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    Gottesdienste in der Kiliani-Wallfahrtswoche

    Holzherzen für Ehejubilare kommen aus einer Werkstatt in Bethlehem

    Rund um die Kiliani-Wallfahrtswoche gibt es mehrere Gottesdienste für Silber-, Gold- und Diamant-Ehejubilare. Jedes Paar erhält zu Beginn ein Herz aus Olivenholz. Gefertigt werden sie in einer kleinen Werkstatt in Bethlehem.

    Jedes Herz ist anders: Die Maserung reicht von hellgelb über braun bis schwarz, durch die Bearbeitung per Hand variieren die Formen. Wenn zu Kiliani die Ehejubilare den Dom betreten, erhält jedes Paar ein Herz aus Olivenholz aus Bethlehem als Geschenk. „Die Menschen fangen sofort an, die Herzen zu streicheln“, berichtet Matthias Reichert, Verwaltungsleiter der Hauptabteilung Seelsorge. Jedes Paar bekomme nur ein Herz in die Hände, weil es ein Symbol der gemeinsamen Liebe werden soll. „Wenn das Streicheln von den Herzen auf die Hände übergeht, haben wir nichts dagegen“, sagt Reichert schmunzelnd.

    Die Herzen werden seit 2022 verteilt. Früher erhielt jeder Besucher ein Lebkuchenherz, berichtet Pastoralreferentin Lucia Lang-Rachor, die die Abteilung Erwachsenenpastoral leitet. Nach der Pandemie waren zwar wieder Gottesdienste zugelassen, Lebensmittel sollten aber keine verteilt werden. Zudem sei es an der Zeit gewesen, sich etwas Neues zu überlegen, damit Paare, die zu einem zweiten Jubiläum wiederkommen, ein neues Symbol der Liebe erhalten.

    Kontakt über Johannes Zang

    Im ersten Jahr nach der Pandemie seien zunächst Karten gedruckt worden. Dann schlug Burkhard Fecher, mittlerweile pensionierter Ehe- und Familienseelsorger im Dekanat Karlstadt, die Herzen aus Olivenholz vor. Den Kontakt nach Bethlehem vermittelte Johannes Zang aus Goldbach, der neun Jahre zwischen Mittelmeer und Jordanfluss lebte, davon knapp zwei auf israelischer und sieben Jahre auf palästinensischer Seite. Bei seinem Aufenthalt von 1999 bis 2003 in Bethlehem lernte er Jack Giacaman kennen. „Er ist Palästinenser, katholischer Christ und führt einen kleinen Familienbetrieb in fünfter Generation“, erzählt Zang. Die Geschichte der Familie Giacaman reiche bis in die Zeit der Kreuzfahrer zurück, trotzdem überlege Jack Giacaman aktuell, ob er auswandern sollte: „Durch die Grenzanlagen hat er fast sein vollständiges Land verloren, durch den Krieg kommen keine Touristen mehr“, fasst Zang die Lage in Bethlehem zusammen.

    Keine Touristen im Land

    Johannes Zang war an Ostern 2025 zuletzt in Palästina. Alleine. An Pilgerreisen sei aktuell nicht zu denken. Eine für den Herbst geplante Solidaritätsreise wurde angesichts der Eskalation in Nahost abgesagt. Er habe auch Jack Giacaman getroffen, der zwei Läden in Bethlehem betreibt, einen davon direkt am zentral gelegenen Krippenplatz. Die Lage sei dramatisch, auch für die Christen im Westjordanland: „Wenn es nicht in absehbarer Zeit eine Perspektive auf Frieden gibt, wird es im Heiligen Land bald keine Christen mehr geben.“

    Die militanten Siedler im Westjordanland machten keinen Unterschied zwischen Muslimen und Christen. Die Arbeitslosigkeit in Bethlehem betrage mehr als 70 Prozent. Bei seinem Aufenthalt seien ihm nur ganz wenige Pilger begegnet: „Hauptsächlich aus dem globalen Süden“, sagt Zang und meint Gruppen von den Philippinen, aus Indonesien, Brasilien oder Burkina Faso. Aus Serbien und Georgien habe er noch Gruppen angetroffen, aus Deutschland, Österreich oder Frankreich ausschließlich Individualtouristen. „Das trifft Bethlehem hart“, sagt Zang, er selbst habe die Stadt aber als „absolut sicher und ungefährlich erlebt“.

    Gerade deshalb sind für Zang die Olivenherzen zu Kiliani ein Zeichen der Hoffnung. Er unterstützte das Projekt auch persönlich: Weil ein Teil der jüngsten Lieferung nach Würzburg verschollen war, packte Zang für seine Rückreise spontan 21 Kilogramm Herzen in seinen Koffer. Um Platz für die rund 600 Herzen zu haben, habe er den größten Teil seiner Kleider verschenkt.

    Zwischen 1600 und 2000 Paare erwartet die Ehe- und Familienseelsorge des Bistums, die für die inhaltliche Gestaltung der Ehejubilarsgottesdienste verantwortlich ist. Federführend ist dabei Yvonne Faatz, diözesane Ehe- und Familienseelsorgerin und pastorale Leitung des Referats Partnerschaft-Familie. Unterstützt wird sie bei den Vorbereitungen von den Ehe- und Familienseelsorgern auf Dekanatsebene.

    Im Liedheft erhalten die Ehejubilare weitere Informationen zu den Olivenholz-Herzen. Johannes Zang berichtet, dass für die Herzen keine Olivenbäume gefällt werden. Das Holz stamme aus der Pflege alter Bäume, bei der einzelne Äste abgesägt werden. Weil Giacaman der Weg auf die eigenen Felder verwehrt sei, müsse er das Holz einkaufen. Auch das sei allerdings wegen der Reise-Beschränkungen in Palästina extrem schwierig. Jack Giacaman versuche, trotz geringer Einnahmen einen Teil seiner Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. 

    Rund um Bethlehem gibt es eine jahrhundertealte Schnitz-Tradition: Krippen und Kreuze werden vor allem für Touristen und den Export gefertigt. Die Herzen seien eine relativ junge Idee, Jack Giacaman habe sie erst seit wenigen Jahren im Sortiment. Mit der Hand, mit Messern oder alten Zahnarztbohrern entstehe jedes Herz individuell. Am Ende werden sie geschliffen, poliert und geölt, damit sie gut in der Hand liegen. Johannes Zang hofft, dass die Herzen zu Kiliani dazu beitragen, dass sich die christliche Schnitz-Tradition im Heiligen Land noch lange halten kann. Trotzdem stimme ihn seine jüngste Reise nachdenklich: „Beim Abschied habe ich Menschen zurückgelassen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie jemals wiedersehe.“

    Von Ralf Ruppert