An diesem ersten Novembersonntag finden Besucher das Barockschloss zwischen Volkach und Gerolzhofen (Dekanat Schweinfurt-Süd) besonders herausgeputzt vor. Grund dafür ist die Hochzeitsmesse. 15 Firmen zeigen ihre Angebotspalette rund um das Thema Traumhochzeit. Über das ganze Schloss haben sich die Aussteller verteilt. Vier davon, darunter auch der Stand der Diözese, sind in der Alten Kelterhalle des Schlosses untergebracht. Gekeltert wird hier schon lange nicht mehr. Der süßlich-modrige Geruch von Wein in Holzfässern ist längst verflogen. Stattdessen steigen den Ausstellungsbesuchern Aromen von gehobeltem Gemüse und frisch zubereiteten Backwaren in die Nase. Eine Firma präsentiert hier ein neues Küchengerät. Eine Konditorei bietet seine Dienste als Hochzeitstortenkreateur an. Familie Mößlein empfiehlt den passenden Wein zum Hochzeitsmenü und bietet Sekt zum Verkosten an.
Bunte Präsentation
Ob Johanna Niklaus den Sekt kosten kann, ist fraglich. Schließlich ist sie dienstlich hier. Die Familienseelsorgerin aus dem Dekanat Schweinfurt-Nord steht pünktlich um zehn Uhr am Stand der Diözese. Ein Mann mit Brille und beige-kariertem Anzug gesellt sich zu ihr. Es ist ihr Kollege, Pastoralreferent Wolfgang Schöller aus Schweinfurt-Süd. Mit ihm wartet sie auf die ersten Besucher. Die wichtigsten Utensilien der beiden Bistumsvertreter für ihre heutige Arbeit liegen bereit: Stapel mit Broschüren und zwei kleine Körbe mit Wäscheklammern. Wofür die Wäscheklammern gedacht sind, bleibt vorerst noch ein Rätsel. Während im Hauptgebäude des Schlosses elegant gekleidete Besucher über Hochzeitsoutfits beratschlagen, zeigen Niklaus und Schöller, was Kirche in puncto Hochzeit Gutes zu bieten hat. Mit ihrem sportlichen Outfit und den rot gefärbten Haaren entspricht die 53-jährige Seelsorgerin keineswegs dem Klischee von Kirche voller schwarzer Hemden und steifer Krägen.
Ein eng umschlungenens Paar blicken interessiert auf das Logo des Standes: Gott hält die Verbindung, steht dort. Nach einer Unterhaltung mit Niklaus lobt Dominik K.: „Wir finden es genial, dass die Kirche sich so frisch präsentiert.“ Verlobte Yvonne S. setzt lachend hinzu: „Und den Spruch auf der Wäscheklammer finde ich klasse. Die Kirche gibt sich ehrlich Mühe.“ Ein Kompliment auch an Niklaus und Schöller. Locker und ohne Scheu gehen sie auf die zumeist jungen Paare zu, sprechen sie an, kommen ins Gespräch. Ihre unaufdringliche, zuvorkommende, freundliche Art kommt bei den Besuchern gut an. Dass man hier ganz unverbindlich Informationen bekommt, findet besonderen Anklang.
Kirche als Ansprechpartner
Hanno S. und seine Freundin Jasmin H. sind zum ersten Mal auf einer Hochzeitsmesse. Im nächsten Sommer wollen sie kirchlich heiraten. Der Urlaub ist geplant, das Standesamt benachrichtigt, der Pfarrer bestellt. Und wie gefällt ihnen der Stand des Bistums? „Wunderbar! Es ist eine gute Idee, dass die Kirche hier als Ansprechpartner zur Verfügung steht“, sagt Hanno S. und vertieft sich sogleich in den Prospekt, den Niklaus ihm gegeben hat. In einem Hochseilgarten können Paare ihr Vertrauen zueinander testen. Genau das Richtige für den sportbegeisterten jungen Mann.
„Es ist wichtig, dass wir auf die Leute zugehen und ihre Fragen beantworten“, meint Niklaus später, während sie ihren Blick durch den Raum schweifen lässt. Sie ist wachsam, stets auf dem Sprung, um Neuankömmlinge am Stand zu begrüßen. „Wir können als Kirche nicht zuhause sitzen und nichts tun.“ Die Worte sind noch nicht verklungen, da schließt sich ihre Hand zur Faust. Man merkt: Die Sache der Kirche liegt ihr am Herzen.
Gott hält die Verbindung
Niklaus und Schöller sind engagierte Seelsorger zu sein. Sie werden nicht müde, Heiratswillige über das Ehesakrament, Ehevorbereitungsseminare und Gesprächstraining für Paare aufzuklären. Oder zur Mitgestaltung des Traugottesdienstes zu ermutigen. Immer wieder deuten sie mit dem Zeigefinger auf die Holzboxen neben ihrem Stand. Dort dürfen die Besucher nach einem passenden Trauspruch oder Fürbitten stöbern. „Wer plant, kirchlich zu heiraten, bekommt zur Vorbereitung Hilfestellung bei uns“, umschreibt Niklaus ihre Arbeit. Und Hilfestellung ist nötig. Manchen Paaren seien die Bedingungen, die an eine kirchliche Trauung geknüpft sind, keineswegs bekannt.
Über vier Stunden steht Johanna Niklaus nun schon am Stand. Gleich kommt ihre Ablösung. Dann will sie zu einem Streifzug durch die Ausstellung starten. Bis es soweit ist, beantwortet sie jedoch eine letzte Frage: Was hat es eigentlich mit der Wäscheklammer auf sich? Niklaus tippt mit ihrem Zeigefinger auf die Vorderseite der Klammer: „Hier haben wir eine Frau“, – dann dreht sie die Klammer um – „und hier einen Mann. Zusammengehalten werden die beiden Hälften durch einen Draht. Dieser symbolisiert Gott. Gott hält die Verbindung.“
Der Hochzeitsstand der Diözese wird bis Anfang Februar noch bei vier weiteren Hochzeitsmessen vertreten sein.