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    Betrachtung zum Sonntagsevangelium von Dirk Rudolph, Würzburg

    Gott greift ein

    Betrachtung zum Sonntagsevangelium von Dirk Rudolph, Würzburg
    Evangelium
    Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
    Matthäus 1,18–24
     
    Noch knapp eine Woche bis Weihnachten. Die Vorbereitungen für den Heiligen Abend und die anschließenden Festtage laufen auf Hochtouren. Das Ganze will gut geplant sein.
    Im heutigen Evangelium wird dagegen sehr deutlich, dass bei Gott andere Maßstäbe gelten, die sich jenseits von menschlichem Planen bewegen. Da wird von Maria und Josef berichtet, die sich auf ein gemeinsames Leben vorbereiten. Doch dann kommt plötzlich alles anders. Maria ist schon schwanger. Wie groß muss wohl für Josef damals der Schock gewesen sein. Wie konnte das sein? Anstatt sich aber in Anschuldigungen und Vorwürfen in Richtung Maria zu verlieren, wählt er die rücksichtsvolle Variante. Eine Trennung von seiner Verlobten in aller Stille, ohne intime Fragen, ohne Bloßstellung, ohne Anschuldigung.
    Doch damit war die Sache nicht erledigt. Jetzt ging es erst richtig los. Im Traum erscheint ein Engel, der Josef in das göttliche Geheimnis einweiht. Er soll Maria zur Frau nehmen, auch wenn das Kind nicht von ihm ist. Sie sollen weiter zusammenleben und die Geburt des Gottessohnes gemeinsam vorbereiten. Hier wird der Plan Gottes offenbar. Und Josef ist neben Maria der entscheidende Mensch, damit dieser göttliche Plan in Erfüllung gehen kann.
    Wer hätte nicht tiefstes Verständnis für ihn gezeigt, wenn er sich in dieser Situation gegen den Willen Gottes aufgelehnt hätte. Warum ausgerechnet er? Warum eine göttliche Geburt unter so hochsensiblen Umständen?
    Keine Reaktion von Josef. Er stellt sich ohne Protest in den Dienst Gottes. Er ist sozusagen das gesellschaftliche Fundament für dieses Vorhaben. Denn wer hätte gegenüber einer allein stehenden Frau mit einem unehelichen Kind auch nur einen Funken Rücksicht gezeigt? Für Josef ändern sich die Prioritäten. Nicht sein eigenes Leben steht im Mittelpunkt, sondern die tiefe Liebe zu Maria und zu Gott. So nimmt er Maria zur Frau und wird so zum Vater und Beschützer des Gotteskindes.
    Mit Macht und Gewalt bricht Gott in das Leben von Menschen ein, so wie er es bei Josef getan hat. Eigene Vorhaben lösen sich scheinbar in Luft auf. Gerade in schwierigen Situationen spüre ich die ganze Härte des menschlichen Lebens. Gottes Plan erscheint mir völlig unverständlich und auf meine Fragen erhalte ich keine Antwort. Noch härter wird es bei Krankheit, Leid und Tod. Da kann ich nichts mehr erklären oder begründen.
    Gott greift in mein Leben ein. Er wird der Immanuel – der Gott mit uns. Er ist der Handelnde. Er durchkreuzt mein Leben, gibt die Richtung an. Und wie Josef werde ich mit diesem Eingreifen Gottes konfrontiert. Das ist für mich die zentrale Botschaft des Weihnachtsfestes. Mit diesem Hintergrund wird das ganze vorweihnachtliche Treiben relativiert. Es geht nicht um unsere eigene Harmonie, sondern um den Anspruch Gottes an mein Leben. Gebe ich Gott den Raum, dass er in mein Leben eingreifen kann? Erreicht seine Botschaft mein Herz?
    Diese Sichtweise darf nicht missverstanden werden. Es geht nicht um ein völliges Hinterfragen der Vorbereitungen auf die Festtage. Nur die Grundbotschaft von Weihnachten darf nicht vergessen werden. Ich selbst kann in meiner Familie, unter Freunden und am Arbeitsplatz darauf hinweisen, was wir eigentlich an Weihnachten feiern.
    Auch wenn ich es mir fest vornehme, so vermute ich, dass die kommenden Tage vor Weihnachten doch wieder hektisch und turbulent werden. So hoffe ich, dass ich trotzdem täglich Zeit finde, um mir in Stille denn Sinn des Festes vor Augen zu halten.
     
    Der Autor ist Pastoralreferent und arbeitet als Referent für Ministrantenarbeit und liturgische Bildung.