es: Wer hat den Mut, da einzuziehen?“. Schwester Walburgis hatte ihn. Mit zwei Mitschwestern siedelte sie in das neue Schulhaus über. Und bald konnten dann auch die Schülerinnen folgen. Heizung gab es nicht, „aber so kalt wird es in Lima eigentlich nicht. Ich habe auch 13 Jahre keinen Regen gesehen.“ Feucht ist es dagegen immer gewesen. „Wenn man Apfelsinen geschält hat, hat das Spritzer auf’s Kleid gegeben, und man hat das gar nicht beachtet“, erinnert sie sich. „Am Ende des Sommers hatte man da dann Schimmelflecken drauf ...“
13 Jahre blieb sie in Lima, zwei Jahre davon auch als Oberin des Konvents, bis sie 1952 wieder nach Fritzlar zurückkehrte, um dort bis 1989 beim Wiederaufbau und Betrieb der Schule zu helfen.
Bereicherung für’s Konvent
Inzwischen wurde das Kloster in Fritzlar aufgelöst und die Schule in weltliche Hand übergeben, weshalb die Jubilarin nun seit eineinhalb Jahren im Würzburger Konvent lebt – „als Bereicherung für die Würzburger“, wie Oberin Katharina Merz eigens betont. „Man kommt ganz leicht mit ihr in ein geistliches Gespräch; sie versucht zu den Gebetszeiten da zu sein, verbringt viel Zeit mit Gebet. Für uns Jüngere hat sie auf jeden Fall eine Vorbildfunktion.“ Auch zeigt sie sich an allem interessiert, beispielsweise, was Schwester Johanna an der Uni lernt und erlebt. „Aufgeschlossen ist sie, wenn jüngere Mitschwestern Gottesdienste mit modernen Liedern gestalten“, erzählt Schwester Katharina.
Auch Schwester Walburgis Schaefers fühlt sich im Kreise ihrer Mitschwestern wohl und gut umsorgt – soweit das überhaupt nötig ist, denn im Großen und Ganzen kommt sie dank geistiger Wachheit und körperlicher Gesundheit noch recht gut alleine zurecht. „Schwester Cordula kommt dann nur immer und guckt, ob der Hut auch gut sitzt“, scherzt sie und setzt dann ernst hinzu: „Ich bin sehr glücklich, dass ich meinen Lebensabend hier noch mit vollem Bewusstsein und voller Pflichterfüllung erleben kann, dankbar, dass ich noch am Offizium, am täglichen Gebet, teilnehmen kann. – Aber das ist kein Selbstlob, sondern Gnade.“
Nach einer Ausbildung zur Gewerbelehrerin trat die gebürtige Duisburgerin 1932 in Fritzlar in den Ursulinenorden ein. „Eine schwierige Zeit“ für einen solchen Entschluss“, wie sie sich erinnert. So habe sie sich als Postulantin gar geweigert Hitler zu wählen. „Da hat dann die Novizenmeisterin gesagt: Wenn Sie uns das antun, dann schaden Sie unserer Schule und dem ganzen Konvent! Und dann habe ich mich gegen mein Gewissen verpflichtet gefühlt, ihn zu wählen ...“
Erziehung der Jugend
Die Hauptaufgabe, die Ordensgründerin Angela Merici den Ursulinen aufgetragen hat, ist die Erziehung der Jugend. Doch bereits ab 1935 wurde die Situation gerade für die Schule der Ursulinen in Fritzlar kritisch. „Da hat es schon geheißen, kein Beamter darf seine Kinder bei uns in der Schule lassen. Und dann blieben schließlich vier Kinder übrig – Bauernkinder, denen konnte da niemand schaden.“
Im gleichen Jahr noch bat ein Pater aus Lima den Bischof von Breslau, für die Kinder der zahlreichen deutschen Einwandererfamilien Erzieherinnen nach Peru zu schicken. Bereits im Februar 1936 reisten auch einige Fritzlarer Ursulinen nach Lima. „Und im April haben sie schon mit der Schule angefangen. Was sagen Sie dazu?“ – begeistert sich Schwester Walburgis auch noch nach fast 70 Jahren.
Im Februar 1939, ein halbes Jahr nach Ablegung ihrer ewigen Profess, trat auch sie die Schiffsreise nach Peru an. Vier Wochen dauerte die wenig komfortable Reise auf einem schwedischen Frachtschiff. Und ähnlich rustikal gestalteten sich auch noch die Anfangszeiten der Schule in Lima. „Primitivst das Internat“, erinnert sich Schwester Walburgis an die ersten Jahre in in der peruanischen Hauptstadt. „Bett an Bett das Schlafzimmer, weil wir keinen größeren Raum hatten. Aber die Eltern sagten: ‚Das macht nichts, Hauptsache ein Eckchen; wir vertrauen Ihnen schon.‘“ Und selbst der Regierungspräsident hatte seine Tochter in die Obhut der Ursulinen geschickt. Die Schwestern bauten zunächst eine Schule für die Kinder der Wohlhabenden auf „und vom Schulgeld dann eine Schule für die Armen – sonst hätten wir keine Mischlinge aufnehmen dürfen,“ erklärt die Schwester.
Gebäude ohne Fenster ...
In mehreren Einzelhäusern auf dem Gelände des Klosters waren Schülerinnen und Schwestern dann so lange gemeinsam untergebracht, bis schließlich ein neues, größeres Gebäude fertig wurde. Fertig? Vorerst handelte es sich um ein „Gebäude ohne Fenster, ohne Türklinken, ohne Schlösser, nur mit kleinen Riegeln an den Türen, um uns zu schützen“, erzählt die Jubilarin, und fährt lächelnd fort: „Und dann hieß es: Wer hat den Mut, da einzuziehen?“. Schwester Walburgis hatte ihn. Mit zwei Mitschwestern siedelte sie in das neue Schulhaus über. Und bald konnten dann auch die Schülerinnen folgen. Heizung gab es nicht, „aber so kalt wird es in Lima eigentlich nicht. Ich habe auch 13 Jahre keinen Regen gesehen.“ Feucht ist es dagegen immer gewesen. „Wenn man Apfelsinen geschält hat, hat das Spritzer auf’s Kleid gegeben, und man hat das gar nicht beachtet“, erinnert sie sich. „Am Ende des Sommers hatte man da dann Schimmelflecken drauf ...“
13 Jahre blieb sie in Lima, zwei Jahre davon auch als Oberin des Konvents, bis sie 1952 wieder nach Fritzlar zurückkehrte, um dort bis 1989 beim Wiederaufbau und Betrieb der Schule zu helfen.
Bereicherung für’s Konvent
Inzwischen wurde das Kloster in Fritzlar aufgelöst und die Schule in weltliche Hand übergeben, weshalb die Jubilarin nun seit eineinhalb Jahren im Würzburger Konvent lebt – „als Bereicherung für die Würzburger“, wie Oberin Katharina Merz eigens betont. „Man kommt ganz leicht mit ihr in ein geistliches Gespräch; sie versucht zu den Gebetszeiten da zu sein, verbringt viel Zeit mit Gebet. Für uns Jüngere hat sie auf jeden Fall eine Vorbildfunktion.“ Auch zeigt sie sich an allem interessiert, beispielsweise, was Schwester Johanna an der Uni lernt und erlebt. „Aufgeschlossen ist sie, wenn jüngere Mitschwestern Gottesdienste mit modernen Liedern gestalten“, erzählt Schwester Katharina.
Auch Schwester Walburgis Schaefers fühlt sich im Kreise ihrer Mitschwestern wohl und gut umsorgt – soweit das überhaupt nötig ist, denn im Großen und Ganzen kommt sie dank geistiger Wachheit und körperlicher Gesundheit noch recht gut alleine zurecht. „Schwester Cordula kommt dann nur immer und guckt, ob der Hut auch gut sitzt“, scherzt sie und setzt dann ernst hinzu: „Ich bin sehr glücklich, dass ich meinen Lebensabend hier noch mit vollem Bewusstsein und voller Pflichterfüllung erleben kann, dankbar, dass ich noch am Offizium, am täglichen Gebet, teilnehmen kann. – Aber das ist kein Selbstlob, sondern Gnade.“