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    Heiliger Ort inmitten fränkischer Rebhänge

    Sechste Station es Fränkischen Marienweges: Bis weit in das Mittelalter reicht die Geschichte von „Maria im Weingarten“ zurück. Bereits im zehnten und elften Jahrhundert befand sich an der Stelle des heutigen Gotteshauses eine dem Apostel Bartholomäus geweihte Kirche, die Urpfarrkirche für die Siedlungen an der Mainschleife war.
    Es gibt heilige Orte“, ist der Volkacher Pfarrer Johannes Hofmann fest überzeugt. Auch die Wallfahrtskirche „Maria im Weingarten“ auf dem Volkacher Kirchberg ist seiner Ansicht nach ein solcher Ort, „der eine tiefe Spiritualität in sich ausstrahlt und die Menschen seit Jahrhunderten anzieht“. Für den Kenner und Liebhaber der Mainschleife Domkapitular
    Dr. Jürgen Lenssen liegt der besondere Reiz der beliebten Wallfahrtskirche zudem in der „exponierten Lage über dem Main, mitten in den Weinbergen“.

    Bis weit in das Mittelalter reicht die Geschichte von „Maria im Weingarten“ zurück. Bereits im zehnten und elften Jahrhundert befand sich an der Stelle des heutigen Gotteshauses eine dem Apostel Bartholomäus geweihte Kirche, die Urpfarrkirche für die Siedlungen an der Mainschleife war. Als sich Volkach im 13. Jahrhundert zur Stadt entwickelte, verlegte man die Gottesdienste in die Tochterkirche im Tal, die bald auch das Bartholomäus-Patrozinium übernahm. Ein letzter Rest der abgetragenen Vorgängerkirche befindet sich im nicht ausgebauten Turm zwischen Chor und Langhaus: Der heute als Sakristei genutzte Raum bildete den Altarraum der frühen Chorturmkirche.

    1332 kamen die Beginen

    1332 siedelten sich Beginen auf dem Kirchberg an, und während dieser Zeit entstand auch das beindruckende Volkacher Gnadenbild. Nach Aufhebung der Beginenklause im Jahre 1422 übernahm eine Marienbruderschaft die Pflege der Wallfahrt. Die große Opferbereitschaft unter Adligen und Bürgern ermöglichte bald einen Kirchenneubau. Zunächst entstand der Chor (1451 geweiht), 1457 folgte das Langhaus, das reichhaltig mit Kunstwerken ausgestattet wurde. Dazu gehören unter anderem ein Wandfresko des heiligen Christopherus, farbenprächtige Chorfenster, ein spätgotisches Kruzifix und eine Holzplastik der Anna Selbdritt aus der Riemenschneider-Schule. Kurz vor Vollendung der Kirche gab man 1521 bei Tilman Riemenschneider die „Madonna im Rosenkranz“ in Auftrag. 1524 fertiggestellt, bildet sie die letzte Marienarbeit des Künstlers vor seiner tragischen Verstrickung in den Bauernkrieg.

    Immer wieder umgestaltet
    Die ursprünglich gotische Einrichtung musste ab 1664 einer barocken Ausstattung weichen, 1750 wurde der barocke Dachreiter über dem Chor errichtet. Ab 1880 wurden die barocken Elemente durch eine neugotische Ausstattung ersetzt, die wiederum 1955 völlig entfernt wurde. Nach umfassender Außenrestaurierung in den Jahren 1976/77 folgte schließlich 2002 eine Neugestaltung des Innenraumes unter Federführung von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, die den Raum wieder als Ort der Stille und Andacht erleben lassen will.
    Seit Jahrhunderten sind vor allem zwei Bildwerke das erklärte Ziel von Wallfahrern, Betern und Kunstfreunden: Dies ist zunächst die spätgotische Pietà aus der Zeit um 1370 als Ursprung der Volkacher Wallfahrt. Die ergreifend und zugleich zwiespältig wirkende Holzplastik gilt als frühes Beispiel der „Schönen Vesperbilder“, die „den Ausdruck des Schmerzes in stilles Leid wandeln“. Sie zeigt eine jugendliche Maria, die anmutig die Hände ringt, während Christus todesstarr auf ihrem Schoß liegt.
    Lange in den Schatten gedrängt wurde dieses ursprüngliche Wallfahrtsbild von Tilman Riemenschneiders Rosenkranz-Madonna: Die lebensgroße Figur, die auf Wolkensockel und Mondsichel steht und vom Strahlenkranz der Sonne umgeben ist, wird von 50 stilisierten Rosen umschlossen. 1642 wurde das Rosenkranzbild zum Auslöser für die Gründung einer Rosenkranzbruderschaft. Im Barock farbig gefasst, wurde es 1955 von seinen Übermalungen befreit und über dem rechten Seitenaltar aufgehängt, bis ihr dreister Raub im Jahr 1962 Schlagzeilen auf der ganzen Welt machte. Verlockt durch ein Lösegeld, das Stern-Chefredakteur Henri Nannen in einer großangelegten Pressekampagne geboten hatte, gaben die Diebe ihre Beute zurück.

    „Bis auf den heutigen Tag ist die Wallfahrt auf den Kirchberg lebendig“, erzählt Pfarrer Johannes Hofmann. Etwa 20 Pilgergruppen melden sich alljährlich an, hinzu kommen Bittgänge sowie unzählige Einzelbesucher. Durch häufige Gottesdienste und Andachten will Hofmann bewusst „den Gotteshaus-Charakter wahren“ und Besuchern wie Einheimischen „einen lebendigen Gottesdienstraum bewahren“.

    Kein musealer Raum
    Dies entspricht auch der Intention von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, der in seiner Neugestaltung „jedem Eindruck eines musealen Raumes wehren“ wollte. „Ich wollte die Kirche wieder zu einem Sakralraum machen und den Menschen an der Mainschleife das wiedergeben, was sie selbst empfinden, nämlich einen Raum des Gebetes und der liturgischen Feier“. Ein Anliegen Lenssens war es, die im Schatten der Chorwände hängende Rosenkranzmadonna wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Heute hängt diese deshalb wieder frei im Raum und erhält so wieder das Streiflicht, wie es schon 1524 vorgesehen war. Wichtig war es Lenssen auch, „die alte Wallfahrtsmadonna wieder herauszustellen“. Zu lange sei die Pietà gar nicht mehr als Wallfahrtsbild wahrgenommen worden, bedauert Lenssen. Durch die Umplatzierung und Einbindung in neue Rahmenaufbauten steht das Vesperbild jetzt in einem lebendigen Dialog mit der Figur der Anna Selbdritt. Die schlichten Aufbauten der beiden Plastiken korrespondieren zudem wiederum mit dem Rahmenaufbau auf der Mensa, die nun wieder ein Altarbild erhalten hat; es stammt – auf ausdrücklichen Wunsch der Volkacher – von Dr. Jürgen Lenssen. Durch seine verhaltene Farbigkeit und den durchscheinenden Charakter nimmt sich das Bild bewusst zurück und verweist auf den auferstandenen und verklärten Christus. Es möchte „in Erinnerung rufen, dass Christus entdeckt werden möchte und Maria in diesem Lebensprozess hilfreiche Begleiterin ist“. Nicht zuletzt aus diesem Grund lenke die über dem Altar hängende Rosenkranzmadonna den Blick des Betrachters auf „Jesus als Zentrum“, führt Lenssen aus: „Maria als Vorbild der Frömmigkeit nimmt sich zurück, um dem Herrn, ihrem Sohn den Vortritt zu lassen.“
    Diese vielfältigen Aspekte möchte auch Pfarrer Hofmann den Besuchern nahe bringen. Für ihn bildet das christozentrische Verklärungsbild einen „krönenden Abschluss in der Trias von Marienbildern“. Zugleich betont er, dass das Altarbild geradezu zwingend „etwas Anderes“ sein müsse. „Wir brauchen moderne Kunst, weil wir ja auch im Heute leben und beten“, begründet er: Nur so ließe sich der moderne Besucher noch „provozieren, herausfordern und hinführen auf die Tiefe in unserem Wesen“.

    Dennoch suchen zu Lenssens Leidwesen die meisten Besucher heute nicht den Wallfahrtsort, sondern laufen der Riemenschneider-Madonna nach. Dass daraus durchaus Konflikte entstehen können, weiß Lenssen: So habe ihm einmal ein Tourist den vermeintlichen Vorwurf gemacht, er habe „aus diesem Raum eine Kirche gemacht“. Der Domkapitular kann da nur schmunzeln: „Trefflicher kann man es nicht ausdrücken!“ Doch die spirituelle Tiefe des Raumes lasse sich eben nicht in wenigen Minuten erfassen. Um dem entgegenzuwirken, hält Lenssen auch selbst Führungen – denn: „Erst wenn man sich länger auf den Raum einlässt, wird die besondere Ausstrahlung und innere Kraft des Ortes spürbar.“

     

    Tipps und Fakten

    Öffnungszeiten:
    Die Kirche ist sonn- und feiertags von 10 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr, montags bis samstags von 9.30 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr, von Mai bis Oktober bis 18 Uhr geöffnet. Von Dezember bis Februar ist die Kirche geschlossen.
    Gottesdienste:
    Eucharistiefeiern an allen Marienfesten (werktags 18.30 Uhr, 1. Mai 10 Uhr); Maiandachten an den Sonntagen im Mai um 16.30 Uhr, am 1. Mai um 18 Uhr; Rosenkranz an den Sonntagen im Oktober um 16.30 Uhr.
    Führungen & Kontakt:
    Führungen und Wallfahrtsanmeldungen beim Pfarramt Volkach, Pfarrhof 1, 97332 Volkach, Telefon 0 93 81/ 24 76, Fax
    0 93 81/43 95.
    E-Mail: „St.BartholomaeusVolkach@t-online.de“.
    Darüber hinaus können Führungen mit Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen beim Kunstreferat der Diözese, Telefon 0931/386-261, Fax 0931/386-262 gebucht werden.
    Ansprechpartnerin vor Ort ist Küsterin Erika Gropp, Telefon 09381/847540 oder 803331.