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Im Kloster ist sie seit fast sechs Jahren, aber Ende Juli wird es für Schwester Judith richtig ernst: Dann wird sie die Ordensgelübde auf Lebenszeit ablegen und sich für immer an Gott und die Gemeinschaft binden.
Im Oktober 2006 kam Jeanette Wieland, wie Schwester Judith eigentlich heißt, ins Benediktinerinnenkloster „Abtei vom Heiligen Kreuz“ in Herstelle im Bistum Paderborn. 38 Frauen zwischen 32 und 90 Jahren leben hier, es gibt ein Gästehaus, einen Klosterladen, eine Kerzenwerkstatt und eine Töpferei. Am Anfang wusste sie selbst nicht, ob sie bis zur Profess durchhält.
Unterrichtsthema Kloster
Schwester Judith stammt aus Wenighösbach (Dekanat Aschaffenburg-Ost). In Eichstätt hat sie Religionspädagogik studiert, später war sie Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Langendorf-Elfershausen (Dekanat Hammelburg). An der Aschaffenburger Schönberg-Hauptschule unterrichtete sie Religion. Ihr Nachfolger, Pastoralreferent Jens Hausdörfer, hat seine Vorgängerin nun zum Unterrichtsthema gemacht und die Schüler Fragen an Schwester Judith formulieren lassen. Die erhielt sie als Film und so entstand ein Gespräch über 270 Kilometer hinweg. Für die 15jährigen Hauptschüler haftet dem Kloster etwas Geheimnisvolles an, das in totalem Kontrast zu ihrem Leben steht. So kann sich etwa Kai schwer vorstellen, dass man dort Spaß haben kann. Aber Schwester Judith stellt fest: „Ich bin glücklich hier und mag mein Leben so, wie es jetzt ist.“ Feste werden auch gefeiert. „Wir unterhalten uns dann, trinken auch mal ein Glas Wein“, erzählt die 32-Jährige. Mit „Party machen“ ließe sich das aber nicht vergleichen.
Aufstehen um fünf Uhr
Selina möchte wissen, ob die Ordensfrau schon als Schülerin ins Kloster wollte. Ein spontanes „Nee!“ rutscht der sofort heraus – obwohl sie in regelmäßigem Kontakt mit ihrer früheren Flötenlehrerin stand, die in Herstelle eingetreten war. „Ich habe später gerne als Gemeindereferentin gearbeitet, aber irgendwann habe ich mich gefragt, ob ich nicht noch etwas anderes vom Leben will.“ Im Kloster verbänden sich Arbeit, Freizeit, Gebet und Glaube zu einem großen Ganzen. „Doch die Umstellung war sehr groß, ich musste Auto und Wohnung aufgeben.“ Sich in dem Kloster mit damals 50 Frauen anzupassen, sei ihr nicht leicht gefallen. Von den vielen Regeln habe sie einige nicht verstanden, manche sogar blöd gefunden. Inzwischen genieße sie es aber, Leben und Glauben mit den Schwestern zu teilen. Der Tagesablauf unterscheide sich sehr von der Welt draußen: um fünf Uhr aufstehen, eine Messfeier, dann Gebetszeiten über den ganzen Tag verteilt, dazwischen Arbeiten, nach Mittag- und Abendessen kleine Freizeitinseln. Besuch darf sie nur im Gästehaus empfangen, im Kloster herrscht strenge Klausur. Wenn die junge Schwester dann doch einmal zum Einkaufen oder zum Arzt fährt, merkt sie: „Ich bin es nicht mehr gewohnt, viele Menschen um mich zu haben, die viel und laut sprechen, und ich bekomme nicht mehr alle Entwicklungen mit.“ Wie ein iPod funktoniert, weiß sie nicht, aber Weltflucht ist das für sie nicht „Die Welt macht auch vor den Klostermauern nicht halt!“ Am 29. Juli legt sie drei Gelübde ab: Gehorsam, Beständigkeit und klösterlichen Lebenswandel. Dann tauscht sie den weißen Schleier der Novizin gegen den schwarzen der Benediktinerin, der zeigt: Jetzt gehöre ich ganz dazu.