Nun, in meiner Wohnung befindet sich durchaus Hausrat – in Form von Büchern, Schränken, Sitzmöbeln etc. Aber „eine Hausrat“ finde ich bei mir nicht.
Inzwischen unterbricht der Computer meine Grübeleien und teilt mir mit: „Die Temps steigen!“ – Aus dem Französisch-Kurs weiß ich noch, dass „Le Temps“ auf Deutsch „Die Zeit“ heißt oder auch „Das Wetter“. Überlegung: „Die Zeit steigt“? Eher nicht. „Das Wetter steigt“? Auch nicht.
Die Auflösung lautete schließlich: Es geht bei beiden Beispielen aus dem deutschen Alltag weder um deutsche Grammatik noch um französischen Wortschatz. Es geht um nachlässiges Gebrabbel. Gemeint ist: „Hast Du schon eine Hausratsversicherung?“ und „Die Temperaturen steigen!“
Die Wörter vollständig auszusprechen, finden moderne Menschen, die ständig auf der Jagd nach „Infos“ sind und daher keine Zeit haben, richtig zu sprechen, uncool, also auf Deutsch: „Nicht hip!“ Was man wiederum nicht mit dem Baby-Nahrungshersteller Hipp verwechseln sollte. Obwohl es sich ja um Baby-Sprache handelt. Der Versicherer verwendet die, weil er weiß, dass Smartphone-Menschen ihn nur noch so verstehen. Und der Wetterfrosch macht‘s genauso.
Zwischenzeitlich habe ich eine E-Mail des Frankfurter „Erlebnismuseums Bibelhaus“ bekommen. Selbiges teilt mir mit, dass es ab sofort BIMU heißt, was wohl für „Bibelmuseum“ stehen soll. Das kann ich als „PriMe“ natürlich nur begrüßen! „PriMe“ steht übrigens für „Privatmensch“. Praktischerweise kann man es aber auch Englisch aussprechen. Da heißt „prime“ nämlich „erstklassig“. Und da ich so viele schöne hippe Abkürzungen kann und ständig neue lerne, muss ich heutzutage doch wirklich erstklassig sein, oder? So, nun muss ich aber schließen, weil ich noch meinen neuen „Perso“ abholen muss. Ja, ja, die „Orga“ des „private life“ ist schon eine echte „challenge“, gell?
Jerzy Staus