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      Gott ruft sich in Erinnerung

      In der alttestamentlichen Lesung ruft Gott bei Mose wertvolle Erinnerungen wach. Das Volk Israel ist von den Strapazen auf dem Weg durch die Wüste müde, bedrückt, enttäuscht. Es leidet. Mose bekommt von Gott einen Schlüssel aus der Enge: Erinnere das Volk an meine Sorge und Fürsorge.

      Evangelium

      In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden, und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
      Matthäus 9,36–10,8

       

      In dem im April angelaufenen beeindruckenden Kinofilm „Schmetterling und Taucherglocke“ spielen Erinnerungen eine wichtige, wertvolle Rolle. Nach einem Schlaganfall kann ein 41-jähriger Journalist sich überhaupt nicht mehr bewegen, nicht mehr sprechen, nicht mehr essen, aber denken und hören – und mit einem Auge sehen. In beinahe allem benötigt er die Hilfe von anderen. Und er sieht sich dabei. Eine unvorstellbare Situation! Er meistert sie, denn er kann auf Erinnerungen zurückgreifen, sich diese mit allen Sinnen wieder wach rufen.
      Zwei Beispiele sind mir besonders nahe gegangen. Es mutet beinahe makaber an, als ihm ein Pfleger einen Beutel Astronautennahrung bringt, diesen anhängt und ihm Guten Appetit wünscht. Dann dürfen die Zuschauenden sehen, wie sich der Gelähmte an ein wunderbares Essen mit einer schönen Frau an einem traumhaften Ort erinnert. Er geht in Gedanken an einen Platz, der ihm innerlich gut getan hat und auch jetzt noch gut tut.
      Das ändert nichts an seiner tatsächlichen Situation, von der er weiß, dass sie sich nur unmaßgeblich verbessern wird. Doch seine Erinnerung gibt ihm Lebenskraft.
      Eine andere Szene zeigt einen Kollegen, der ihn besucht und ihm von seiner Strategie in viereinhalb Jahren Gefangenschaft in einem engen und dunklen Verließ berichtet. Dieser hat sich immer an gute französische Weinlagen erinnert und sich die Weinsorten, die er kannte und schätzte, aufgesagt, um nicht verrückt zu werden. Der Kollege erzählt dies voll innerer Bewegung, denn er ahnt, in welch enger Situation sich der Erkrankte befindet.
      In der alttestamentlichen Lesung ruft Gott bei Mose wertvolle Erinnerungen wach. Das Volk Israel ist von den Strapazen auf dem Weg durch die Wüste müde, bedrückt, enttäuscht. Es leidet. Mose bekommt von Gott einen Schlüssel aus der Enge: Erinnere das Volk an meine Sorge und Fürsorge. Erinnere die Menschen daran, dass sie mein sind, mein besonderes Eigentum. Das Volk möge sich wieder rückbinden an den, dem es entscheidend Gutes verdankt. Der Weg durch die Wüste geht weiter. Doch mit der Erinnerung an einen mitgehenden Gott können sie ihn leichter gehen.
      „Gott gibt uns Erinnerungen, damit wir Rosen im Winter haben!“ Dieser Weisheitsspruch mag vertröstend klingen. Im Grunde knüpft er aber an einem Instrument an, das Gott immer wieder einsetzt. Er ruft sich in Erinnerung. Er rückt unseren Lebensmittelpunkt wieder zurecht.
      Fraglos, es gibt den Winter, es gibt die Sorgen, die Krankheit, das Chaos, den Tod. Sie haben die Neigung sich in den Vordergrund zu schieben und alles zu überdecken. Sie verstellen den Blick auf Gott.
      Jesu Reaktion im Abschnitt aus dem Matthäusevangelium: Er beauftragt zwölf Jünger, dass sie die Menschen Gottes Zuwendung spüren lassen. Diese zwölf Jünger dürfen bei den leidenden Menschen die Erinnerung auffrischen, dass Gottes Leben nahe ist, dass ihnen freies Leben verheißen ist.
      In dem eingangs genannten Kinofilm ist eine Logopädin mit ihrer Idee, ihrer Treue und mit ihrem inneren Engagement, in meinen Augen eine Jüngerin im Sinne Gottes.
      „Gott gibt uns Erinnerungen, damit wir Rosen im Winter haben!“
      Die Erinnerung an eine schöne Frau, an ein schmackhaftes Essen, an einen traumhaften Ort, die Erinnerung an gute Weine – dies kann punktuell beleben. Gottes Verheißung leuchtet weiter und heller. Seine Verheißung ist mit vielen tragfähigen Erfahrungen und Erinnerungen gedeckt, von denen die Bibel und so manches christliche Leben erzählt.
      Die Gabe der Erinnerung können wir nutzen. Heute werden wir alle erinnert an den, dem wir einzig sind, dem wir am Herzen liegen. Dass uns dies tief ins Herz sinken möge, damit wir in schweren Zeiten uns erinnern und damit auch durch uns sein Himmelreich aufleuchtet.

      Die Autorin ist Pastoralreferentin in Würzburg (Heuchelhof, St. Sebastian, und Rottenbauer, St. Josef) und hat die Hausleitung des Jugendbegegnungshauses Windrad im Gut Heuchelhof.