SCHWEINFURT. „In einer Gesellschaft, in der Zeit rar ist und wirkliche Begegnungen eher selten stattfinden, empfinden die Menschen unser Angebot als wohltuend“, sagt Robert Bundschuh. Bundschuh ist hauptamtlicher Leiter der kirchlichen Seelsorgestelle in der City der Industriestadt. Im GesprächsLaden können die Passanten im wörtlichen Sinn im Vorübergehen Kontakt mit einem der haupt- oder ehrenamtlichen Mitarbeiter aufnehmen.
Zwölf Frauen und Männer unterstützen Robert Bundschuh ehrenamtlich. Sie sind mit ganz unterschiedlichen Fragen konfrontiert. Manch einer will hier nur Informationen erhalten über Termine oder kirchliche Institutionen. Andere wollen dagegen ihrem Ärger Luft machen und nutzen die Gelegenheit, ihren Frust über Entscheidungen und Einstellungen der Kirche loszuwerden.
Vertraulich, unbürokratisch
Fast zwei Dritteln der Besucher geht es jedoch um ernsthafte Probleme. Sie befinden sich in einer akuten persönlichen Not- und Krisensituation und suchen Rat und Hilfe. Im GesprächsLaden bekommen sie endlich die Chance, ihre Lasten abzuladen. Sie können unter vier Augen mit den Mitarbeitern sprechen – anonym, vertraulich, vorurteilsfrei und unbürokratisch – ohne lange auf einen Termin zu warten und natürlich kostenlos. „Das ist ja gerade das Zeichen einer Offenen Tür“, betont Bundschuh.
Die Themen umfassen das ganze Spektrum menschlichen Lebens. Mal geht es um Spannungen in einer Partnerschaft, dann wieder fragt sich eine Besucherin, ob sie wirklich in eine entfernte Stadt ziehen soll, wo sie niemand kennt, nur weil es dort einen Arbeitsplatz für sie gäbe. Viele bewegen noch schwerere Probleme: Sie sind mit einer todbringenden ärztlichen Diagnose konfrontiert oder werden mit der Trauer über einen über alles geliebten Menschen nicht alleine fertig. Auch ernsthafte psychische Erkrankungen treten manchmal klar zu Tage.
Kompetente Erste Hilfe
Die Mitarbeiter leisten sofort kompetent Erste Hilfe, doch in besonders schweren Fällen müssen sie auch an andere Seelsorgestellen, Psychologen oder Psychiater verweisen, um den Pfad verantwortungsbewusster Beratung nicht zu verlassen. Vielen Ratsuchenden hilft aber bereits, dass ihnen überhaupt jemand zuhört, ohne alles besser zu wissen oder ihnen eine bestimmte Handlungsweise aufzuzwingen. Beim Erzählen erkennen sie oft selbst den richtigen Weg. „Das Reden hat mir gut getan“ – diesen Satz hören die Helfer im GesprächsLaden oft, und ebenso: „Es ist gut, dass es Sie gibt!“
Es ist gut, dass es Sie gibt
Zehn Jahre arbeitet die Einrichtung nun in Schweinfurt. Als Dank für die geleistete Arbeit fand denn auch im Mai ein offizieller Festakt im Dekanatszentrum statt. Und das Jubiläum warf seine Schatten voraus. Schon in den Monaten davor gab es besondere Veranstaltungen wie etwa ein Gospelkonzert, einen Märchenabend oder eine Lesung mit Mundartgedichten. Neben den Vier-Augen-Gesprächen sind die City-Seelsorger auch in anderen Bereichen aktiv: Regelmäßig finden die „LadenGespräche“ in Form von Gruppengesprächen statt. Vierteljährliche Bilderausstellungen unter dem Motto „Brücken schlagen“ dienen dazu, in Kontakt zu kommen. Zweimal im Jahr beginnen neue Trauergruppen in Zusammenarbeit mit der ökumenischen Initiative „Ja zur Trauer – Ja zum Leben“. Und selbst im Internet gibt es Beratungssequenzen. Bundesweit arbeiten aktuell zwölf vergleichbare Seelsorgeeinrichtungen. In Würzburg gehört der GesprächsLaden neben der Augustinerkirche dazu. Die neuen Mitarbeiter werden beständig in „helfender Gesprächsführung“ ausgebildet. Dazu finden regelmäßige Team- und Supervisionstreffen statt. Denn, wenn die Ehrenamtlichen und ihr Chef schon helfen können, dann wollen sie auch richtig und kompetent helfen.
Gesprächs-Laden Schweinfurt zwischen Rossmarkt und Zeughaus. Manggasse 22, 97421 Schweinfurt, Telefon 0 97 21/20 79 55, Internet: „www.gespraechsladen-schweinfurt. de“, E-Mail: „info@gespraechsladen-schweinfurt.de“. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch von 10 bis 14 Uhr und Donnerstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung.