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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    „Hier ist die Weltkirche versammelt!“

    Habemus Papam Josephum Kardinal Ratzinger“ Diesen bewegenden, historischen Ruf des Kardinalsdiakons Jorge Arturo Medina Estevez erlebten 50 Romreisenden am 19. April 2005 live auf dem Petersplatz in Rom mit. Ein Reisebericht des Wallfahrervereins Würzburg-Heidingsfeld.
    Habemus Papam Josephum Kardinal Ratzinger“ Diesen bewegenden, historischen Ruf des Kardinalsdiakons Jorge Arturo Medina Estevez erlebten wir, die 50 Romreisenden des Wallfahrervereins Würzburg-Heidingsfeld am 19. April 2005 live auf dem Petersplatz in Rom mit.

    Als vor einem Jahr das Vorbereitungsteam um Pilgerführer Peter Neubert und Vorsitzenden Günter Urlaub mit Planung und Organisation dieser Pilger- und Studienreise begann, konnte niemand ahnen, welche zeitgeschichtliche Bedeutung diese Tage bekommen würden. Auf Einladung des früheren Heidingsfelder Kaplans, Domvikar
    Dr. Matthias Türk, der jetzt in Rom beim „Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen“ tätig ist, machten wir uns auf den Weg in die Ewige Stadt. Christian Müssig, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Laurentius und Zur Heiligen Familie in Heidingsfeld, verabschiedete uns mit dem Reisesegen und gab dem Vorsitzenden zwei verschiedene Zigarren mit, damit je nach Stand der Dinge schwarzer oder weißer Rauch „aufsteigen“ könne.

    Matthias Türk hatte ein umfangreiches Programm für uns zusammengestellt, das uns ins antike, christliche und barocke Rom führte. Soweit es sein Terminkalender zuließ, begleitete er uns selbst, feierte mit uns Gottesdienste unter anderem in der Katakombe San Priscilla und im Campo Santo (deutsches Kolleg am Vatikan), zeigte uns die Schönheiten Roms und war kompetenter Reiseleiter. Vorgesehen war auch ein Gespräch in seiner Dienststelle in der Via di Conciliazione. Die Pilgergruppe hatte sich gegen 18 Uhr in den Amtsräumen mit einem Fernsehteam des Bayerischen Fernsehens, das uns die vorausgegangenen Tage schon begleitete, eingefunden. Da begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. – Plötzlich ständig wechselnde Meldungen: schwarzer Rauch, undefinierbarer Rauch, weißer Rauch, 18 Uhr-Läuten, Glockenläuten wegen des neuen Papstes ... Alle redeten durcheinander, zweifelnde Gesichter, hektisches Telefonieren. Das Fernsehteam bestätigte die Meldung: weißer Rauch. Die Reportage wurde abgebrochen. Nun gab es kein Halten mehr. Alle rannten zum nahen Petersplatz. Tatsächlich: Aus dem Blechkamin auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle stieg weißer Rauch in den bedeckten, abendlichen Himmel von Rom. Ganz deutlich war der weiße Rauch auch auf den vier großen Videowänden zu sehen, die auf dem Petersplatz verteilt standen. Als die Glocken von St. Peter zu läuten begannen, stand fest: Es gibt einen neuen Papst. Auf dem Petersplatz herrscht eine einzigartige Atmosphäre, der sich niemand entziehen konnte. Inmitten von 100000 Menschen spürten wir, dass hier ist die Weltkirche versammelt. Friedlich, doch voller Anspannung fieberten auch wir der Botschaft „Habemus Papam“ entgegen. Wann endlich öffnet sich der Purpurvorhang? Wer tritt als 265. Oberhirte der Katholischen Kirche auf die Loggia der Peterskirche?

    Endlich: 18.47 Uhr: „Habemus Papam“. Papst Benedikt XVI. zeigte sich auf dem Balkon. Ohrenbetäubender Jubel und Sprechchöre „Be-ne-det-to“ empfingen ihn. Wir standen mittendrin. Während wir Deutschen diese Nachricht zunächst kaum fassen konnten, beglückwünschten uns Menschen aus aller Welt, umarmten uns und freuten sich. Zwischenzeitlich hatten auch wir realisiert, was da eben geschehen war. Ein Deutscher wird von den Kardinälen aus der ganzen Welt zum Papst gewählt – und das 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, aus dem Land von dem die Spaltung der Kirche ausging. Ist das wohl ein gutes Zeichen? Wir wollen es hoffen! Mit den Franzosen, Engländern, Schweizer, Österreichern, Tschechen, Indern, Japanern, Amerikanern und Italienern, die unmittelbar um uns herum standen, freuten auch wir uns und stimmten in die Sprechchöre mit ein. Die Italiener waren nicht enttäuscht, dass keiner der „Ihren“ Papst wurde. Fröhlich riefen sie uns zu: „Benedetto, tedesco!“
    Es herrschte überall in der Stadt Feststimmung. Am Petersplatz selbst feierten viele Tausende bis tief in die Nacht hinein mit Liedern und Gebeten. Viele Menschen standen aber auch nur da und schauten auf die angestrahlte Petersbasilika und genossen diesen Augenblick. Eine fröhliche und friedliche Stimmung!

    Die Journalisten stürzten sich auf Menschen, die deutsch sprechen und baten um Interviews. So ging es auch unserer Gruppe: Bayerisches Fernsehen, Sender aus Peru, New York, Österreich, Schweiz, ... Bereits zwei Stunden nach Bekanntgabe des neuen Papstes war die Sonderausgabe des L’Osservatore Romano vergriffen. Wir hatten eine ergattert! – Und natürlich wurde jetzt die Zigarre mit weißem Rauch angezündet, die uns unser Heimatpfarrer Christian Müssig mitgegeben hatte.
    Einer von unseren Teilnehmern hatte wohl hellseherische Fähigkeiten. Bei einer Diskussion am Tage als das Konklave begann, wer wohl der neue Papst werden würde,, sagte er: „Wenn es Kardinal Ratzinger wird, nennt er sich Benedikt XVI.“ Wie recht er hatte! Walter Stegerwald hatte sich mit dem Papsttum und speziell mit der Biographie Ratzingers eingehend beschäftigt. Seine Begründung: Kardinal Ratzinger ist ein einfacher Mensch, demütig, bescheiden, lebt zurückgezogen, hat nicht nach Karriere gestrebt, ein tief gläubiger Mensch, ein Arbeiter Gottes. Für die Romreisenden
    des Wallfahrervereins
    Würzburg-Heidingsfeld
    Lisa und Otto Baumann