Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Heute Priester sein

    Regens Herbert Baumann nimmt die anstehende Priesterweihe zum Anlass, nach den Konsequenzen für die Priester in der heutigen Zeit zu fragen. Kurz gesagt geht es darum, dass die Priester einerseits die Gemeinden zusammenhalten und im Glauben stärken, andererseits aber auch die Saat des Evangeliums neu aussäen sollen.
    Die Kirche Europas steht vor gewaltigen Herausforderungen: Im ehemals christlich geprägten Abendland muss sie sich behaupten gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen, ja gegen einen neu sich formierenden Atheismus. Dazu kommt der dramatische Rückgang an geistlichen Berufen, der zur erheblichen Belastung für Priester und Gemeinden geworden ist. Papst Paul VI. und seine Nachfolger haben deshalb ebenso wie unsere Bischöfe zu einer Neuevangelisierung aufgerufen. Die anstehende Priesterweihe gibt Anlass, nach den Konsequenzen für die Priester zu fragen. Kurz gesagt geht es darum, dass die Priester einerseits die Gemeinden zusammenhalten und im Glauben stärken, andererseits aber auch die Saat des Evangeliums neu aussäen sollen. Dazu sind folgende Fähigkeiten und Eigenschaften erforderlich: Priester sollen Theologen sein, also Menschen, die von Gott sprechen.  – Das vermag nur, wer fasziniert ist von Gott. Seine Gegenwart im Alltag der Menschen, in den  Ereignissen der Zeit zu erspüren und aufzuzeigen, ist grundlegende Aufgabe des Priesters. Das wird nur gelingen, wenn er am Leben der Menschen teilnimmt und zugleich die persönliche Nähe zu Gott pflegt. Ein Priester braucht also die Gabe des Hörens auf Gott und Menschen.  – Wenn die Menschen den Priester als Beter erleben, wird er glaubwürdig in seiner Rede von Gott. An der Art und Weise, wie er die Gebete der heiligen Messe trotz der vorformulierten Worte spricht, merken sie, ob sein Sprechen von Gott bloße Rede über ihn ist oder ob es erwachsen ist aus seiner Gemeinschaft mit ihm.  – Das persönliche Glaubenszeugnis des Priesters ermutigt die ihm Anvertrauten, selbst die Gemeinschaft mit Gott zu suchen und zu pflegen. Seine innere Motivation soll es sein, Helfer der Freude an Gott und seinem Sohn zu sein (vergleiche 2 Korinther 1,14).  – Priester, die in der Lage sind, ihre persönlichen Glaubenserfahrungen in den Glauben der Weltkirche einzuordnen, lassen die ganze Fülle des Evangeliums in unserem Land spürbar werden. Angesichts des massiven Individualismus ist dies freilich eine gewaltige Aufgabe.  – Den Anfragen an den Glauben wird ein Priester nur standhalten können, der es gelernt hat, den Glauben der Kirche zu erklären. Unser Papst macht zu Recht darauf aufmerksam, dass Glaube nicht im Widerspruch zur Vernunft steht und nicht stehen darf. Theologische Fortbildung als wissenschaftliche und glaubensmäßige Vertiefung und ständige Erneuerung sind darum für einen Pries­ter unaufgebbar.  Einen zweiten Aspekt priesterlichen Selbstverständnisses könnte man so zusammenfassen: Der Priester soll Diakon sein. Diese Aussage meint: – Die erste Aufmerksamkeit des Priesters hat den Kleinen zu gelten. Das beinhaltet mehr als die organisierte Fürsorge. Es geht vor allem um den Kontakt mit den zu kurz Gekommenen und das Bemühen, sie zu verstehen und mit ihnen die Liebe zu Gott zu leben. Die Armen sollen die ersten Lehrmeister des Priesters sein. Angesichts der wachsenden Organisationsverantwortung der Pfarrer ist dies eine große Herausforderung. – Sich als Diakon begreifen, meint die Einstellung, die im Evangelium vom guten Hirten gesagt wird: Nicht von der Schar der Anvertrauten leben, sondern für sie alles geben, ohne die Furcht, sich selbst zu verlieren (vergleiche auch 1 Petrus 5, 2f). Dass dies nicht zur menschlichen Ausbeutung führen darf, ist eine große Verantwortung für Bischof, Pfarreien und jeden einzelnen Priester.  – Ohne die Feier der Eucharistie und der anderen Sakramente kann diese Einstellung nicht gelebt werden. Denn in ihnen nimmt Jesus Christus mit hinein in seine Hingabe an den Vater und an die Menschen. Dass bei der Feier der heiligen Messe der Priester in seiner Person Jesus Christus selbst vergegenwärtigt, ist ihm ständige Mahnung und Herausforderung. Priester unserer Tage benötigen die Fähigkeit zur Führung und Leitung.  – Nur das Handwerkszeug zeitgenössischer Organisation zu beherrschen, macht einen Menschen zum seelenlosen Manager. Darum genügt es für einen Pfarrer nicht, den Betrieb einer Pfarrei „am Laufen“ zu halten. Es gilt, das Pfarreileben so zu organisieren, dass die einzelnen Gläubigen ihre  Berufung entdecken und leben können, die Gott ihnen in Taufe und Firmung geschenkt hat. – Ein Priester, das ist nicht neu, will seine Gemeinde führen. In unseren Tagen gilt es besonders, die Chancen für das Wachsen des Glaubens zu entdecken und aufzugreifen. Deutlich wird dies am Beispiel der entstehenden Pfarreiengemeinschaften: Ein Priester mit Führungsqualitäten wird sich nicht damit zufrieden geben, die verschiedenen Ansichten und Interessen der Gemeinden und der einzelnen Gläubigen zu bündeln. Er wird seinen Mitarbeitern und seiner Gemeinde zeigen, wo und wie der Same des Evangeliums unter den geänderten Bedingungen ausgesät werden kann, vielleicht besser als bisher. Wer nach dem Priester unserer Tage fragt, darf der Frage nach dem Zölibat nicht ausweichen. Die Ehelosigkeit der katholischen Priester ist gewiss kein göttliches Gebot. Aber die zölibatäre Lebensweise ist auch keine Zuflucht für lebens­untaugliche Männer. Sie bleibt immer „eine Wunde“, die nur starke Persönlichkeiten tragen können. Aber aus dem Verzicht auf Ehe und Familie wächst Kraft, wenn er nicht bejammert wird. Dann befreit er zur radikalen Hingabe an Jesus Christus und an die Menschen. Priester heute sein – das verlangt mehr denn je Menschen, die in sich selbst ruhen und die ihre Kraft nicht aus einem Status schöpfen. Heute Priester zu sein, verlangt Männer, die mutig die Zukunft anpacken, die Gott durch die Kirche gestalten will. Heute Pries­ter sein – ist ein Leben als Abenteurer Gottes.