Legenden ranken sich um die Entstehung der abseits großer Straßen gelegenen Kirche. So heißt es, dass an dieser Stelle einst eine mächtige Linde stand, unter deren Blätterdach sich die Einwohner zu gemeinsamen Andachten versammelten. Eines Tages hörten die Andächtigen aus der Linde einen himmlischen Gesang. Als sich dieses Wunder wiederholte, forschte man nach und entdeckte in dem Baum ein Muttergottesbild. Diese wundersame Begebenheit veranlasste die Einwohner zum Bau einer Kirche, in der das Gnadenbild verehrt wurde. Eine andere Quelle berichtet, dass im 17. Jahrhundert die Schweden das Bild des Öfteren in die im unteren Dorf befindliche Weet geworfen hätten, es aber stets am andern Morgen an seinen alten Platz in die Kirche zurückgekehrt sei.
Schriftlich erstmals erwähnt wird der Vorgängerbau der heutigen Kirche im Jahr 1459, während die Kirche in ihrer heutigen neuromanischen Gestalt aus dem Jahr 1823 stammt. Zunächst firmierte das Gotteshaus unter der Bezeichnung „Beata Maria Virgo“ (Selige Jungfrau Maria): Dies beruht wohl auf der zunehmenden Wallfahrtsbewegung im 15. Jahrhundert, als die Menschen das Bedürfnis nach einem Zufluchtsort in ihrer Nähe hatten. Wann die Umbenennung in „Maria vom Sieg“ erfolgte, ist unklar.
Geht der Kirchenname auf den Sieg bei Lepanto zurück?
Die kämpferisch anmutende Bezeichnung geht vermutlich auf die Geschehnisse im Jahre 1571 zurück, als die spanisch-venezianisch-päpstliche Flotte in der Schlacht von Lepanto gegen die türkischen Eroberer gesiegt hat; diesen Sieg führte man auf den Beistand der Gottesmutter zurück, was wiederum zu einem starken Aufschwung der Marienverehrung geführt hat. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts sollen Wallfahrten nach Greßhausen gezogen sein, die dann aber wieder einschliefen. Die erste schriftliche Erwähnung der Greßhäuser Wallfahrt stammt aus einer Urkunde vom 18. Mai 1593, als es um die Wiederaufnahme der Wallfahrt geht. Im Zentrum stand dabei seit jeher das Gnadenbild – eine Muttergottes mit Kind aus den Jahren 1500 bis 1510 aus der Riemenschneiderschule, die vermutlich im Zuge der Kirchenrenovierung im Jahr 1908 nachträglich bemalt wurde.
Höhepunkt ist die jährliche Sternwallfahrt
Nach vielerlei Auf und Ab kam die Wallfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich fast zum Erliegen. „Zu einem erneuten Aufschwung kam es erst in den letzten 30 Jahren“, erzählt Pfarrer Rainer Kunkel, der gemeinsam mit zwei Pastoralreferenten für die Pfarreiengemeinschaft Theres und damit auch für Greßhausen zuständig ist. Fünf bis acht Pilgergruppen zählt die Gemeinde jährlich; und doch hat „Maria vom Sieg“ gerade für die umliegenden Dörfer eine wichtige Bedeutung: Neben dem Mittwoch der Bittwoche ist „Mariä Himmelfahrt“, im Volksmund „Wirzweih“ genannt, das zentrale Hauptfest in Greßhausen. Auch „Mariä Sieben Schmerzen“ wird unter den Marienfesten groß gefeiert – angeblich, weil die Greßhäuser Bauern im 18. Jahrhundert von einer Viehseuche verschont blieben. Ein echter Höhepunkt ist jedoch die alljährliche Sternwallfahrt der Pfarreiengemeinschaft Theres nach Greßhausen im Juni. „Dann merkt man, dass der Wallfahrtsort für die Menschen hier ein Fixpunkt der Seelsorge und des Gebetes ist“, schwärmt Pfarrer Kunkel. So bringe die Wallfahrt nicht nur viele Menschen in Bewegung, sondern lasse auch „die Dörfer ein Stück näher zusammenrücken“.
Den für moderne Ohren beinahe militärischen Weihenamen interpretiert Kunkel als „Sieg über das Böse und die Gewalt-, Hass- und Neidinstinkte im Menschen“: „Maria animiert den Menschen dazu, das Böse zu besiegen“, meint er. In den lesenswerten „Gedanken zur Betrachtung des Gnadenbildes“ im Kirchenführer betonen die Seelsorger von Theres zudem, dass der Mensch die Liebe Gottes nicht erzwingen, sondern nur staunend annehmen könne. So werde der Ausspruch „Alles ist Gnade!“ zu einem „Ursatz christlichen Glaubens und christlicher Existenz“, der zuerst in Maria verwirklicht worden sei. Auch heute noch dürfe der Mensch trotz eigener Unzulänglichkeiten stets die Gewissheit haben, dass Gott ihn liebt, so dass wir „mit Maria singen können: Großes hat an uns getan der Allmächtige!“
Tipps und Fakten
Öffnungszeiten: Die Kirche ist verschlossen. Der Kirchenschlüssel ist bei Familie Sahlender (Kirchplatz 1, Telefon 09727/ 1238) erhältlich.
Gottesdienste: Sonntags Gottesdienst zu unterschiedlichen Zeiten (im Pfarrbüro nachfragen); alle 14 Tage jeweils donnerstags Gottesdienst um 18.45 Uhr.
Besondere Angebote: Maiandachten an den Freitagen im Mai um 18.30 Uhr; Rosenkranzandachten an den Freitagen im Oktober um 18.30 Uhr. An den Marienfesten Gottesdienste zu unterschiedlichen Zeiten (im Pfarrbüro nachfragen). Am 2. oder 3. Sonntag im Juni Sternwallfahrt der Pfarreiengemeinschaft Theres.
Kontakt: Pfarramt Theres, Bundesstraße 17, 97531 Theres. Telefon 09521/8249, Fax 09521/ 950211.