Ein halbes Jahr lang hatten die 15 Teilnehmerinnen und vier Teilnehmer einmal im Monat ein Wochenende im Bildungshaus Schmerlenbach unter Anleitung von vier Referenten mit dem Buch der Bücher gearbeitet, bevor ihnen mit einem Zertifikat das erworbene Wissen über geschichtliche und theologische Zusammenhänge bescheinigt wurde. Es war Ziel des Kurses, die Bibel mit ihren vielen Büchern in aller Vielfalt und Vielschichtigkeit selbstständig lesen und verstehen zu lernen.
Unterschiede herausfinden
So verglichen die Seminarteilnehmer, von denen die meisten ehrenamtlich in ihrer Kirchengemeinde mitwirken, Evangelien und Briefe im Neuen Testament, um die Unterschiede zwischen den ersten christlichen Gemeinden herauszufinden. In Gruppen ermittelten sie unter anderem, dass die Johannesgemeinde keine Armen kannte, weil alles allen gehörte. Das Problem war nur: Da es keine Hierarchie und keine Sprecher gab, konnte auch niemand als übergeordneter Schiedsrichter bei Konflikten fungieren.
In der Matthäischen Gemeinde hingegen, so ließ sich den Schriften entnehmen, wurde bei Problemen „in Liebe und Verständnis“ diskutiert. Notorische Uneinsichtigkeit wurde schließlich mit Ausschluss aus der Gemeinschaft bestraft. Bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse spielten die Gruppen „Weltkirchentag“ und stellten die Vor- und Nachteile der fast zwei Jahrtausende alten Organisationsformen aktuell und anschaulich vor. Übrigens, so erfuhren sie von Referentin Dr. Ursula Silber, der Name Bischof bedeutete damals im Griechischenso viel wie „Vereinskassier“ oder „Funktionär“. Auch viele andere Strukturen der frühen Gemeinden seien aus dem griechischen Vereinswesen entlehnt.
Die pensionierte Lehrerin Klara Müller aus Sailauf, mit 76 Jahren die älteste Teilnehmerin, hat schon an mehreren Bibelkursen teilgenommen und erfährt immer wieder Neues, wie sie sagt. Norbert Ullrich, der zur Bewegung der Charismatischen Gemeindeerneuerung gehört und mit Ehefrau Marion aus Kahl gekommen war, möchte in der Bibel „die Wahrheit des christlichen Glaubens finden“. Mit Hilfe der erlernten Methoden erschließe sich ihm die Heilige Schrift als keinesfalls „trocken“ und erweitere seinen Horizont, sagte Ullrich.
Persönlicher Nutzen
Daniela Stenger aus Schimborn ist zur Wortgottesdienstleiterin ausgebildet und arbeitet in der Kommunionvorbereitung mit. Für sie sei es wichtig, zu verstehen, was sie weitergebe, meinte sie. Sieglinde Giegerich, die sich für Kinder und Frauen in der Pfarrei Eisenbach engagiert, sieht auch persönlichen Nutzen in der Beschäftigung mit der Bibel: Ein Bibeltext sei ihr vor kurzem eine Kraftquelle im Krankenhaus gewesen.