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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Hand in Hand für ein Leben in Würde

    Geselligkeit wird schon immer groß geschrieben im Club 82, Initiative Körperbehinderter, der gegenwärtig 325 Mitglieder hat. Auch heuer waren Spaß und Spannung angesagt beim nunmehr 25. bunten Spiele- und Ratespektakel Mitte Mai auf dem Gelände des Hösbacher Hanns-Seidel-Gymnasiums. Am 24. Juni wird das 25. Jubiläum in der Kahler Festhalle gefeiert. Der Festakt beginnt um 10.30 Uhr, der gesellige Teil um 13.30 Uhr.
    KAHL. „Respekt und Dankbarkeit“ empfindet Doris Hock aus Mainaschaff für alle Eltern, die ihre behinderten Kinder liebevoll umsorgen und angenommen haben. Seit 1982 ist Hock Mitglied im Club 82, Initiative Körperbehinderter. Oberstes Vereinsziel ist das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung und das Verständnis füreinander, getragen vom christlichen Glauben. Am 24. Juni wird das 25. Jubiläum in der Kahler Festhalle gefeiert. Der Festakt beginnt um 10.30 Uhr, der gesellige Teil um 13.30 Uhr. Ein Höhepunkt wird sicher das Musical „Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“ sein, das die Integrativmusikgruppe Freudentöne einstudiert hat.

    Geselligkeit wird schon immer groß geschrieben im Club 82, der gegenwärtig 325 Mitglieder hat. Die meisten sind aus dem Landkreis und der Stadt Aschaffenburg, einige auch aus Hessen und der Rhön. Die regelmäßigen Eintages- und Mehrtagesausflüge sind äußerst beliebt bei den Mitgliedern, und auf die alljährliche Rollstuhlrallye freuen sich viele ganz besonders. Auch heuer waren Spaß und Spannung angesagt beim nunmehr 25. bunten Spiele- und Ratespektakel Mitte Mai auf dem Gelände des Hösbacher Hanns-Seidel-Gymnasiums.

    Rollstuhl-Rallye
    Wolfgang Mauler, Leiter des Ganztagsgymnasiums und schon lange Club-82-Mitglied, lud die Rallye-Teilnehmer aus Anlass des Jubiläums auf das weitläufige Sportgelände und in die Mensa ein. Vorsitzender Engelbert Stenger aus Kahl fand die Einladung prima – besonders, weil die Mensa von einer integrativen Firma beliefert wird, die einst von der Schöllkrippener Schwester Debora Schneider eigens gegründet worden ist, um Menschen mit Behinderung und Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern.
    Eine Reihe von Schülern trat mit an zur Rallye, an der rund 30 Teams – jeweils ein Behinderter und ein nicht behinderter Begleiter – teilnahmen und bei der sechs riesige Jubiläumsfresskörbe zu gewinnen waren. Schon in der Woche zuvor hatte Stenger zusammen mit Gymnasiasten einen Apfelbaum auf dem Schulgelände gepflanzt, um an das Vereinsjubiläum zu erinnern.

    Der Kontakt zu den Schulen ist für den Vorsitzenden ein wichtiger Mosaikstein in der vielfältigen Vereinsarbeit. „Viele Jugendliche haben immer noch keinen blassen Dunst, was es bedeutet, mit einer Behinderung zu leben“, meint er. Stenger selbst hat keine Behinderung, doch über seinen besten Freund, mit dem er einst im Goldbacher Kindergarten spielte und später die Schulbank drückte, war er hautnah mit einem dieser schweren Schicksale konfrontiert worden.

    Initiator Josef Reichart
    Josef Reichart, wie Stenger 1938 geboren, sei ein richtiger „Draufgänger“ gewesen, sportlich und beliebt. „Aber er machte nichts fertig, nicht seine Lehre als Steimetz, nicht die in der Buntpapierfabrik, im Blumenladen und auch nicht die als Maurer“, erinnert sich Stenger. 1970 hatte Reichart einen schweren Unfall. Er wollte im Aschaffenburger Hauptbahnhof auf einen anfahrenden Zug springen. Doch er stürzte, und es wurden ihm beide Beine und Unterarme abgefahren.
    „Im Rollstuhl, noch in der Reha, machte er die Mittlere Reife, das Abitur und studierte, bis er sein Diplom als Betriebswirt hatte“, erzählt Stenger, immer noch voller Bewunderung für seinen Freund, der 1996 gestorben ist. Was hat Reichart in den Jahren vor seinem Tod alles bewegt! Auf seine Initiative hin wurde der Club 82 am 31. Januar 1982 nach der von ihm ausgearbeiteten Satzung gegründet. Im März darauf führte er erste Gespräche mit Vereinen und Behörden, um darauf hinzuweisen, wie dringend notwendig eine Selbsthilfevereinigung aller Behindertenvereine in der Stadt und im Landkreis Aschaffenburg war, und regte einen Behindertenführer auf Stadt- und Landkreisebene an.

    1983 erfand Reichart einen faltbaren Kleinst-Rollstuhl, der von der internationalen Jury bei der Nürnberger Messe IENA mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde. Toiletten und Parkplätze für Behinderte, Spessartwanderwege für Rollstuhlfahrer, Behindertengottesdieste: Reichart und sein Club mischten sich ein und regten Neues an, von dem vieles heute selbstverständlich ist. 1987 zog Reichart aus beruflichen Gründen nach Krautheim um und setzte sich nach dem Fall der Mauer für behinderte Menschen im Osten Deutschlands ein.

    Öffentlichkeit sensibilisieren
    Engelbert Stenger übernahm damals Reicharts Arbeit und ist seitdem Vorsitzender. „Wir wollen die Öffentlichkeit nicht behämmern, sondern sensibilisieren“, betont er. In Goldbach, wo Stenger geboren und aufgewachsen ist, hat er erreicht, dass die alte Pfarrkirche St. Nikolaus auch für Rollstuhlfahrer zugänglich wurde. In Zusammenarbeit mit der Diözese installierte Stengers Sohn Roger, der Architekt ist, einen Hebeaufzug.
    Dass nun auch die Aschaffenburger Stiftsbasilika barrierefrei sei, nachdem der Lions Club den Bau einer Rampe gesponsert habe, sei ein weiterer wichtiger Meilenstein, meint der Clubvorsitzende. Auch und vor allem Menschen mit Behinderung müsse es möglich sein, in Gemeinschaft an der Eucharistiefeier teilzunehmen. „Gerade diese Menschen wissen, dass sie mit Gott besser leben können.“
    Stenger, der in seinem jetzigen Wohnort Kahl auch als Kirchenorganist tätig ist, organisiert seit vielen Jahren schon die dreitägige Fußwallfahrt der Pfarrei St. Margaretha über Feldkahl und Heinrichsthal nach Rengersbrunn. Rollstuhlfahrer beteiligen sich gern daran, denn sie können die für sie geeigneten Wegstrecken zusammen mit den Fußgängern zurücklegen und werden mit dem Bus weitertransportiert, wenn es für sie zu beschwerlich wird.