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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Hier kocht der Pfarrer persönlich

    HAMMELBURG. Jeden Morgen verweilt Pfarrer Michael Sell auf dem Weg von seiner Wohnung ins Pfarrbüro kurz auf der Treppe. Er lässt seinen Blick durch das Fenster hinaus schweifen und freut sich an der Baustelle, die sich vor ihm auftut. Herausgerissene Pflastersteine, Berge von Ziegelsteinen, ein riesiger Kran und etliche Betonmischer sind verlässliche Zeichen, dass es vorangeht mit dem Neubau des Pfarrzent­rums, dessen Grundstock das denkmalgeschützte Hammelburger Gefängnis ist.
    Die trutzigen Mauern wurden in weiten Teilen erhalten und mit zeitge­nössischer Architektur ergänzt. Der Rohbau steht, jetzt geht es an den Innenausbau. Die Einweihungsfeier soll am 20. September 2009 sein. Mit viel Kreativität und Eigeninitiative schultert die Pfarrgemeinde St. Johannes die große Bauaufgabe. Zu dem 1,9 Million-Euro-Projekt muss die Pfarrgemeinde 300000 Euro beisteuern. Eine große Herausforderung für die Pfarrei. Doch Pfarrer Michael Sell zieht mit seinen Pfarrgemeindemitgliedern an einem Strang. „Die Aufgabe hat unsere Pfarrgemeinde noch enger zusammengeschweißt“, beobachtet er und ist begeistert, wie jeder sein Scherflein zum Neubau beiträgt. Statt einfach um Spenden zu betteln, hat der Marketingausschuss vom Pfarrgemeinderat die Aktion: „Gönn’ dir was!“ ins Leben gerufen. Die Spender sollen Freude am Geben haben und eine Gegenleistung erhalten. Deshalb wurden prominente und mit besonderen Talenten gesegnete Hammelburger gebeten, bei der Aktion mitzumachen.Erstaunt waren Pfarrer Sell und die Gemeinde über die Resonanz: Mehr als 30 Hammelburger stellten und stellen sich immer noch in den Dienst der guten Sachen und bieten vielfältige Unterhaltungen oder Hilfestellungen an. Wer die italienische Kü­che schätzt, der bucht den Pfarrer persönlich. Wer es lieber asiatisch mag, weicht auf den Diakon aus. Buchen kann man den Fenster putzenden Pastoralreferenten, einen Spaziergang mit dem Wein und Kultur liebenden Professor oder eine meditative Stunde bei der First Lady von Hammelburg. Auch der Bürgermeister, der Kirchenpfleger, Pfarrgemeinderäte, Stadträte und sogar ein General bieten ihre Dienste an. Gegen eine Spende kann man seine Gesundheit unter ärztlicher Aufsicht bei einem Nordic-Walking-Kurs stäh­len, dem Kinderhort die Grabpflege während des Urlaubs übertragen oder von Musikern seine private Feier umrahmen lassen. Wer einen Reim für ein Geburtstagsgedicht braucht, wird ebenso bedient, wie jener, der sein Büro wieder einmal auf Vordermann bringen will. Woche für Woche sorgt die Aktion „Gönn’ dir was“ für ein stetiges Ansteigen der Spendensäule, die beim Taufbecken vor dem Seitenaltar in der Pfarrkirche steht.  

    „Talentkugel“ war ein Erfolg

    Erfolgreich war auch die beim Spatenstich im April 2008 ins Leben gerufene Aktion „Talentkugel“. 23 Grup­­pen und Vereine, die der Kirche nahestehen, bekamen eine Kugel mit 50 Euro ausgehändigt. Dieser Betrag sollte zugunsten des Pfarrzentrums vermehrt werden, je nach Fähigkeiten und Talenten der einzelnen Gruppen. So kam es, dass zahlreiche Konzerte stattfanden, Plätzchen gebacken und verkauft wurden, Lesungen gehalten und kunstfertige Gegenstände gestaltet und veräußert wurden. Der Aktion schlossen sich viele  Geschäftsleute und Vereine freiwillig an. Insgesamt kamen bei der Aktion Talentkugel rund 21000 Euro zusammen. Die Spendensäule steht nun bei der Marke von etwas über 130000 Euro. Doch die kreative Pfarrgemeinde hat noch mehrere Trümpfe im Ärmel, um die fehlenden zwei Drittel bis zu den 300000 Euro zu erreichen. Ein „Klinken-Putzen“, das heißt eine Straßensammlung der Pfarreiprominenz, ist ebenso geplant wie ein großes Familien-Sommerfest am19. Mai auf Schloss Saaleck, erläutert Kirchenpfleger Jürgen Wagen­pfahl. Außerdem soll die verwertbare Inneneinrichtung des bisherigen Pfarrzentrums verkauft werden, denn das Kolpingheim wird demnächst abgerissen.  

    Kolping-Rentner recht aktiv

    Eingerechnet in die Eigenbeteiligung wird zum Schluss auch die Eigenleis­tung am Bau, listet Kirchenpfleger Wagenpfahl auf. Und da kann man nur sagen: Willst du fleißige Pfarrmitglieder sehen, musst du nur nach Hammelburg gehen. Die Minis­tranten halfen bei den Abbrucharbeiten und die Kolping-Rentner klopften an Samstagen den alten Putz vom Gefängnis ab. Egal ob durch tatkräftig Unterstützung oder kreative Diens­te, die Pfarrgemeinde bringt sich mit all ihren Talenten ein. „Letztendlich ist der Bau des Pfarrzentrum eine Bereicherung für unsere Pfarrgemeinde“, resümiert Pfarrer Michael Sell, der tagtäglich das neue Pfarrzentrum wachsen sieht, wenn er einen Blick aus dem Treppenhausfenster wirft.