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    Gipsarm und Knochenkino

    Da haben wir hier ein Instrument – was macht man denn damit?“ Fragend blickt Kinderkrankenschwester Birgit Leichtlein von der Würzburger Missio-Kinderklinik in die Runde von acht Kindern.
     Im Halbkreis stehen die Fünf- bis Siebenjährigen aus einem Kindergarten im Landkreis Main-Spessart im Halbkreis um sie herum und schauen sie fragend an. Dann meldet sich ein Junge: „Man schaut in die Ohren“. „Ja, genau“, freut sich Leichtlein.
    „Jetzt muss ich bloß noch wissen wie das heißt“. „Der Paul weiß das“, verrät Kindergärtnerin Sonja Adler, und schaut ihren kleinen Schützling auffordernd an. Aber der kleine Junge will das Wort Orthoskop nicht sagen, drückt sein Gesicht ängstlich in den Schoß der Mutter. „Er hat schon einige Krankenhauserfahrungen hinter sich“, erzählt diese. „Und je nach den Untersuchungen, die gemacht werden mussten fand er das manchmal schon ziemlich unangenehm, er konnte auch nicht verstehen, was da passiert.“ Angst vor dem Krankenhaus – damit es so weit für die anderen Kinder der Gruppe vielleicht gar nicht erst kommt, dafür ist Sonja Adler heute mit ihnen hier.
    „Der Krankenhausbesuch wird für die Vorschulkinder schon seit einigen Jahren bei uns angeboten“. Jedes Jahr kommt sie also mit einer Vorschulgruppe hierher, diesmal noch begleitet von drei Müttern: „Das ist so eine tolle Geschichte für die Kinder, eine so tolle Erfahrung, hier einmal herkommen zu können, ohne gleich Patient zu sein! Sie können dabei in einem relativ geschützten Rahmen alles kennenlernen, alles fragen“.   

    Sich pieksen lassen

    Und – nicht zuletzt – auch ausprobieren. Nach dem Orthoskop stellt Birgit Leichtlein im Untersuchungszimmer beispielsweise noch das Stethoskop und diverse andere Geräte vor, dann dürfen aber alle auch einmal in ein Ohr blicken, dem Herzschlag eines anderen Kindes lauschen. Nun geht’s weiter ins Labor. Und hier wird es auch schon gefährlich: „Wer traut sich denn, sich mal pieksen zu lassen?“, fragt Leichtlein. Waren beim Blutdruckmessen vorher noch alle ganz vorne dabei, ist die Resonanz nun eher verhalten. Einzig Sara meldet sich.   Ganz tapfer. Den Stich in den Finger erträgt sie ohne mit der Wimper zu zucken, und als das Blut dann über die ganze Hand fließt, setzt sie sich zwar doch lieber mal hin, starrt  aber auch fasziniert auf das Röhrchen, in dem eine Schwester nun ein wenig Blut auffängt. Ihre kleinen Kameraden betrachten in angemessener Ehrfurcht, was da vor sich geht. Das Röhrchen kommt dann in eine geheimnisvolle Maschine, die schließlich einen Zettel mit den Blutwerten ausspuckt. „Alles im Optimalbereich!“, verkündet die Schwester – und Sara darf gleich mit ins Nebenzimmer kommen und sich ein Geschenk als Belohnung für ihre Tapferkeit aussuchen.  

    Im Knochenkino

    Weiter geht es ins Knochenkino. Da werden nun Röntgenbilder auf eine Leinwand projiziert, und die Kinder dürfen raten, um was es geht: ein gebrochenes Bein, ein gebrochener Arm, jemand hat einen Würfel verschluckt, ein anderer gar einen Reißnagel. Und es ist erstaunlich, wie gut sich diese Fünf- bis Siebenjährigen mit der menschlichen Anatomie auskennen, wie treffsicher sie die jeweilige Diagnose stellen.   An der nächsten Station wird wieder ein Freiwilliger gebraucht – diesmal aber für eine ganz unblutige Präsentation. Sonja Adler muss auszählen, so begeistert sind die Kinder hier dabei. Nico trifft es: er bekommt den rechten Arm in Gips gelegt. Eine Schwesternschülerin umwickelt den Arm mit verschiedenen Schichten von Gaze und Folie, bevor schließlich der nasse Gipsverband darüber gelegt wird. „Das ist ja ganz warm“, wundert sich Nico, und bekommt erklärt, das müsse so sein, damit der Gips schneller trockne. Und wirklich, schon nach wenigen Minuten ist der Gips hart!   Währenddessen stehen mit großen Augen die anderen Kinder um Nico herum, jeder will mal auf den Gips klopfen, jeder mal an der Gaze zupfen. „Da wird deine Mama heute Abend einen Schreck bekommen“, meint die Schwester augenzwinkernd – aber Nico ist so ganz wohl dann doch nicht mit seinem Gips, und er plädiert dafür, ihn lieber gleich wieder abzunehmen.   

    Entspannung

    Und die nächste Attraktion steht auf dem Programm: Entspannung im Snoezelen-Raum. Bei gedimmtem Licht und sanfter Musik mit Vogelzwitschern genießen die Kinder das sanfte Schaukeln eines Wasserbetts und beobachten fasziniert die Lichteffekte, die eine Spiegelkugel an der Decke erzeugt. Ruhe breitet sich aus. Doch um wirklich einzudösen reicht die Zeit nicht – denn die Klinik-Clowns warten ja schon! Die verteilen nun rote Nasen, fangen frische Luft im Luftballon ein und haben auch sonst noch allerhand Tricks auf Lager. Spätestens jetzt sind alle überzeugt: so schlimm kann Krankenhaus gar nicht sein.
    „Wir hatten bisher noch kein Kind, das nicht mit wollte, die Kinder sind in der Regel alle begeistert“, berichtet denn auch Sonja Adler. Ein schönes Beispiel ist Nico, der die Erfahrung mit dem Gips nun im Nachhinein nicht missen möchte: „Das fühlte sich ganz dick an“, sinniert er, „aber auch angenehm. Und ich wollte das mal ausprobieren“.  

    Erfahrungen

    Sara hat dagegen das Wasserbett am besten gefallen. Sie hätte jetzt auch keine Angst mehr, wenn sie mal ins Krankenhaus müsste, meint sie, „oder nicht mehr so viel“. Sie erinnert sich ans Pieksen: „Es hat weh getan, als es gepikst hat, und als das Blut dann in das Röhrchen floss, das war gruselig. Aber es ging ganz schnell“.    Ob auch Paul nun ein bisschen entspannter ist als vorher? „Nein, nicht wirklich. Ich denke nur, er hat vielleicht gesehen, dass nicht immer gleich etwas mit ihm sein muss, mit Blutabnehmen und so weiter“, sagt seine Mutter. Das war eigentlich der Grund, warum sie unbedingt wollte, dass er mitgeht.   Vieles sei für die Kinder nun eben auch verständlicher, vermutet Birgit Leichtlein, da sie es ohne Schmerzen und ohne wirklich selbst betroffen zu sein erklärt bekamen. „Wie sich das verhält, wenn sie dann tatsächlich einmal als Patienten ins Krankenhaus gehen müssen, das werden wir sehen“, ergänzt sie lächelnd.   Spannend sei es jedenfalls gewesen, meint die kleine Lina, und am besten gefallen haben ihr die Klinik-Clowns. So viel Angst vor dem Krankenhaus habe sie jetzt auch nicht mehr, „aber“, setzt sie ein bisschen zögernd hinzu, „ich will eigentlich trotzdem nicht krank sein ...“   Andrea Braun   Ansprechpartnerin: Birgit Leichtlein (Berufsfachschule für Kinderkrankenpflege); E-Mail „birgit.leichtlein@missioklinik.de“; Internet „www.kwm-missioklinik.de“.