Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.
Ein (mein) Gebetswort finden
Großer Gott und zurück (4)
Kaum eine Zeit ist je so lärmerfüllt gewesen, so voll Stress, Hektik, und Unruhe, wie die unsrige. Tag für Tag sind wir ständigem Lärm und einer Flut von Worten in Medien und Werbung ausgesetzt. In kaum einer Zeit war umgekehrt die Sehnsucht nach weniger Worten und nach Stille so ausgeprägt wie heute. Zu mir kommen viele Menschen in den Konvent, die sich für einen Tag oder mehrere Tage zurückziehen wollen. Ihr erstes Anliegen ist meistens, einfach mal nichts und niemand hören zu müssen, viel zu schlafen, spazieren zu gehen, bei sich selbst ankommen zu können.
Teresa von Avila vergleicht die Beziehung zu Gott mit der Beziehung zwischen Menschen. Wenn die Beziehung zwischen Menschen wächst, sich vertieft und stimmiger wird, braucht es immer weniger Worte. Ein lebendiges Beispiel waren für mich meine Eltern: Miteinander alt geworden, saßen sie öfter auf einer Bank still nebeneinander. Nur ab und zu wurde ein Wort gewechselt. Das hat genügt, um sich zu verstehen und um zu wissen, was der andere meint und sagen will.
Weniger ist mehr
Auch das Gespräch mit Gott braucht nur wenig Worte. Wer kennt es nicht, den Stoßseufzer, das Stoßgebet? Es ist ein Wort, das ganz spontan aus dem Herzen kommt, ein echtes Herzensgebet. Dankbarkeit, tiefe Freude, aber auch große Betroffenheit, Sorge und Angst kommen darin spontan zum Ausdruck.
Solch kurze, einfache Gebete – auch Ein-Wort-Gebete genannt – sind uns von vielen Heiligen bekannt: Von Franz von Assisi das Wort „Mein Gott und mein Alles“, Teresa von Avilas Wort „Gott allein genügt“, oder Ignatius von Loyola mit dem „Gott in allem suchen und finden“.
Mir ist noch sehr lebendig in Erinnerung, wie ich – gerade mal 4 Jahre alt – gegen Ende des 2. Weltkrieges mit meiner Großmutter spazieren ging. Ihr Gebetsschatz bestand vorrangig aus solchen Ein-Wort-Gebeten, die sie mir vorsagte und mich ermutigte, sie ihr nachzusprechen. Im Rückblick auf diese Erfahrung steigen noch heute Gefühle von Nähe, Geborgenheit, Vertrauen und Wärme in mir auf. So ist diese Form auch heute noch meine liebste Gebetsweise. Sie trägt mich, sie ist aufrichtig und wahr, weil es mein persönliches Wort ist und ausdrückt, wie mir im Moment zu Mute ist. Es ist ein persönliches Bekenntnis, weil es mit mir, meinem Glauben, mit meiner Beziehung zu Gott stimmig ist.
Manchmal vertiefen sich solche Worte im Wiederholen wie eine Litanei. Vielleicht ist es Ihnen auch schon so ergangen, dass Sie ein Liedvers oder Liedruf wie ein Ohrwurm den ganzen Tag hindurch begleitet hat. Oft ist dies ein Wort, das gerade zu mir persönlich passt.
„Durch dein Wort belebe mich“
Durch solch ein Gebets-Wort kann Gott für mich eine wirksame Realität werden. Trotz täglicher Hetze und drückender Sorge lässt es in mir eine Ruhe aufsteigen, die aus dem Herzen kommt. Das Gebet des Herzens kann zu jeder Zeit geschehen. Es steht mit meinen äußeren Beschäftigungen im Einklang und wird auch von den Tätigkeiten des Verstandes nicht unterbrochen. Dieses Ein-Wort-Gebet ist befreiend, weil es keine eigene Anstrengung und Leistung verlangt. Es lässt die eigene Aktivität zur Ruhe kommen und ermöglicht ein stilles Geschehenlassen von Gott her. Es ist leicht wie die Luft, die wir einatmen, weil es auf den Atem gelegt werden kann. Weil es ein einfaches Beten mit großer Wirkung ist, ist es auch das Gebet, das alle Menschen können.
Das Wort, das ich mir wähle oder mir schenken lasse, passt gerade für mich. Es ist ein Weg zu Gott und erschließt für mich den Weg zum Leben. Wenn mich ein Wort innerlich berührt, kann es ein Zeichen sein, dass es mich eine Weile begleiten will – vielleicht sogar das ganze Leben hindurch. Es kann für mich ein Übungswort werden, das mich erfüllt, belebt und innerlich verwandelt. Vielleicht wird Ihnen so die Erfahrung des Psalmisten zuteil, der betet „Durch dein Wort belebe mich“ (Ps 119).
Ein Vorschlag von mir: Suchen Sie in dieser Woche nach einem solchen Gebetswort, um es mit in den Tag zu nehmen. Es auf einen Zettel zu schreiben und auf dem Schreibtisch zu legen oder in die Tasche stecken und ab und zu mal drauf schauen, kann dabei helfen.
Die Autorin ist Franziskanerin von Oberzell und arbeitet in der Diözesanstelle „Berufe der Kirche“.
Teresa von Avila vergleicht die Beziehung zu Gott mit der Beziehung zwischen Menschen. Wenn die Beziehung zwischen Menschen wächst, sich vertieft und stimmiger wird, braucht es immer weniger Worte. Ein lebendiges Beispiel waren für mich meine Eltern: Miteinander alt geworden, saßen sie öfter auf einer Bank still nebeneinander. Nur ab und zu wurde ein Wort gewechselt. Das hat genügt, um sich zu verstehen und um zu wissen, was der andere meint und sagen will.
Weniger ist mehr
Auch das Gespräch mit Gott braucht nur wenig Worte. Wer kennt es nicht, den Stoßseufzer, das Stoßgebet? Es ist ein Wort, das ganz spontan aus dem Herzen kommt, ein echtes Herzensgebet. Dankbarkeit, tiefe Freude, aber auch große Betroffenheit, Sorge und Angst kommen darin spontan zum Ausdruck.
Solch kurze, einfache Gebete – auch Ein-Wort-Gebete genannt – sind uns von vielen Heiligen bekannt: Von Franz von Assisi das Wort „Mein Gott und mein Alles“, Teresa von Avilas Wort „Gott allein genügt“, oder Ignatius von Loyola mit dem „Gott in allem suchen und finden“.
Mir ist noch sehr lebendig in Erinnerung, wie ich – gerade mal 4 Jahre alt – gegen Ende des 2. Weltkrieges mit meiner Großmutter spazieren ging. Ihr Gebetsschatz bestand vorrangig aus solchen Ein-Wort-Gebeten, die sie mir vorsagte und mich ermutigte, sie ihr nachzusprechen. Im Rückblick auf diese Erfahrung steigen noch heute Gefühle von Nähe, Geborgenheit, Vertrauen und Wärme in mir auf. So ist diese Form auch heute noch meine liebste Gebetsweise. Sie trägt mich, sie ist aufrichtig und wahr, weil es mein persönliches Wort ist und ausdrückt, wie mir im Moment zu Mute ist. Es ist ein persönliches Bekenntnis, weil es mit mir, meinem Glauben, mit meiner Beziehung zu Gott stimmig ist.
Manchmal vertiefen sich solche Worte im Wiederholen wie eine Litanei. Vielleicht ist es Ihnen auch schon so ergangen, dass Sie ein Liedvers oder Liedruf wie ein Ohrwurm den ganzen Tag hindurch begleitet hat. Oft ist dies ein Wort, das gerade zu mir persönlich passt.
„Durch dein Wort belebe mich“
Durch solch ein Gebets-Wort kann Gott für mich eine wirksame Realität werden. Trotz täglicher Hetze und drückender Sorge lässt es in mir eine Ruhe aufsteigen, die aus dem Herzen kommt. Das Gebet des Herzens kann zu jeder Zeit geschehen. Es steht mit meinen äußeren Beschäftigungen im Einklang und wird auch von den Tätigkeiten des Verstandes nicht unterbrochen. Dieses Ein-Wort-Gebet ist befreiend, weil es keine eigene Anstrengung und Leistung verlangt. Es lässt die eigene Aktivität zur Ruhe kommen und ermöglicht ein stilles Geschehenlassen von Gott her. Es ist leicht wie die Luft, die wir einatmen, weil es auf den Atem gelegt werden kann. Weil es ein einfaches Beten mit großer Wirkung ist, ist es auch das Gebet, das alle Menschen können.
Das Wort, das ich mir wähle oder mir schenken lasse, passt gerade für mich. Es ist ein Weg zu Gott und erschließt für mich den Weg zum Leben. Wenn mich ein Wort innerlich berührt, kann es ein Zeichen sein, dass es mich eine Weile begleiten will – vielleicht sogar das ganze Leben hindurch. Es kann für mich ein Übungswort werden, das mich erfüllt, belebt und innerlich verwandelt. Vielleicht wird Ihnen so die Erfahrung des Psalmisten zuteil, der betet „Durch dein Wort belebe mich“ (Ps 119).
Ein Vorschlag von mir: Suchen Sie in dieser Woche nach einem solchen Gebetswort, um es mit in den Tag zu nehmen. Es auf einen Zettel zu schreiben und auf dem Schreibtisch zu legen oder in die Tasche stecken und ab und zu mal drauf schauen, kann dabei helfen.
Die Autorin ist Franziskanerin von Oberzell und arbeitet in der Diözesanstelle „Berufe der Kirche“.