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    Hölle, Friede und Christentum

    „Seitdem in den westlichen Gesellschaften Gewalt geächtet wird, ist auch bei vielen Theologen das Höllenfeuer erloschen.“
    Wer in alten Sonntagsblatt-Aus­gaben blättert, stößt auf manches Fundstück. Zum Beispiel auf die Erzählung „Die Höllenpein“, ver­öffentlicht im August 1986. Eine christliche Geschichte aus Italien, verfasst im 14. Jahrhundert. Darin kehrt ein Verstorbener aus dem Jenseits zurück.   Der Verblichene zeigt einem Mann, den er zu Lebzeiten geschätzt hat, die Leiden, denen er nun im Totenreich wegen seiner Eitelkeit und sexuellen Lust ausgesetzt ist. Das Ergebnis: Den noch lebenden Menschen überkommt eine Blitz­bekehrung und er lebt fortan als Mönch.    Das soll ihn vor demselben Schicksal bewahren.   Ältere Leser dürften sich an diese Form der „Seelsorge“ noch erinnern. Höllenvorstellungen waren bis weit ins 20. Jahrhundert verbreitet und wirksam. Sie förderten religiösen Ernst sowie psychische Störungen.   Aus heutiger Sicht fällt an der Erzählung „Die Höllenpein“ auf: Der Verstorbene hat ein böses Ende gefunden, weil es ihm an Demut und Keuschheit fehlte. Wie er dagegen zu Lebzeiten mit seinen Mitmenschen umgegangen ist, fällt nicht ins Gewicht.   Hat er einmal einem Weinenden die Schulter geklopft oder einem Bettler eine Münze gegönnt? Die Erzählung verrät darüber nichts. Sie interessiert sich nicht dafür.   „Seitdem in den westlichen Gesellschaften Gewalt geächtet wird, ist auch bei vielen Theologen das Höllenfeuer erloschen.“ Diese These vertrat 2017 der Religionssoziologe Michael Ebertz in der „Herder-Korrespondenz“. Die schlüssige Idee dahinter: Der Höllenglaube in Westeuropa ist weitgehend erkaltet – und zwar in der langen Friedensperiode nach 1945.   Und anders, als es manche Christen darstellen, sind seither nicht nur Werte verfallen. Vielmehr wird häusliche, institutionelle und staatliche Gewalt heute oft viel sensibler beurteilt und gewissenhafter geächtet als jemals zuvor.   Ein Fazit für unsere Zeit? Schau nicht so viel auf das verhüllte Jenseits. Schau lieber, welche Höllenpein im Diesseits du anderen ersparen kannst. ULRICH BAUSEWEIN