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    Heimliche Pfarrkirche mit langer Tradition

    Seit Jahrhunderten wird die der Muttergottes geweihte Kapelle vor den Toren Haßfurts einfach nur Ritterkapelle genannt und weckt so Assoziationen an die Blütezeit des Rittertums und der hohen Minne. Noch heute erinnert ein dreifach gereihter Wappenfries mit 248 Adels- und Ritterwappen am Choraußenbau an den beträchtlichen Einfluss des Adels auf Bauablauf und Ausstattung. Obwohl seit dem 18. Jahrhundert keine Wallfahrten mehr in die Ritterkapelle ziehen, ist diese als vertraute Anlaufstelle im Bewusstsein der Menschen verankert.
    Eine wahre Perle der Steinmetzkunst ist die Ritterkapelle in Haßfurt, die zu den bedeutendsten spätgotischen Baudenkmälern Unterfrankens zählt. Besonders von Osten her hinterlässt sie einen für die Haßfurter Altstadt bestimmenden, durch den Reichtum ihrer Ornamentik unvergleichlichen Eindruck.

    Seit Jahrhunderten wird die der Muttergottes geweihte Kapelle vor den Toren der Stadt einfach nur Ritterkapelle genannt und weckt so Assoziationen an die Blütezeit des Rittertums und der hohen Minne. Doch nicht nur schöne Damen von edlem Geschlecht verehrten Ritter und Minnesänger in ihrer Dichtkunst. „Der Inbegriff der reinen und höchsten Minne war Maria“, erzählt Herbert Leuner, ehemaliger Mesner der Ritterkapelle und kompetenter Haßfurt-Kenner. So war auch der fränkische Adel von einer starken Marienfrömmigkeit geprägt, was wiederum zu einem ungeheueren Aufschwung der Marienverehrung führte.

    Ursprünglich stand an der Stelle der heutigen Ritterkapelle eine spät-romanische Kirche, die zugleich die erste Pfarrkirche von Haßfurt war. Etwas östlich der heutigen Altstadt wuchs nämlich die erste Ansiedlung, bevor man im 11. Jahrhundert mit dem Bau einer auf dem Reißbrett entworfenen Stadt begann: Mit gitternetzartigem Straßensystem, einer breiten Hauptstraße zwischen Würzburger und Bamberger Tor und Wehranlagen, die von innen nicht sichtbar waren, so dass im Stadtkern ein heimeliges Stuben-Gefühl entstand. Zeitgleich mit der Grundsteinlegung für die Pfarrkirche St. Kilian am 15. Juli 1390 begann man auch mit dem Neubau der nun außerhalb der Stadtmauern gelegenen Marienkapelle. Im Jahr 1406 gründeten der Haßfurter Oberpfarrer Dr. Johannes Ambundi und der Ritter Dieter Fuchs von Wallberg eine Priesterbruderschaft, der zahlreiche Ritter und Adelige beitraten und die sich des Weiterbaus der Marienkapelle annahm.

    324 Adelswappen
    Noch heute erinnert ein dreifach gereihter Wappenfries mit 248 Adels- und Ritterwappen am Choraußenbau an den beträchtlichen Einfluss des Adels auf Bauablauf und Ausstattung. Nach der Weihe im Jahr 1465 kam es zu zahlreichen Veränderungen: So wurde unter Fürstbischof Julius Echter das Langhaus erhöht und im Stil der Echtergotik eingewölbt. In den Jahren 1856 bis 1865 folgte eine Restaurierung mit neugotischem Umbau unter der Leitung von Carl Alexander von Heideloff, der jedoch nur teilweise vollendet wurde. So zeigt sich der Bau bis heute zweigeteilt: An einen hohen, spätgotischen Chor schließt sich ein einschiffiges, nachgotisch gewölbtes Langhaus an. Auffällig ist auch der Gegensatz zwischen dem reich gegliederten, edlen Chorbau und dem schlichten Langhaus, das dem Volk vorbehalten war.
    „Bis heute ist die Ritterkapelle die heimliche Pfarrkirche von Haßfurt“, weiß Pater Reinhold Schmitt, der hier seit 1987 als Pfarrer tätig ist. „Von den Haßfurtern aufs Innigste geliebt“, besitzt sie jedoch auch eine lange Tradition als eine der ältesten Wallfahrtskirchen des Bistums. Davon erzählen neben den neu entdeckten Resten eines riesigen Christophorus-Freskos vor allem die beiden Gnadenbilder: Das ursprüngliche Gnadenbild, eine außergewöhnliche Sandstein-Pietà aus der Zeit zwischen 1390 und 1410, ist den meisten Besuchern wohlbekannt und stand während der Blütezeit der Wallfahrt im 16. Jahrhundert im Zentrum des Kirchenschiffs. „Das Besondere an unserer Pietà ist, dass Maria ihren Sohn nicht selbst hält, sondern einen Trostengel zur Seite hat, der den Leichnam stützt und gemeinsam mit ihr den Tod Christi beweint“, macht Pfarrer Schmitt aufmerksam: „Dieses Bildnis will uns sagen, dass wir auch in tiefster Not nicht alleine sind: Gott stellt uns immer wieder einen Trostengel zur Seite, der uns spürbare Hilfe in unserem Leid ist!“ Das zweite Haßfurter Gnadenbild, eine etwas jüngere, farbig gefasste Holz-Pietà aus der Zeit um 1606, stand früher am linken Seitenaltar und fristet nun ein Schattendasein in der Sakristei.

    Obwohl seit dem 18. Jahrhundert keine Wallfahrten mehr in die Ritterkapelle ziehen, ist diese als vertraute Anlaufstelle im Bewusstsein der Menschen verankert: „Den ganzen Tag über kommen Leute herein, um zu beten und eine Kerze anzuzünden“, berichtet Pfarrer Schmitt: „Und wer aus dem Umland in der Stadt zu tun hat, dessen Weg führt immer auch in die Ritterkapelle.“

    Liebe zur Gottesmutter Maria
    Ein wichtiger Festtag im Haßfurter Jahreslauf ist neben dem ersten Bitttag (Montag vor Christi Himmelfahrt), an dem sich alljährlich die sieben Pfarreien und Filialen der Pfarreiengemeinschaft in der Ritterkapelle zusammenfinden, der 8. September, Mariä Geburt und Patrozinium der Ritterkapelle. Obwohl mittlerweile ein Arbeitstag wie jeder andere, begehen die Haßfurter den Tag noch immer festlich mit zwei Gottesdiensten und einer Lichterprozession durch die Stadt.

    Doch nicht nur die Einheimischen, auch Pater Schmitt, Ordenspriester der Gemeinschaft der Oblaten des heiligen Franz von Sales, hegt eine „fast kindliche Liebe zu Maria“: „Die habe ich schon von der Mutter mitbekommen“, erzählt der aus Maidbronn stammende Seelsorger. Diese Liebe sei im Laufe der Jahre gewachsen, so dass er Maria heute als „Standbein und Halt“ bezeichnen kann: „Dies merke ich besonders, wenn ich ins Krankenhaus gerufen werde, um Sterbenden beizustehen.“ Zudem sieht Schmitt in Maria „den Menschen, der nicht aufgegeben hat und mit Christus bis unters Kreuz gegangen ist.“

    Aufleben der Wallfahrt

    Wichtige Impulse für ein Wiederaufleben der Wallfahrt erhofft sich Pfarrer Schmitt von der Neugestaltung des Altarraumes, die im Zuge der derzeit laufenden Renovierung durchgeführt wird. Hauptanliegen von Kunstreferent Dr. Jürgen Lenssen und Dr. Annette Faber vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist es, die beiden Gnadenbilder wieder neu zu betonen und in den Mittelpunkt zu rücken. So soll zwischen dem einschiffigen Langhaus und dem Chor eine Altarinsel mit einem Volksaltar entstehen, der beide Haßfurter Gnadenbilder birgt. Die über die Jahrzehnte etwas in Vergessenheit geratene Holzpietà wird ihren Platz mit Blick zu Volk und Langhaus erhalten, während die ältere Sandstein-Pietà auf der Rückseite des neuen Volksaltars stehen soll. In diesem Bereich – zwischen Altarinsel und neugotischem Hochaltar – soll dann ein meditativer Raum entstehen, in dem Pilger und Beter einkehren und innehalten können.

     

    Tipps und Fakten

    Geöffnet täglich von 9 bis 18 Uhr.
    Gottesdienste: Bis zum Abschluss der Renovierungsarbeiten Ende 2008 finden in der Ritterkapelle bis auf Weiteres keine Gottesdienste statt. Sehr zu empfehlen ist jedoch ein Besuch in der Stadtpfarrkirche, die unter anderem Riemenschneider-Figuren birgt. Gottesdienst sonntags um 10 Uhr.
    Stadtführungen bieten an: Stadt Haßfurt, (Telefon 0 95 21/68 80) oder Herbert Leuner (Pfarrbüro).
    Kontakt: Pfarrbüro Haßfurt, Pfarrgasse 8, 97437 Haßfurt, Telefon: 0 95 21/14 84, Fax: 09521/64811.
    E-Mail: „pfarrei.hassfurt@bistum-wuerzburg.de“ .