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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Der Bergwacht im Spessart über die Schulter geschaut

    Hand in Hand ein starkes Team

    Die junge Frau liegt regungslos auf dem steil vor ihr abfallenden Waldboden. Sie kann noch mit wenigen Worten schildern, dass sie gestürzt und mit dem Kopf auf einen Ast gefallen ist, dann verliert sie das Bewusstsein. Die zwei soeben bei ihr eingetroffenen Einsatzkräfte der Bergwacht Hösbach reagieren prompt: Nachdem sie sich selbst gesichert haben, überprüft ein Teammitglied die Vitalwerte, stabilisiert die Verletzte und sichert sie mit einem Seil.

    Seine Kollegin schildert den zur Verstärkung auf dem Wanderparkplatz eingetroffenen Kollegen via Funkgerät, welche Situation sie an welcher Stelle im Wald vorgefunden haben. Gleich darauf macht sich das restliche Team vom Parkplatz auf den Weg durch das unwegsame Waldgelände. Das trockene Laub liegt zentimeterhoch zwischen Geäst, bei jedem ihrer zügigen Schritte sinken die Helfer ein, als sie sich bergauf dem Unfallort nähern. Mit Ausrüstung und Rucksäcken im Schlepptau geht es schließlich einen Abhang mitten im Wald hoch auf eine schmale lichte Anhöhe, an deren Spitze die junge Frau beim Spaziergang zu Fall gekommen sein soll. Das Bewusstsein hat sie wieder erlangt, ist aber ernsthaft verletzt, so die Einschätzung des Bergwachtteams.

    Weit über 10000 Stunden

    Mit dabei ist an diesem Abend auch Gemeindereferent Wolfgang Keller, der als erfahrenes Mitglied der Hösbacher Bergwacht zusätzlich zur dreijährigen Grundausbildung die Ausbildung zum Bergrettungs-Sanitäter absolviert hat. So kann er die Frau notfallmedizinisch versorgen und transportfähig machen. Allein im letzten Jahr wurden insgesamt 12866 Stunden ehrenamtlich geleistet, von denen die meisten in die Ausbildung und in den Einsatzleiterdienst fallen.

    Wolfgang Keller spricht zunächst leise mit der Verletzten und wendet sich dann seinen Teamkollegen zu, um in knappen Worten das weitere Vorgehen festzulegen. Es gilt, die Verletzte schnellstens vom Unfallort und sicher zum Rettungswagen zu transportieren – die eigene Sicherheit und die der Kollegen jederzeit im Blick. „Jeder hat dabei eine bestimmte Aufgabe und weiß vom jeweils anderen, was dieser tut, denn die Aufgaben und deren Reihenfolge kennen wir alle. Darum üben wir die Schritte, wieder und wieder. Denn unabhängig von der ersten Meldung die zum Unfallgeschehen eingeht, wissen wir nie, was uns am Ende tatsächlich erwartet“, erklärt Thomas Hatzenbühler, stellvertretender Leiter der Hösbacher Bergwacht. Er beobachtet das Geschehen aus der näheren Entfernung. Seit der Gründung der Bergwacht in Hösbach 1986 ist es die Aufgabe der aktuell 18 aktiven Einsatzkräfte, Menschen aus unwegsamen Gelände zu retten. Dabei ist die Arbeit sehr vielfältig: in Not geratene Skifahrer, Snowboarder, Wanderer, Mountainbiker und Reiter werden medizinisch erstversorgt. „Was uns alle eint, ist dabei ein riesengroßes Helfersyndrom, die Leidenschaft draußen im Gelände unterwegs zu sein – im Sommer wie im Winter – und der Teamgeist.“ Seine Überzeugung für diese ehrenamtliche Arbeit ist Thomas Hatzenbühler anzumerken.

    Regelmäßiges Training

    Insgesamt hat die Bergwacht dort 81 Mitglieder, darunter 18 Anwärter sowie 36 Förderer, drei Bergwacht Einsatzleiter, vier Ärzte und einen organisatorischen Leiter Rettungsdienst. Das Einsatzgebiet erstreckt sich über das Gebiet des bayerischen Spessarts und darüber hinaus. Im Winter betreut die Bergwacht die Loipen-, Rodel- und Skigebiete der Engländer Skilifte in Jakobsthal sowie dem Winterloch in Heigenbrücken. Hatzenbühler betont die gute Zusammenarbeit mit den weiteren Einheiten des Rettungsdienstes auch außerhalb ihrer Einsatzbereiche. Im Spessart sind drei Bergwachten – Frammersbach, Hösbach und Miltenberg – 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche an 24 Stunden am Tag einsatzbereit.

    An diesem Sommerabend trainieren insgesamt zehn Mitglieder der Bergwacht Hösbach und Miltenberg gemeinsam. Eine von ihnen ist Sandra Weißenberger, die bei dieser Übung die Rolle des Unfallopfers übernimmt. Für jeden Einsatz optimal gewappnet zu sein bedeutet, dass jeder Handgriff sitzen muss – sowohl in der Rettung mit Material, Gerät und Verunfallten, als auch im Team und im Zusammenwirken. Weißenberger war erst einmal in dieser Rolle. Nun spürt sie erneut aus Patientensicht, wie sich Rettung und Hilfe anfühlen. Den Einsatz an diesem Abend leitet ihr Ehemann Christian Hauck. „Wer die Einsatzleitung hat, hat immer aktuell den Hut auf. Seine Anweisungen stellt im Einsatz niemand in Frage. Nachher ist dann Zeit, sich auszutauschen“, erklärt Thomas Hatzenbühler. Er ist seit sieben Jahren aktives Mitglied der Bergwacht, aktuell absolviert auch er die Ausbildung zum Bergrettungs-Sanitäter.

    Mindestens 16 Jahre alt

    Menschen, die Interesse und Spaß am Bergsport haben, mindestens 16 Jahre alt sind und idealerweise noch Skifahren und klettern können – das ist aber keine Vorrausetzung – können Mitglied der Bergwacht werden und die mehrjährige Ausbildung absolvieren. Spaß an der Teamarbeit verstehe sich von selbst. „Wir haben hier den Arzt, den Azubi, den Handwerker. Und wahrscheinlich hätten wir von der sozialen Struktur her keine Schnittpunkte. Doch genau das macht es spannend.“

    Jeder Bergwachtler in Bayern erhält die gleiche Ausbildung nach dem Fünf-Säulen-Modell Sommer- wie Winterrettung, Naturschutz, Notfallmedizin und die Rettung aus der Luft. Natürlich habe man im Spessart andere Bedingungen und Voraussetzungen, als die Kollegen der Bergwacht im hochalpinen Bereich. Die Grundausbildung aber sei bei allen Mitgliedern der Bergwacht gleich. Thomas Hatzenbühler hat bisher stets das Gefühl gehabt, auf Augenhöhe mit den Teams der sieben anderen Regionen Bayerns zu sein, insbesondere im Allgäu oder dem Chiem- gau. „Sie haben die Routine, Rettungen im hochalpinen Gelände durchzuführen. Wir sind hier dagegen breiter aufgestellt.“ Im Spessart helfe man eben auch mal Pilzsammlern oder Forst­arbeitern.

    Alle 14 Tage

    An diesem Abend wird im Waldgelände ein Einsatz der planmäßigen Bergrettung geübt. Soll die Verunglückte nach oben oder nach unten transportiert werden? Wurde die Sicherung mit dem Umlenk-Seil korrekt durchgeführt? Haben alle Hand in Hand korrekt und effizient zusammengewirkt? „Die Zeit, die das Team heute gebraucht hat, ist super. Etwa eine Stunde, das ist durchaus realistisch“, erklärt Hatzenbühler auf dem Weg nach unten. Am Ende einer jeden praktischen Übung, die 14-tägig stattfindet, wird Bilanz gezogen: Fragen klären, Unsicherheiten im Ablauf ausräumen. Dafür ist nun Platz. Gibt es schwierige Einsätze, steht ein Kriseninterventionsteam auch für die Bergwacht-Ehrenamtlichen jederzeit bereit.

    An diesem Abend ist der Einsatzleiter zufrieden, die Kommunikation ist super gelaufen. Vor allem jedoch war Sandra Weißenberger heilfroh, nun am Ende der Übung – wenn auch verschwitzt – aus dem Rettungssack herausklettern zu können. Ihr Fazit? Ein großes Lob für ihr Team: „Wenn ich mir vorstelle, ich habe Schmerzen, ich kenne euch alle nicht und ich weiß nicht, was ihr mit mir macht, muss ich aus der Warte sagen: Ihr habt euch super um mich gekümmert, und ich habe mich die ganze Zeit gut aufgehoben gefühlt.“     

    Judith Bornemann

    Weitere Infos

    Man kann die Bergwacht in vielerlei Hinsicht unterstützen, vor allem indem man sich für die Ausbildung zur aktiven Einsatzkraft entscheidet. Doch gibt es auch die Unterstützung hinter den Kulissen: in der Fahrzeug- und Gerätewartung, Öffentlichkeitsarbeit, Suche von Förderern, Verwaltungsarbeiten oder durch die Unterstützung durch Spenden in Form von Material-, Sach- oder Geldspenden.

    Kontakt:
    Bergwacht Hösbach, Breitenwiesestraße 33, 63768 Hösbach, E-Mail „info@bergwacht-hoesbach.de“, ­Internet „www.bergwacht-hoesbach.de“.
    Bergwacht Miltenberg, Siemensstraße 1, 63897 Miltenberg, E-Mail ­„info@bergwacht-miltenberg.de“, Internet „www.bergwacht-miltenberg.de“.